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Kunstausstellung in Wiesbaden
Die New Yorker Mutter des Fluxus
1962 brachte die New Yorkerin Alison Knowles mit einer Handvoll Weggefährten den Fluxus nach Hessen – und von hier aus in die Welt. Das Museum Wiesbaden widmet der Künstlerin jetzt eine große Retrospektive.
Es gibt nicht einen, eher schon ein Dutzend Einstiege in Alison Knowles Kunst. Man könnte mit den „Make a salad“-Performances beginnen, dem wohl ersten verbrieften Vorhaben, die Zubereitung eines Salats in den Ausstellungsraum zu bringen (erfolgreich, die Arbeit wurde seitdem immer wieder an verschiedenen Orten aufgeführt) – weit bevor beispielsweise die Städelschule Kochen & Essen als künstlerische Disziplin auf den Lehrplan schrieb.
Oder man beginnt mit den „Bean Rolls“, einem Künstlerinnenbuch aus dem Jahr 1963. Statt die Seiten zu binden, rollte Knowles sie einzeln auf und packte sie in eine Metalldose mit einer Handvoll Bohnen darin – beim „Lesen“ des Buchs respektive Aufschlagen seiner Seiten klapperten die getrockneten Früchte. Der Sound gehört für die Künstlerin ohnehin dazu, verschiedene Arbeiten beschäftigen sich allein mit dem Klang, der sich aus Bohnen erzeugen lässt. Von den anderen Event scores, den interaktiven Installationen, Drucken, Assemblagen noch zu schweigen.
© Alison Knowles
Alison Knowles – eine Pionierin des Fluxus
Alison Knowles ist eine Pionierin des Fluxus und die letzte heute lebende Mitbegründerin der Kunstbewegung. Geboren 1933 in New York, wohnt und arbeitet sie seit den 1950er-Jahren in Soho. An der Kunstakademie studierte Knowles bei Malern wie Adolph Gottlieb, Franz Kline, Richard Lindner und machte eine Erkenntnis: „Was ich hier gelernt habe, war, dass ich ein Künstler bin. Was ich hätte lernen sollen: dass ich keine Malerin bin.“ Wenige Jahre später arbeitete Alison Knowles gehörig selbst daran mit, das traditionelle Kunstverständnis radikal auszudehnen.
Wiesbaden wurde ein wichtiger Ort für diesen Aufbruch: Gemeinsam mit Weggefährten wie George Maciunas, Nam June Paik, Emmett Williams, Ben Patterson, Wolf Vostell und ihrem Ehemann Dick Higgins zog es Knowles 1962 in die hessische Landeshauptstadt, wo die Gruppe vier Wochenenden lang den Vortragsaal des Städtischen Museums für die heute legendären „Fluxus Internationalen Festspiele Neuester Musik“ bespielte und dabei die Toleranz des örtlichen Kulturpublikums reichlich strapazierte.
Große Retrospektive des Fluxus mit Aktion von Städelabsolventin Laila Zaidi Touis
Über 60 Jahre später wird Alison Knowles ebendort jetzt eine große Retrospektive ausgerichtet. Wiederentdecken lässt sich hier eine Künstlerin, die nicht nur Fluxus in die Kunst, sondern auch eine weibliche Perspektive in Fluxus hereingetragen hat, und deren Wirken das zeitgenössische Kunstverständnis nachhaltig veränderte.
Es ergibt Sinn, dass auch aktuelle Aktionen wie die von Städelabsolventin Laila Zaidi Touis ins Ausstellungsprogramm einbezogen werden. „Ich möchte niemals, dass die Kunst still, abgeschlossen ist …[…],“ wird Alison Knowles schließlich zitiert. „Ich will, dass sie für jemand anderen verfügbar ist, der damit etwas anderes anstellen kann … Etwas, an das ich selbst nicht gedacht hätte.“
Info
Alison Knowles. Retrospektive, Museum Wiesbaden, bis 26. Januar 2025. Infos und Rahmenprogramm via museum-wiesbaden.de
Oder man beginnt mit den „Bean Rolls“, einem Künstlerinnenbuch aus dem Jahr 1963. Statt die Seiten zu binden, rollte Knowles sie einzeln auf und packte sie in eine Metalldose mit einer Handvoll Bohnen darin – beim „Lesen“ des Buchs respektive Aufschlagen seiner Seiten klapperten die getrockneten Früchte. Der Sound gehört für die Künstlerin ohnehin dazu, verschiedene Arbeiten beschäftigen sich allein mit dem Klang, der sich aus Bohnen erzeugen lässt. Von den anderen Event scores, den interaktiven Installationen, Drucken, Assemblagen noch zu schweigen.
© Alison Knowles
Alison Knowles ist eine Pionierin des Fluxus und die letzte heute lebende Mitbegründerin der Kunstbewegung. Geboren 1933 in New York, wohnt und arbeitet sie seit den 1950er-Jahren in Soho. An der Kunstakademie studierte Knowles bei Malern wie Adolph Gottlieb, Franz Kline, Richard Lindner und machte eine Erkenntnis: „Was ich hier gelernt habe, war, dass ich ein Künstler bin. Was ich hätte lernen sollen: dass ich keine Malerin bin.“ Wenige Jahre später arbeitete Alison Knowles gehörig selbst daran mit, das traditionelle Kunstverständnis radikal auszudehnen.
Wiesbaden wurde ein wichtiger Ort für diesen Aufbruch: Gemeinsam mit Weggefährten wie George Maciunas, Nam June Paik, Emmett Williams, Ben Patterson, Wolf Vostell und ihrem Ehemann Dick Higgins zog es Knowles 1962 in die hessische Landeshauptstadt, wo die Gruppe vier Wochenenden lang den Vortragsaal des Städtischen Museums für die heute legendären „Fluxus Internationalen Festspiele Neuester Musik“ bespielte und dabei die Toleranz des örtlichen Kulturpublikums reichlich strapazierte.
Über 60 Jahre später wird Alison Knowles ebendort jetzt eine große Retrospektive ausgerichtet. Wiederentdecken lässt sich hier eine Künstlerin, die nicht nur Fluxus in die Kunst, sondern auch eine weibliche Perspektive in Fluxus hereingetragen hat, und deren Wirken das zeitgenössische Kunstverständnis nachhaltig veränderte.
Es ergibt Sinn, dass auch aktuelle Aktionen wie die von Städelabsolventin Laila Zaidi Touis ins Ausstellungsprogramm einbezogen werden. „Ich möchte niemals, dass die Kunst still, abgeschlossen ist …[…],“ wird Alison Knowles schließlich zitiert. „Ich will, dass sie für jemand anderen verfügbar ist, der damit etwas anderes anstellen kann … Etwas, an das ich selbst nicht gedacht hätte.“
Alison Knowles. Retrospektive, Museum Wiesbaden, bis 26. Januar 2025. Infos und Rahmenprogramm via museum-wiesbaden.de
17. Oktober 2024, 12.05 Uhr
Katharina J. Cichosch
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