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Foto: „Der Spaziergang“, 1870/Digital image courtesy of the Getty’s Open Content Program
Foto: „Der Spaziergang“, 1870/Digital image courtesy of the Getty’s Open Content Program

Städel Frankfurt

„Ich bin einer des achtzehnten Jahrhunderts“

Der französische Maler Pierre-Auguste Renoir zählt zu den herausragenden Künstlern des Impressionismus. In der großen Ausstellung „Renoir. Rococo Revival“ wird seine Beschäftigung mit dem Rokoko beleuchtet.
Seit vielen Jahren setzt sich das Städel Museum Frankfurt mit unbeleuchteten Facetten der Kunstgeschichte auseinander. In einer großen Schau würdigt es nun das Schaffen Pierre-Auguste Renoirs (1841-1919) und wirft ein Schlaglicht auf seine Bezüge zur Malerei des Rokoko. „Ich bin einer des achtzehnten Jahrhunderts“, sagte Renoir. Er sah sich selbst künstlerisch auf einer Stufe mit Watteau und Fragonard. Als Porzellanmaler ausgebildet war er bestens mit der Motivwelt dieser und anderer Künstler des 18. Jahrhundert vertraut. Galt die Malerei des Rokoko nach der Französischen Revolution zunächst als frivol und unmoralisch, so erlebte sie im 19. Jahrhundert eine Wiederbelebung.

Renoirs Werke zeichnen sich durch ihre leuchtende Farbigkeit aus. In duftiger, skizzenhafter Malweise hält er Menschen beim Flanieren, in Gartenanlagen oder beim Rudern fest. Es sind Gemälde einer sorgenfreien Welt, die sich dem Amüsement und der Zerstreuung hergibt. Diese Motive waren auch im Rokoko sehr geläufig, wie zum Beispiel auch das Boudoir, ein Rückzugsort für die Dame des gehobenen Pariser Bürgertums. Während in der Malerei des Rokoko noch das Lesen als Hinweis auf Bildung und Stand galt, hat bei Renoir diese Tätigkeit eine andere Funktion. Der Maler nutzt das Motiv, um seine Modelle in einem intimen Moment der Konzentration zu zeigen.

Der Begriff des Rokoko war im 18. Jahrhundert noch nicht gebräuchlich. Er etablierte sich erst im frühen 19. Jahrhundert und ist eine Wortschöpfung aus rocaille (frz. für Muschelwerk), coquille (frz. für Muschel) und barocco (ital. für Barock). Die zunehmende Sichtbarkeit in öffentlichen Ausstellungen und Sammlungen beförderte die Wiederentdeckung der Kunst: Im Juli 1860 wurde eine Sonderschau zur Kunst des französischen 18. Jahrhunderts eröffnet, die große Beachtung fand. Der Stil erfuhr einen derart großen Aufschwung, dass man heute von einem „Rococo-Revival“ im 19. Jahrhundert spricht.

Renoirs künstlerische Verbindungen zum Rokoko erwiesen sich bereits zu Beginn seiner Karriere als besonders eng und sollten bis zum Ende seines Lebens nicht abreißen. Inspirationen lieferte Renoir die Sammlung des Louvre, in dessen Nachbarschaft er zwischen 1845 und 1865 lebte. Dort sah er Antoine Watteaus „Einschiffung nach Kythera“, von der es drei Bildfassungen gibt. Die früheste von 1709/10 befindet sich im Städel und ist in der Ausstellung zu sehen. Hier wird Renoirs Auseinandersetzung mit dem Rokoko besonders deutlich. Es wird zusammen mit seinem Gemälde „Der Spaziergang“ von 1870 präsentiert.

Die Ausstellung ist die erste große Renoir-Ausstellung in Deutschland seit über 25 Jahren. Sie zeigt Renoirs Verbindungen zum Rokoko auf mehreren Ebenen: gesellschaftspolitisch, biografisch, motivisch und maltechnisch. 132 Exponate sind zu sehen, davon 71 Werke von Renoir. Bemerkenswert ist, dass ein Viertel aller Werke aus dem Bestand des Städel stammen. Auf zwei Leihgaben aus Russland wurde kurzfristig verzichtet, teilt Städel-Direktor Philipp Demandt mit. Man wolle vor allem die Sicherheit der Kollegen und der Kunstwerke gewährleisten.


>>„Renoir. Rococo Revival. Der Impressionismus und die französische Kunst des 18. Jahrhunderts“, 2. März bis 19. Juni.
 
1. März 2022, 17.09 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
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