Partner
Jubiläum im Bockenheimer Titania
Seit 40 Jahren Freies Schauspiel Ensemble
Nach einer ersten Inszenierung in der Alten Oper wurde 1984 das Freie Schauspiel Ensemble gegründet. Nun, am 5. Oktober, feiert das Theater sein vierzigjähriges Bestehen im Bockenheimer Titania.
Theater machen sie für diejenigen Menschen, die sich mit sich selbst und mit der Gesellschaft auseinandersetzen, die nicht einfach zufrieden sind, so zu sein, wie sie sind, bei denen das Leben nicht einfach seinen Gang geht, sondern für diejenigen, die nach vorne gehen, die sich selbst und die Gesellschaft weiterentwickeln möchten – so beschreibt es Reinhard Hinzpeter.
Gemeinsam mit Bettina Kaminski leitet er das Freie Schauspiel Ensemble, das er 1984 mit sechs Gleichgesinnten gründete. Nach einigen Jahren der Arbeit an verschiedenen Stadttheatern hatten sie genug von einem allzu geregelten Theaterbetrieb, dem Abonnement-Druck und der Arbeit in oft zusammengewürfelten Ensembles mit unterschiedlichen Auffassungen von Textarbeit, vom Inszenieren und Spielen.
Stattdessen wollten sie ein freieres Theater entwickeln, in einer Gruppe zusammenarbeiten, die ein künstlerisches Verständnis teilt. Die Vorgeschichte des Freien Schauspiel Ensembles begann darauf mit einer einzelnen Inszenierung – sie begann mit einem Untergang.
Von Heidelberg nach Frankfurt in die Alte Oper
1984 hatte Reinhard Hinzpeter gerade am Stadttheater Heidelberg Hans Magnus Enzensbergers Verskomödie „Der Untergang der Titanic“ inszeniert, als er in Frankfurt Ulrich Schwab über den Weg lief, dem damaligen Verwaltungsdirektor der Alten Oper. Die beiden kannten sich bereits durch Hinzpeters Arbeit für das Schauspiel Frankfurt. Schwab erzählte, dass er gerade ein Großprojekt an der Alten Oper plane, den Untergang der Titanic.
Das sei ja ein Zufall, sagte Hinzpeter. Den Untergang der Titanic habe er gerade erst in Heidelberg inszeniert. Eins kam zum anderen, und Hinzpeter holte seine Inszenierung, teilweise sogar mit der Heidelberger Besetzung, an die Alte Oper. Auch dort ging die Titanic zuletzt unter. Doch Hinzpeter und seinen Mitstreitern ging die Idee auf, es nicht bei dieser einen Produktion zu belassen.
1984 vor der Alten Oper – untere Reihe: Dagmara Casse, Jane Hempel, Ernst-Leopold Strachwitz,
April Hailer, obere Reihe: Axel Siefer, Reinhard Hinzpeter, Georg Weber, Hermann Josephs © Kaleb Utecht
Frei vom staatlich geregelten Theater und Schauspiel als Ensembleleistung
Stattdessen gründeten sie ihre eigene Theatergruppe: das Freie Schauspiel Ensemble. Schon der Name sollte ihr Vorhaben auf den Punkt bringen – die Freiheit von den Zwängen eines staatlich geregelten Theaters sowie das Schauspiel als eine Ensembleleistung. Dieses Vorhaben zeigt sich auch an Bettina Kaminski, der jetzigen Co-Leiterin.
Als Nachwuchsschauspielerin stieß sie noch während ihres Schauspielstudiums zu dem Ensemble, zuerst nur in einer Nebenrolle mit zwei Sätzen, einer Brille und humpelndem Gang. Bald jedoch wurde sie festes Ensemblemitglied, schließlich auch Co-Theaterleiterin und Regisseurin. Regie führt sie aber nie, wenn sie auch spielt – die Inszenierungen sollen Ensembleleistungen bleiben.
Neben Reinhard Hinzpeter ist auch Gerd Friedrich seit den Anfängen dabeigeblieben. Als Bühnenbildner hat er über die vier Jahrzehnte unterschiedlichste Aufführungsräume für die Inszenierungen bearbeitet und Bühnenbilder dafür entworfen, von der ersten Station des Freien Schauspiel Ensembles in der Brotfabrik über Phasen der Wanderschaft, den großen Saal des Philanthropin im Frankfurter Nordend, in dem das Freie Schauspiel Ensemble siebzehn Jahre lang spielte, bis zum Titania in Frankfurt-Bockenheim, wo es im Jahr 2010 fest einzog.
Freies Schauspiel Ensemble: Vom Untergang der Titanic ins Bockenheimer Titania
Was mit dem Untergang der Titanic begann, führte damit – namentlich passend – ins Titania. Am 5. Oktober feiert das Theater dort sein rundes Jubiläum mit einer Revue von Szenen aus dem Repertoire, Speisen und Getränken sowie abschließender Musik und gemeinsamem Tanzen. Neben dem Geld für die Eintrittskarten soll auch ein Crowdfunding zur Finanzierung des Abends beitragen. Zu erwerben sind dabei unter anderem ein Schauspiel-Workshop, eine exklusive Theatervorstellung und ein Besuch bei den Proben von Gerhart Hauptmanns „Einsame Menschen“.
Die Inszenierung wird dann am 26. Oktober ihre Premiere im Titania feiern. „In dem Stück geht es um Menschen, die einander viel geben könnten“, sagt Reinhard Hinzpeter, „aber sie zweifeln an sich selbst.“ Man könnte sagen, wenn sie nicht selbst die Figuren eines Stücks wären, wären sie vielleicht genau die Menschen, für die das Freie Schauspiel Ensemble Theater macht.
Info
Eintrittskarten zur Jubiläumsfeier und der Link zum Crowdfunding sind hier zu finden.
Gemeinsam mit Bettina Kaminski leitet er das Freie Schauspiel Ensemble, das er 1984 mit sechs Gleichgesinnten gründete. Nach einigen Jahren der Arbeit an verschiedenen Stadttheatern hatten sie genug von einem allzu geregelten Theaterbetrieb, dem Abonnement-Druck und der Arbeit in oft zusammengewürfelten Ensembles mit unterschiedlichen Auffassungen von Textarbeit, vom Inszenieren und Spielen.
Stattdessen wollten sie ein freieres Theater entwickeln, in einer Gruppe zusammenarbeiten, die ein künstlerisches Verständnis teilt. Die Vorgeschichte des Freien Schauspiel Ensembles begann darauf mit einer einzelnen Inszenierung – sie begann mit einem Untergang.
1984 hatte Reinhard Hinzpeter gerade am Stadttheater Heidelberg Hans Magnus Enzensbergers Verskomödie „Der Untergang der Titanic“ inszeniert, als er in Frankfurt Ulrich Schwab über den Weg lief, dem damaligen Verwaltungsdirektor der Alten Oper. Die beiden kannten sich bereits durch Hinzpeters Arbeit für das Schauspiel Frankfurt. Schwab erzählte, dass er gerade ein Großprojekt an der Alten Oper plane, den Untergang der Titanic.
Das sei ja ein Zufall, sagte Hinzpeter. Den Untergang der Titanic habe er gerade erst in Heidelberg inszeniert. Eins kam zum anderen, und Hinzpeter holte seine Inszenierung, teilweise sogar mit der Heidelberger Besetzung, an die Alte Oper. Auch dort ging die Titanic zuletzt unter. Doch Hinzpeter und seinen Mitstreitern ging die Idee auf, es nicht bei dieser einen Produktion zu belassen.
1984 vor der Alten Oper – untere Reihe: Dagmara Casse, Jane Hempel, Ernst-Leopold Strachwitz,
April Hailer, obere Reihe: Axel Siefer, Reinhard Hinzpeter, Georg Weber, Hermann Josephs © Kaleb Utecht
Stattdessen gründeten sie ihre eigene Theatergruppe: das Freie Schauspiel Ensemble. Schon der Name sollte ihr Vorhaben auf den Punkt bringen – die Freiheit von den Zwängen eines staatlich geregelten Theaters sowie das Schauspiel als eine Ensembleleistung. Dieses Vorhaben zeigt sich auch an Bettina Kaminski, der jetzigen Co-Leiterin.
Als Nachwuchsschauspielerin stieß sie noch während ihres Schauspielstudiums zu dem Ensemble, zuerst nur in einer Nebenrolle mit zwei Sätzen, einer Brille und humpelndem Gang. Bald jedoch wurde sie festes Ensemblemitglied, schließlich auch Co-Theaterleiterin und Regisseurin. Regie führt sie aber nie, wenn sie auch spielt – die Inszenierungen sollen Ensembleleistungen bleiben.
Neben Reinhard Hinzpeter ist auch Gerd Friedrich seit den Anfängen dabeigeblieben. Als Bühnenbildner hat er über die vier Jahrzehnte unterschiedlichste Aufführungsräume für die Inszenierungen bearbeitet und Bühnenbilder dafür entworfen, von der ersten Station des Freien Schauspiel Ensembles in der Brotfabrik über Phasen der Wanderschaft, den großen Saal des Philanthropin im Frankfurter Nordend, in dem das Freie Schauspiel Ensemble siebzehn Jahre lang spielte, bis zum Titania in Frankfurt-Bockenheim, wo es im Jahr 2010 fest einzog.
Was mit dem Untergang der Titanic begann, führte damit – namentlich passend – ins Titania. Am 5. Oktober feiert das Theater dort sein rundes Jubiläum mit einer Revue von Szenen aus dem Repertoire, Speisen und Getränken sowie abschließender Musik und gemeinsamem Tanzen. Neben dem Geld für die Eintrittskarten soll auch ein Crowdfunding zur Finanzierung des Abends beitragen. Zu erwerben sind dabei unter anderem ein Schauspiel-Workshop, eine exklusive Theatervorstellung und ein Besuch bei den Proben von Gerhart Hauptmanns „Einsame Menschen“.
Die Inszenierung wird dann am 26. Oktober ihre Premiere im Titania feiern. „In dem Stück geht es um Menschen, die einander viel geben könnten“, sagt Reinhard Hinzpeter, „aber sie zweifeln an sich selbst.“ Man könnte sagen, wenn sie nicht selbst die Figuren eines Stücks wären, wären sie vielleicht genau die Menschen, für die das Freie Schauspiel Ensemble Theater macht.
Eintrittskarten zur Jubiläumsfeier und der Link zum Crowdfunding sind hier zu finden.
3. Oktober 2024, 10.00 Uhr
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun, geboren 1993, studierte Englisch und Geschichte an der Goethe-Universität. Seit 2020 leitet er das Theater-Ressort des Journal Frankfurt. Mehr von Julian
Mackenthun >>
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
documenta 16 in Kassel
Naomi Beckwith übernimmt Künstlerische Leitung
Nach dem Antisemitismus-Skandal rund um die documenta 15 steht nun die Künstlerische Leiterin für die kommende Ausgabe der Weltkunstschau im Jahr 2027 fest: die amerikanische Kuratorin Naomi Beckwith.
Text: Sina Claßen / Foto: Naomi Beckwith wird Künstlerische Leiterin der documenta 16 © Nicolas Wefers
KulturMeistgelesen
- Autobiografie „Freiheit"Angela Merkel liest in Frankfurt
- Nonstop ChristmasWeihnachtskonzerte in Frankfurt und Umgebung
- Streaming-Tipp im Dezember„Say Nothing“: Miniserie über die Troubles in Nordirland
- Cinestar MetropolisIMAX-Kinosaal in Frankfurt eröffnet
- Theater Willy PramlWie Jesus in die Naxoshalle kam
23. Dezember 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen