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Foto: Unter den Nominierten: Die Österreicherin Valerie Fritsch. © Martin Schwarz, Suhrkamp Verlag
Foto: Unter den Nominierten: Die Österreicherin Valerie Fritsch. © Martin Schwarz, Suhrkamp Verlag

Literaturpreis

Zu Wort gemeldet

Der von der Crespo Foundation ausgelobte Literaturpreis „Wortmeldungen“ wird seit 2018 vergeben und belohnt Texte mit politischer Relevanz. Die fünf Autorinnen und Autoren der Shortlist stellen sich nun in Frankfurt vor.
Im Jahr 2018 vergab die Crespo Foundation zum ersten Mal den Literaturpreis „Wortmeldungen“ in zwei Kategorien, dem Förder- und dem Hauptpreis. Mit beiden Preisen werden Kurztexte ausgezeichnet, die auf literarisch herausragende Weise gesellschaftliche Themen bearbeiten und im besten Fall auf Missstände aufmerksam machen. Dadurch solle, so heißt es in der Ausschreibung, der öffentliche Diskurs erweitert und zu einer Debatte angeregt werden. Die derzeitige Diskussion darüber, ob der Deutsche Bundestag einen Parlamentsdichter brauche, lässt erkennen, dass die Fragen, ob Literatur zum einen sich stärker in das politische Geschehen einbringen müsse und ob dies auf Aufforderung hin funktionieren könne, Teil eines sich als relevant begreifenden Gesprächs sind.

Der „Wortmeldungen“-Hauptpreis ist mit 35 000 Euro außerordentlich großzügig dotiert und wird in diesem Jahr zum fünften Mal vergeben. Die Liste der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger ist bemerkenswert prominent: Mit den beiden Österreicherinnen Petra Piuk und Kathrin Röggla, dem Österreicher Thomas Stangl und der Lyrikerin und Romanautorin Marion Poschmann im vergangenen Jahr kann der Preis schon jetzt renommieren. Die Jury ist interdisziplinär besetzt: Mit Paul Jandl, Hasnain Kazim, Esra Küçük, Christine Lötscher, Ijoma Mangold, Barbara Mundel und Sighard Neckel gehören Persönlichkeiten aus den Bereichen Literatur, Theater, Kulturwissenschaft und Soziologie zu den Entscheidern über die Preisvergabe. Fünf Autorinnen und Autoren sind für den „Wortmeldungen“-Literaturpreis 2022 nominiert. Sofern die Corona-Lage es zulässt, werden sämtliche Nominierte beim Shortlist-Abend in Frankfurt anwesend sein und in wechselnden Räumen des Literaturhauses ihre eingereichten Texte in Gesprächen präsentieren. Für Zuschauer ist das Ganze als Hybridveranstaltung geplant.

Theresia Enzensberger (ja, verwandt mit...) hat im Jahr 2017 mit ihrem durch und durch überzeugenden Roman „Blaupause“ debütiert. Ihr Beitragstext trägt den Titel „Auf dem Berg des magischen Denkens“ und begibt sich auf eine literarische Reise ins Jahr 1947, in dem sich im ehemaligen „Hotel du Parc“ oberhalb von Montreux neununddreißig Menschen daran machen, den Liberalismus neu zu erfinden – die Geburtsstunde des Neoliberalismus. Valerie Fritsch (schon wieder eine Österreicherin!) hat mit „Winters Garten“ und „Herzklappen von Johnson & Johnson“ bereits zwei allseits gelobte Romane veröffentlicht. Im Mittelpunkt ihres Textes „Die Dame mit dem Zuckerfuß“ steht die Altenpflegerin Agata und deren Patienten. Fritsch gelingt eine intime Einsicht in ein Milieu, das ansonsten nur mit ökonomischen Begriffen als Problembereich angeschaut wird. Joshua Groß, der dritte Nominierte, gehört zu den derzeit meist diskutierten jungen Autoren seiner Generation. Manchen gilt er als „Avantgarde-Meister“ (so heißt es in der Begründung der Jury), der so nahe wie kaum einer an den Strömungen der Gegenwart entlangschreibt. „Männer mit Waffen“ heißt der Text, der ihn auf die Shortlist gebracht hat.

Volha Hapeyeva wurde in Minsk (Belarus) geboren und arbeitet als Autorin, Performerin und Übersetzerin. Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie den Roman „Camel-Travel“; in Frankfurt spricht sie über ihren Text „Die Verteidigung der Poesie in Zeiten dauernden Exils“, in dem Hapeyeva vor dem Hintergrund der aktuellen Situation in ihrem Heimatland über den Zusammenhang von Macht, Gewalt und Sprache nachdenkt. Der Döblin-Preisträger von 2021, Deniz Utlu, schließlich unternimmt in seinem Beitrag „Der unsichtbare Hafen“ eine historisch determinierte Fahrt durch jenen Ort, an dem sein Vater vor 59 Jahren in Deutschland ankam: Der Hamburger Hafen als symbolisch verdichteter Ort von Migrationsgeschichte. Apropos Verdichtung: Eine derartige Vielfalt an Denk- und Schreibweisen an einem Abend dürfte das Frankfurter Publikum selten geboten bekommen. Im Notfall auch digital. Und: Sämtliche Wettbewerbsbeiträge sind auf der Homepage des „Wortmeldungen“-Preises nachzulesen.

Wortmeldungen: Der Shortlist-Abend. Frankfurt, Literaturhaus, 10. Februar, 19.30 Uhr, www.literaturhaus-frankfurt.de

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Dieser Text ist zuerst in der Februar-Ausgabe (2/22) des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
 
4. Februar 2022, 12.02 Uhr
Christoph Schröder
 
 
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