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Foto: Pexels
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Sonderausstellung im DFF

Ozeanische Gefühle

Wem der Main vor der Haustür nicht reicht, der kann sich bei der DFF-Ausstellung „Im Tiefenrausch – Filme unter Wasser“ in neue Fluten stürzen. Die Sonderschau läuft bis Anfang 2023, eröffnet wird am Donnerstagabend mit Musik und Drinks.
Die Tiefsee, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2022. Dies sind die Abenteuer des Deutschen Filminstituts und Filmmuseums DFF, das mit einer neuen Ausstellung sechs Monate unterwegs ist, um fremde Welten zu erforschen. Unter der Wasseroberfläche dringen die Macher in Bereiche vor, die kaum ein Mensch zuvor gesehen hat. Außer natürlich, um das gleich mal einzuschränken, Meeresbiologen, passionierte Taucher, U-Boot-Kapitäne, Exotariumsfreunde, Wasserleichen und vor allen Dingen leidenschaftliche Kinogänger – Personen also mit Neugier und Forscherdrang, immer auf ein neues Abenteuer aus (von den Leichen mal abgesehen).

„Im Tiefenrausch – Filme unter Wasser“ lautet der Titel dieser ambitionierten Schau, in welche die Besucherinnen und Besucher buchstäblich „eintauchen“ und ihre ganz eigenen Endteckungsreisen erleben sollen, „irgendwo zwischen absoluter Angst und absoluter Begeisterung“, wie es DFF-Kurator Michael Kinzer, hauptverantwortlich für Planung und Konzeption, scherzhaft ausdrückt. Nein, furchteinflößend könnte es höchstens in bestimmten, ausdrücklich für Minderjährige nicht geeigneten Sektionen werden, wo – in Filmausschnitten –dann auch mal ein hungriger Raubfisch zuschnappt und die eine oder andere menschliche Gliedmaße Richtung Meeresboden trudelt. Vielmehr „möchten wir, dass die Menschen das Gefühl bekommen, in einer Unterwasserwelt zu schweben“, hofft Kinzer. Um dies zu erreichen, soll der Ausstellungsraum als „blau schimmerndes Bewegtbild-Aquarium“ gestaltet werden, dessen Schwerpunkte Film-Installationen und Rundprojektionen von Unterwassermotiven bilden, in deren Mitte sich dann ein „Auge des Strudels“ bildet, um Klein wie Groß mitten hinein zu ziehen in die Faszination der Ozeane. Während in der benachbarten, räumlich abgetrennten „Schwarzen Lagune“ dann besagte Gefahren lauern, die Phantasien des (Kino-)Publikums von Beginn an beflügelten.

Ein Beginn, der sich weit zurückdatieren lässt, bereits 1907 arbeitete Filmpionier Georges Méliès mit Bildillusionen einer Tiefseereise, bevor dann Stuart Patons 1916 entstandene Jules Verne-Adaption „20 000 Meilen unter dem Meer“ zum ersten Mal in der Filmgeschichte mit realen Unterwasseraufnahmen glänzte. Auf die im Laufe des nächsten Jahrhunderts noch etliche folgen sollten: Von „Jaws“ über „Abyss“ und „The Big Blue“ bis zu all den U-Boot-Dramen sind die Auswahlmöglichkeiten groß, viele dieser Klassiker werden dann auch in der begleitenden Filmreihe zu sehen sein. Doch, so schränkt Kurator Kinzer ein: „Unsere Ausstellung heißt im Untertitel ‚Filme unter Wasser‘ und nicht ‚Unterwasserfilme‘. Von denen gibt es zwar eine Menge, aber irgendwann stößt man auch als Filmkenner an seine Grenzen. Daher haben wir beschlossen, dass unser ‚Tiefenrausch‘ direkt unter der Wasseroberfläche beginnt, also beispielsweise schon beim Untertauchen in der Badewanne.“

Was der Gesamtkonzeption natürlich völlig neue Spielräume öffnet: „Ob es nun der berühmte romantische Kuss unter Wasser ist, oder die im Auto Eingeschlossenen, deren Fahrzeug ins Hafenbecken geschoben wurde“, erläutert Kinzer: „Wir möchten zwar keine allzu didaktische, sondern eine eher sinnliche und sehr digitale Ausstellung auf die Beine stellen, aber dennoch auch einschlägige Genre-Konventionen und Standardsituationen hinterfragen: Ist der Hai tatsächlich so böse? Wie lange kann man unter Wasser wirklich die Luft anhalten? Wie hören sich Geräusche in der Tiefe an?“ In diesem Zusammenhang fällt auch ein ganz wunderbarer Satz, den man sich auf der Zunge zergehen lassen kann: „Wir werden über Meerjungfrauen sprechen.“ So was muss ja mal gesagt werden.

Geplant war „Im Tiefenrausch“ ursprünglich einige Nummern kleiner. „Anfangs dachten wir eher an eine Art Pop-up-Ausstellung“, verrät Kinzer, seit langen Jahren fest beim DFF angestellt und für kuratorische Aufgaben zuständig. „Doch dann kam Corona, und in der Zeit sammelten wir immer mehr Ideen, bis der Entschluss reifte, diesem Thema eine vollständige Ausstellung zu widmen. Gerade ästhetisch war das eine sehr reizvolle Sache.“ Um die optische Strahlkraft und den wissenschaftlichen Content zu erhöhen, holte sich das DFF-Team die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit ins Boot, als weiterer Kooperationspartner kommt das Museum Wiesbaden an Bord, in dem zeitgleich eine Kunstausstellung über Wasser im Jugendstil zu sehen ist.

Eingeladen hat man namhafte Meeresforscher, welche dort weitermachen, wo die großen Tiefsee-Pioniere Hans Hass und Jacques Yves Cousteau seinerzeit einer breiten Öffentlichkeit erste Einblicke in die „Geheimnisse des Meeres“ gegeben hatten. Der renommierte Sound-Designer Frank Kruse („Cloud Atlas“) wird über seine Arbeit an Ron Howards Walfang-Epos „Im Herzen der See“ berichten, während die libanesische Filmkünstlerin Rana Eid extra für die Ausstellung eine besondere Toninstallation geschaffen hat. Kurz: Audiovisuelle Erlebnisräume, wohin Augen und Ohren reichen. Michael Kinzer ist sich jedenfalls sicher: Seekrank wird hier niemand. „Höchstens ein bisschen berauscht.“ Aber das ist ja auch Sinn der Sache.

„Im Tiefenrausch – Filme unter Wasser“ beginnt am Freitag, 1. Juli, und läuft bis zum 8. Januar. Bereits am Donnerstagabend wird die Eröffnung gefeiert: ab 20.30 Uhr können Gäste bei Drinks und Musik in berauschende Unterwasser-Bildwelten abtauchen. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos zur Ausstellung unter dff.film.

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Dieser Text ist zuerst in der Juli-Ausgabe (7/22) des JOURNAL FRANKFURT erscheinen. Mehr Film-Highlights finden sie im Heft oder im ePaper über das JOURNAL KIOSK.
 
30. Juni 2022, 10.48 Uhr
Andreas Dosch
 
 
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