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„Wenn es monatelang 40 Grad heiß ist, kollabieren auch die Nazis“
Inflation, Nazis, Donald Trump und Krieg – all das sind nebensächliche Themen, über die man eine Kolumne schreiben könnte. Doch der Klimawandel stellt sie alle in den Schatten, weiß Michi Herl.
Will eine Kolumne zu einer guten Kolumne werden, sollte sie sich zwischen zwei Themenbereichen entscheiden. Sie befasse sich entweder mit wirklich Wichtigem oder mit absolut Nebensächlichem, das erst eine Relevanz erfährt, wenn es zum Gegenstand einer Kolumne wird. Das sind die zwei Pole. Was dazwischen dümpelt, taugt nichts. Lassen Sie mich gemäß dieser Theorie mal einige Nebensächlichkeiten aufzählen. Es wären da die Inflation, die Nazis von der AfD in den deutschen Parlamenten, die Flüchtlingskrise, der Präsidentschaftswahlkampf in den USA, die weltweite Sympathie der Bevölkerungen für Despoten, der Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie der Krieg im Nahen Osten. So. Das wären die wichtigsten Unwichtigkeiten.
„Kamala, jetzt übertreibst Du’s aber“
Auf der anderen Seite findet sich nur ein einziges Thema: der Klimawandel. Seine Bedeutung erkennt man schon daran, dass der von Rechtsnationalen wie der AfD, der österreichischen FPÖ oder Donald Trump, der seine Sachkompetenz in wissenschaftlichen Fragen schon dadurch unter Beweis stellte, als er während der Corona-Pandemie anregte, den Erkrankten Desinfektionsmittel zu injizieren, infrage gestellt wird. Das alles sind eindeutige Beweise für die Wichtigkeit eines Themas.
Und in der Tat: Der Klimawandel stellt alles andere in den Schatten. Wenn es entweder monatelang 40 Grad heiß ist oder aber Wassermassen nie gekannten Ausmaßes vom Himmel stürzen, werden wir alle zu Flüchtlingen, ersaufen oder kollabieren auch die Nazis, will und kann weder im Donbass noch im Gazastreifen niemand mehr schießen, und Donald Trump ist längst zwischen dem 5. und 6. Loch seines Golfplatzes in West Palm Beach ersoffen, weil ganz Florida überflutet wurde. Seine letzten Worte sollen dann gewesen sein: „Kamala, now you‘re overdoing it“, Kamala, jetzt übertreibst Du’s aber.
Und was hat das mit Frankfurt zu tun?
Fehlt noch was? Ach ja. Die Inflation. Welche Inflation? Hä? Da war doch was. Richtig. „Crisis? What crisis“ lautete der Titel einer LP von Supertramp. Noch zweimal hä? Ach ja. Also: Für die Jüngeren unter uns: Eine LP war eine Langspielplatte und Supertramp eine Musikkapelle aus England. Und die LP erschien im Jahre 1975. Also zu einer Zeit, als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon eindringlich vor einer Klimakatastrophe warnten, alle betroffen mit dem Kopf nickten – aber nichts dagegen taten. So ähnlich wie heute.
Klimakrise? Welche Klimakrise? So denken offensichtlich nicht nur Faschisten, sondern viele andere auch. Sonst würden sie schließlich handeln. Von der vielgescholtenen Politik jedenfalls kann man nicht viel erwarten – denn sie kann nicht viel tun. Angesichts des Unwillens der Bevölkerung blieben höchstens Verbote. Die jedoch werden erst verhängt werden, wenn es zu spät ist. Viel zu spät. So weit, so gut. Aber nun befinden wir uns auf einer Webseite namens „JOURNAL FRANKFURT“. Was also soll dies alles mit uns hier zu tun haben? Sorry, liebe Leute, das müsst Ihr nun schon selbst entscheiden. Jeder und jede für sich im eigenen kleinen Dasein. Es ist jedenfalls viel mehr, als Sie denken.
Auf der anderen Seite findet sich nur ein einziges Thema: der Klimawandel. Seine Bedeutung erkennt man schon daran, dass der von Rechtsnationalen wie der AfD, der österreichischen FPÖ oder Donald Trump, der seine Sachkompetenz in wissenschaftlichen Fragen schon dadurch unter Beweis stellte, als er während der Corona-Pandemie anregte, den Erkrankten Desinfektionsmittel zu injizieren, infrage gestellt wird. Das alles sind eindeutige Beweise für die Wichtigkeit eines Themas.
Und in der Tat: Der Klimawandel stellt alles andere in den Schatten. Wenn es entweder monatelang 40 Grad heiß ist oder aber Wassermassen nie gekannten Ausmaßes vom Himmel stürzen, werden wir alle zu Flüchtlingen, ersaufen oder kollabieren auch die Nazis, will und kann weder im Donbass noch im Gazastreifen niemand mehr schießen, und Donald Trump ist längst zwischen dem 5. und 6. Loch seines Golfplatzes in West Palm Beach ersoffen, weil ganz Florida überflutet wurde. Seine letzten Worte sollen dann gewesen sein: „Kamala, now you‘re overdoing it“, Kamala, jetzt übertreibst Du’s aber.
Fehlt noch was? Ach ja. Die Inflation. Welche Inflation? Hä? Da war doch was. Richtig. „Crisis? What crisis“ lautete der Titel einer LP von Supertramp. Noch zweimal hä? Ach ja. Also: Für die Jüngeren unter uns: Eine LP war eine Langspielplatte und Supertramp eine Musikkapelle aus England. Und die LP erschien im Jahre 1975. Also zu einer Zeit, als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon eindringlich vor einer Klimakatastrophe warnten, alle betroffen mit dem Kopf nickten – aber nichts dagegen taten. So ähnlich wie heute.
Klimakrise? Welche Klimakrise? So denken offensichtlich nicht nur Faschisten, sondern viele andere auch. Sonst würden sie schließlich handeln. Von der vielgescholtenen Politik jedenfalls kann man nicht viel erwarten – denn sie kann nicht viel tun. Angesichts des Unwillens der Bevölkerung blieben höchstens Verbote. Die jedoch werden erst verhängt werden, wenn es zu spät ist. Viel zu spät. So weit, so gut. Aber nun befinden wir uns auf einer Webseite namens „JOURNAL FRANKFURT“. Was also soll dies alles mit uns hier zu tun haben? Sorry, liebe Leute, das müsst Ihr nun schon selbst entscheiden. Jeder und jede für sich im eigenen kleinen Dasein. Es ist jedenfalls viel mehr, als Sie denken.
15. Oktober 2024, 10.28 Uhr
Michi Herl
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