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Theater-Tipp
Auf der Frankfurter Volksbühne brechen gefährliche Zeiten an
Die Volksbühne im Großen Hirschgraben zeigt noch bis Ende Januar 2024 Goethes Versepos „Reineke Fuchs“ in einer großartigen Bühnenadaption. Der JOURNAL-Theater-Tipp.
Es sind gefährliche Zeiten. Davor warnt schon am Anfang dieser Inszenierung ein Chor, bestehend aus fast allen Schauspielerinnen und Schauspielern. Schließlich wird das Tierreich heimgesucht von Gaunereien, Übergriffen und sogar Verbrechen. Goethes Versepos, basierend auf mittelalterlichen Volkserzählungen, stellt den Übeltäter selber in den Fokus: Reineke Fuchs. Immer neue Untaten begeht er. Doch immer wieder gelingt es ihm – als schlauem Fuchs – einer Bestrafung zu entgehen.
Erst als Reineke dann auch noch eine Henne reißt, muss König Nobel einschreiten. Er entsendet Boten zu Reineke, die ihn vor Gericht bringen sollen. Zwar warnt der Chor noch, wie im antiken Theater: „Ich rate zur Vorsicht / Reineke ist falsch und boshaft.“ Doch es hilft nichts. Der Fuchs führt zwei der Königsboten in die Irre. Und als er schließlich doch vor Gericht steht, kann er seinen Kopf sprichwörtlich aus der Schlinge ziehen. So entgeht er vorerst der Gefahr. Für den Rest der Tierwelt bleiben es gefährliche Zeiten.
Brillantes Schelmenstück bis ins kleinste Detail
Goethes Versepos zeigt damit einen Bösewicht und Helden gleichermaßen. Obwohl Reineke der Gesellschaft schadet, legt er nämlich auch ihre Unzulänglichkeiten offen. So ist er etwa vergleichbar mit Till Eulenspiegel: Er ist ein Schelm. Die Bühnenadaption der Volksbühne macht dieses Schelmenhafte deutlich. Grimm’sche Hausmärchen und Orwell’sche Tierfabel verbinden sich zu einem Schelmenstück. Und wirkliche Beachtung verdient dabei die Inszenierung. Denn bis in die Nebenrollen sind die Figuren hervorragend gespielt.
Bis ins kleinste Detail greifen Bühnenbild und Kostüm, Musik und Chor ineinander. Und immer wieder ragen einzelne Momente mit besonderer Brillanz hervor: Wie etwa Reineke mit diabolischer Rhetorik – die Shakespeares Richard III in nichts nachsteht – den König von der Urteilsvollstreckung abbringt. Wie in einem Schockmoment noch eine weitere Leiche auftaucht. Wie Reineke und Isegrim, der Wolf, einen Zweikampf in Zeitlupe austragen und ihre Sekundanten wie bei einer Sportberichterstattung kommentieren. Mehr kann man an dieser Stelle nicht über die Inszenierung sagen. Man muss sie sehen.
Erst als Reineke dann auch noch eine Henne reißt, muss König Nobel einschreiten. Er entsendet Boten zu Reineke, die ihn vor Gericht bringen sollen. Zwar warnt der Chor noch, wie im antiken Theater: „Ich rate zur Vorsicht / Reineke ist falsch und boshaft.“ Doch es hilft nichts. Der Fuchs führt zwei der Königsboten in die Irre. Und als er schließlich doch vor Gericht steht, kann er seinen Kopf sprichwörtlich aus der Schlinge ziehen. So entgeht er vorerst der Gefahr. Für den Rest der Tierwelt bleiben es gefährliche Zeiten.
Goethes Versepos zeigt damit einen Bösewicht und Helden gleichermaßen. Obwohl Reineke der Gesellschaft schadet, legt er nämlich auch ihre Unzulänglichkeiten offen. So ist er etwa vergleichbar mit Till Eulenspiegel: Er ist ein Schelm. Die Bühnenadaption der Volksbühne macht dieses Schelmenhafte deutlich. Grimm’sche Hausmärchen und Orwell’sche Tierfabel verbinden sich zu einem Schelmenstück. Und wirkliche Beachtung verdient dabei die Inszenierung. Denn bis in die Nebenrollen sind die Figuren hervorragend gespielt.
Bis ins kleinste Detail greifen Bühnenbild und Kostüm, Musik und Chor ineinander. Und immer wieder ragen einzelne Momente mit besonderer Brillanz hervor: Wie etwa Reineke mit diabolischer Rhetorik – die Shakespeares Richard III in nichts nachsteht – den König von der Urteilsvollstreckung abbringt. Wie in einem Schockmoment noch eine weitere Leiche auftaucht. Wie Reineke und Isegrim, der Wolf, einen Zweikampf in Zeitlupe austragen und ihre Sekundanten wie bei einer Sportberichterstattung kommentieren. Mehr kann man an dieser Stelle nicht über die Inszenierung sagen. Man muss sie sehen.
13. November 2023, 10.20 Uhr
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun, geboren 1993, studierte Englisch und Geschichte an der Goethe-Universität. Seit 2020 leitet er das Theater-Ressort des Journal Frankfurt. Mehr von Julian
Mackenthun >>
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