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Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Roman März
Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Roman März

Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht

Eine Weimarer Künstlerin und ihre späte Würdigung

Das Städel Museum zeigt ab dem 19. September die Malerin Lotte Laserstein in einer umfassenden Einzelausstellung. Sie gehört zu den größten Wiederentdeckungen der letzten Jahre und zeichnet sich durch ihre sensiblen sowie eindringlichen Porträts aus.
Fünf Personen haben sich um einen weiß gedeckten Tisch versammelt, auf dem Reste von Brot, Obst und halbleere Weinbechern liegen. Im Hintergrund ist der Blick über die Dächer Potsdams zu sehen. Eigentlich deuten diese Motive ein geselliges Beisammensein an, doch blickt man in die Gesichter der Personen und analysiert ihre Körperhaltungen genauer, ist zu erkennen, dass die jungen Erwachsenen trotz der räumlichen Nähe nicht miteinander in Kontakt treten, sondern ihren Gedanken nachhängen. Das Bild erinnert im Aufbau an „Das letzte Abendmahl“ und besticht durch eine Vielzahl an Details und Stilllebenelemente, denen die Künstlerin große Sorgfalt zukommen ließ.

„Abend über Potsdam“ ist das Hauptwerk der Malerin Lotte Laserstein aus dem Jahre 1930. Es ist im Rahmen der Ausstellung „Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht“ vom 19. September bis zum 17. März zusammen mit 44 weiteren Werken der Künstlerin im Städel zu sehen. „Das ist die persönlichste Ausstellung überhaupt für mich“, sagt Philipp Demandt, Direktor des Städels, „denn ohne Lotte Laserstein wäre ich jetzt nicht hier.“ Als Demandt nämlich seinen Job im Oktober 2016 antrat, nahm er sich vor, „auf Entdeckung und Wiederentdeckung zu setzen“. Lasersteins Oeuvre gehört zu den großen Wiederentdeckungen der letzten Jahre, dem Demandt erstmals 2003 bei einer Ausstellung im Verborgenen Museum in Berlin begegnet ist. „Was ich dort gesehen habe, hat alles übertroffen, was ich ansatzweise erwartet hatte“, erzählt der Städel-Direktor.

Lasersteins favorisiertes Thema ist der Mensch in all seinen Facetten, deshalb widmet sie sich hauptsächlich der Porträtmalerei. Ihre Werke zeichnen sich durch sensible, aber ebenso eindringlich gestaltete Porträts aus, die während ihrer Lebzeiten in den späten Jahren der Weimarer Republik entstanden sind. Die Künstlerin fokussierte sich dabei auf Darstellungen der sogenannten „Neuen Frau“ und fing ihre Bildmotive mit einem weiblichen Blick ein. „Sie ist entfernt davon, das Kühle und Distanzierte der Neuen Sachlichkeit zu halten“, beschreibt Demandt seinen Eindruck. „Ihre Bilder strahlen eine große Poesie und Wärme aus.“ Lasersteins Stil wird als akademischer Realismus beschrieben, da der Einfluss ihrer akademischen Ausbildung in der Berliner Hochschule für die Bildenden Künste in ihren Werken eindeutig zu erkennen ist. Teilweise spätimpressionistisch lockerer Pinseldruck und ein sorgsam komponierter Bildaufbau verleihen ihrer Malweise Realität.

Die Ausstellung baut auf den Sammlungsbeständen des Städel Museums auf, denn bereits 2014 und 2016 konnten zwei Werke Lasersteins erworben werden: die Gemälde „Russisches Mädchen mit Puderdose“ von 1928 und „Junge mit Kasper-Puppe“ von 1933. Letzteres war die erste Neuerwerbung Demandts als Städel-Direktor. Die neue Schau im Städel nimmt die künstlerische Entwicklung Lasersteins in den Blick und legt dabei den Augenmerk auf die Jahre 1924 bis 1937, die den Glanzpunkt ihrer Arbeiten markieren. Denn Laserstein verzeichnet zwar eine Erfolgsgeschichte, weil sie von Werken leben konnte, war aber nicht imstande, ihren Namen berühmter zu machen bevor der Nationalsozialismus in Deutschland die Oberhand gewann und die jüdische Künstlerin nach Schweden immigrieren musste.

„Lotte Laserstein teilt das Schicksal vieler ihrer Zeitgenossen, die in der Weimarer Republik anfingen, sich eine Reputation aufzubauen, deren künstlerische Laufbahn durch das NS-Regime aber massiv beschnitten wurde“, erläutern die Kuratoren Alexander Eiling und Elena Schroll. „Sie kann der sogenannten ‚verschollenen Generation‘ zugerechnet werden, da ihre realistisch gemalten Bilder in der avantgardeorientierten Nachkriegsforschung vernachlässigt wurden. Erst seit den 1990er-Jahren findet diese außergewöhnliche Künstlerin ihre späte Würdigung.“

>>Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht, Städel Museum, Schaumainkai 63, Di-Mi + Sa-So 10-18 Uhr, Do+Fr 10-21 Uhr, Eintritt: Di-Fr Erw. 14,-/Kids 12,- , Sa+So Erw. 16,-/Kids 14,- , weitere Infos: www.staedelmuseum.de
 
19. September 2018, 11.00 Uhr
Martina Schumacher
 
 
Fotogalerie:
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