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Streaming-Tipp im September
Lady in the Lake
Überbordend und hintergründig: Lady in the Lake – Eine Kriminalgeschichte zwischen Drama, Verbrechen, Diskriminierungsschemata und Gesellschaftskritik. Die Serie ist bereits streambar bei Apple TV+.
Es ist lediglich eine flüchtige, aber folgenreiche Begegnung: Im Baltimore der 1960er Jahre macht Maddie Schwartz (Natalie Portman) die letzten Einkäufe für das koschere Thanksgiving-Dinner am Abend und bleibt plötzlich wie gebannt vor dem Schaufenster eines Kaufhauses stehen. Dort steht das schwarze Modell Cleo Johnson (Moses Ingram), die als lebendige Schaufensterpuppe ein gelbes Abendkleid präsentiert. Ein kurzer Augenkontakt zwischen beiden Frauen, und der stressige Alltag nimmt seinen Lauf.
Inszenierung ist geradezu überbordend
Am Rande einer Thanksgiving-Parade verschwindet kurz darauf ein kleines jüdisches Mädchen spurlos, und auch Cleo Johnson wird schon bald einem Verbrechen zum Opfer fallen. Maddie Schwartz schlittert derweil in eine tiefe Sinneskrise und krempelt schließlich ihr Leben vollständig um. Die Serienadaption des gleichnamigen Buchs von Laura Lippman durch die israelisch-US amerikanische Regisseurin Alma Har‘el ist thematisch und inszenatorisch bisweilen geradezu überbordend, weshalb gerade die ersten Episoden dem Zuschauer einiges abverlangen.
Parallelen zweier persönlicher Dramen
Ohne Erklärungen zieht die Serie in die manisch-depressiven Leben der beiden Protagonistinnen Maddie und Cleo – hier eine frustrierte Hausfrau, von alten Traumata geplagt, an zerplatzten Lebensträumen zugrunde gehend; dort eine zwischen mehreren Jobs und einer dysfunktionalen Ehe zerriebene Frau, die persönliche Aspirationen stets hintenanstellen musste.
Serie thematisiert gesellschaftliche Ausgrenzung
An ihrer Geschichte exerziert „Lady in the Lake“ derweil die gesellschaftlichen Zumutungen, denen die ungleichen, dann aber doch nicht so verschiedenen Frauen ausgesetzt sind, durch: Sexismus, Klassismus, Rassismus und Antisemitismus. In kaum einer Serie kann man wohl eine gelungenere Auseinandersetzung über die jeweiligen Diskriminierungsschemata der Mehrheitsgesellschaft gegenüber unterschiedlichen marginalisierten Gruppen sehen. Und gerade im letzten Drittel brilliert die Serie mit hintergründigen Überlegungen hinsichtlich der Deutungshoheit solcher Opfererzählungen.
Am Rande einer Thanksgiving-Parade verschwindet kurz darauf ein kleines jüdisches Mädchen spurlos, und auch Cleo Johnson wird schon bald einem Verbrechen zum Opfer fallen. Maddie Schwartz schlittert derweil in eine tiefe Sinneskrise und krempelt schließlich ihr Leben vollständig um. Die Serienadaption des gleichnamigen Buchs von Laura Lippman durch die israelisch-US amerikanische Regisseurin Alma Har‘el ist thematisch und inszenatorisch bisweilen geradezu überbordend, weshalb gerade die ersten Episoden dem Zuschauer einiges abverlangen.
Ohne Erklärungen zieht die Serie in die manisch-depressiven Leben der beiden Protagonistinnen Maddie und Cleo – hier eine frustrierte Hausfrau, von alten Traumata geplagt, an zerplatzten Lebensträumen zugrunde gehend; dort eine zwischen mehreren Jobs und einer dysfunktionalen Ehe zerriebene Frau, die persönliche Aspirationen stets hintenanstellen musste.
An ihrer Geschichte exerziert „Lady in the Lake“ derweil die gesellschaftlichen Zumutungen, denen die ungleichen, dann aber doch nicht so verschiedenen Frauen ausgesetzt sind, durch: Sexismus, Klassismus, Rassismus und Antisemitismus. In kaum einer Serie kann man wohl eine gelungenere Auseinandersetzung über die jeweiligen Diskriminierungsschemata der Mehrheitsgesellschaft gegenüber unterschiedlichen marginalisierten Gruppen sehen. Und gerade im letzten Drittel brilliert die Serie mit hintergründigen Überlegungen hinsichtlich der Deutungshoheit solcher Opfererzählungen.
2. September 2024, 10.14 Uhr
Daniel Urban
Daniel Urban
Daniel Urban schreibt seit 2022 für das JOURNAL FRANKFURT mit dem Schwerpunkt TV und Streaming. Mehr von Daniel
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