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César, Expansion à la boite d’oeufs, ca. 1970, Plastik und Polyurethanschaum, 19 x 26 x 12 cm, Fondation César, Brüssel, ©SBJ / VG Bild-Kunst, Bonn 2023
Neue Ausstellung
Plastisch fantastisch
Der Stoff, aus dem die Alltagsträume sind: Die Schirn widmet den Kunststoffen in der Bildenden Kunst jetzt eine eigene Ausstellung.
Als „magische Materie“ hatte es der französische Philosoph Roland Barthes einst bezeichnet. Man kann noch heute leicht nachvollziehen, warum: Wie süße Bonbons leuchten seine Farben in Knallorange, Himmelblau, Waldgrün, Kaugummirosa, was immer das Herz begehrt. Geschmeidig gleitet die Haut über das Material. Dank seiner niedrigen Leitfähigkeit fühlt es sich nicht zu warm und nicht zu kalt an, sondern stets angenehm. Mühelos nimmt es jede Form an, die man ihm angedeihen lassen möchte. Seine glatte, makellos glänzende Oberfläche trägt ihrerseits dazu bei, dass man nicht genug bekommen kann: Plastik ist das Material, das die Herzen der modernen Welt im Sturm erobert hat. Und unseren Alltag heute komplett durchdrungen hat – an Stränden, in Ozeanen und Lebewesen finden sich allerorten Überreste des ehemals überbordenden Kunststoffkonsums.
Ausstellungen wie „Plastik. Die Welt neu denken“ 2022 im Vitra Design Museum widmeten sich der Frage, wie mit diesem Dilemma heute umzugehen wäre. Das einseitige Abzielen auf den einzelnen Verbraucher, die Verbraucherin wie auch das grundlegende Verteufeln des Materials haben kaum weitergeholfen. Es braucht größere Schritte und politischen Willen, aber auch kluge Ideen, die das Problem angehen statt verschieben – denn mehr Konsum, mehr Jute- statt eben bisher Plastikbeutel sind offenbar nicht die Lösung. Bis heute punktet das Material zudem mit überzeugenden Eigenschaften, für die in einigen Bereichen kaum Ersatz in Sicht ist.
Die Plastikversessenheit der 1960er
Wenig beleuchtet ist bisher, wie Kunststoffe die Bildende Kunst bereichert haben – denn auch hier zeigt sich das Material maximal wandelbar: Wie sich die plastikversessenen 1960er Jahre angefühlt haben müssen, vermittelt so zum Beispiel ein Blick auf Césars „Expansion à la boite d’oeufs“, bei dem brauner Polyethuranschaum aus einer eierkartonförmigen Plastiktasche quillt. Piero Gilardis Palmenreliefs kommen ganz ohne grüne Natur, dafür mit der Kraft der Kunststoffe aus (obwohl, basieren nicht auch die letztlich auf archaischem Naturmaterial, namentlich Erdöl?). Die Künstlerin und Naturwissenschaftlerin Pınar Yoldaş kündet mit „An Ecosystem of Excess“ von den verheerenden Auswirkungen unseres massenhaften Plastikkonsums auf die Ozeane – und bringt die Erfindung einer Kunststoffe verstoffwechselnden Spezies ein, die freilich so bisher leider nicht bekannt ist.
Zeitgenössische Plastikkunst entsteht im 3D-Drucker
Nicht wenige Arbeiten changieren zwischen Faszination und Skepsis gegenüber dem einst euphorisch gefeierten Material. Architekturutopien in Plastik künden vom Zukunftspotenzial und vom Aufbruchsgeist, der mit ihm verbunden wurde. Gestalterisch bieten Kunststoffe bisher kaum erreichte Variation. Wo früher gegossen wurde, entsteht die Form heute oft umgekehrt: Zeitgenössische Plastikkunst wie die von Monira Al Qadiri oder der Frankfurter Künstlerinnengruppe HazMatLab entsteht im 3D-Drucker, wo Plastik-Filament zu aberwitzigen Formen aufgeschichtet wird – möglich übrigens auch aus recycelten Kunststoffen.
Die Schirn lädt zu einer Sommerparty ein
Um die Ausstellungseröffnung gebührend zu feiern, veranstaltet die Schirn am Mittwoch eine Sommerparty. Ab 19 Uhr kann man ausgelassen feiern und der Live-Musik von Perra Inmunda und DJ Soyklö lauschen.
PLASTIC WORLD, Schirn Kunsthalle, Römerberg, Eröffnung mit Sommerparty am 21.06., 19 Uhr.
Ausstellungen wie „Plastik. Die Welt neu denken“ 2022 im Vitra Design Museum widmeten sich der Frage, wie mit diesem Dilemma heute umzugehen wäre. Das einseitige Abzielen auf den einzelnen Verbraucher, die Verbraucherin wie auch das grundlegende Verteufeln des Materials haben kaum weitergeholfen. Es braucht größere Schritte und politischen Willen, aber auch kluge Ideen, die das Problem angehen statt verschieben – denn mehr Konsum, mehr Jute- statt eben bisher Plastikbeutel sind offenbar nicht die Lösung. Bis heute punktet das Material zudem mit überzeugenden Eigenschaften, für die in einigen Bereichen kaum Ersatz in Sicht ist.
Wenig beleuchtet ist bisher, wie Kunststoffe die Bildende Kunst bereichert haben – denn auch hier zeigt sich das Material maximal wandelbar: Wie sich die plastikversessenen 1960er Jahre angefühlt haben müssen, vermittelt so zum Beispiel ein Blick auf Césars „Expansion à la boite d’oeufs“, bei dem brauner Polyethuranschaum aus einer eierkartonförmigen Plastiktasche quillt. Piero Gilardis Palmenreliefs kommen ganz ohne grüne Natur, dafür mit der Kraft der Kunststoffe aus (obwohl, basieren nicht auch die letztlich auf archaischem Naturmaterial, namentlich Erdöl?). Die Künstlerin und Naturwissenschaftlerin Pınar Yoldaş kündet mit „An Ecosystem of Excess“ von den verheerenden Auswirkungen unseres massenhaften Plastikkonsums auf die Ozeane – und bringt die Erfindung einer Kunststoffe verstoffwechselnden Spezies ein, die freilich so bisher leider nicht bekannt ist.
Nicht wenige Arbeiten changieren zwischen Faszination und Skepsis gegenüber dem einst euphorisch gefeierten Material. Architekturutopien in Plastik künden vom Zukunftspotenzial und vom Aufbruchsgeist, der mit ihm verbunden wurde. Gestalterisch bieten Kunststoffe bisher kaum erreichte Variation. Wo früher gegossen wurde, entsteht die Form heute oft umgekehrt: Zeitgenössische Plastikkunst wie die von Monira Al Qadiri oder der Frankfurter Künstlerinnengruppe HazMatLab entsteht im 3D-Drucker, wo Plastik-Filament zu aberwitzigen Formen aufgeschichtet wird – möglich übrigens auch aus recycelten Kunststoffen.
Um die Ausstellungseröffnung gebührend zu feiern, veranstaltet die Schirn am Mittwoch eine Sommerparty. Ab 19 Uhr kann man ausgelassen feiern und der Live-Musik von Perra Inmunda und DJ Soyklö lauschen.
PLASTIC WORLD, Schirn Kunsthalle, Römerberg, Eröffnung mit Sommerparty am 21.06., 19 Uhr.
21. Juni 2023, 11.15 Uhr
Katharina Cichosch
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23. Dezember 2024
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