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Foto: © Frankfurter Hauptschule
Foto: © Frankfurter Hauptschule

Künstlerkollektive Teil 6

Frankfurter Hauptschule: Highbrow und Gangster

Die Frankfurter Hauptschule gehört seit bald zehn Jahren zur Frankfurter Kunstszene. Im Interview blickt das Künstlerkollektiv auf vergangene Arbeiten zurück und erzählt, was sie von anderen Künstlern und Kollektiven halten.
Seit wann gibt es die Frankfurter Hauptschule – und warum der Name?
2013. Da haben wir gefälschte Eintrittskarten für die Wagnerfestspiele in Bayreuth verteilt und wurden dafür von den Wagner-Urenkelinnen angezeigt. Der Name ist eine Verbindung von Frankfurter Schule, Adorno und so, und Hauptschule. Wir fanden damals, er drücke ganz gut aus, wofür wir stehen: Highbrow und Gangster gleichzeitig.

Wo würdet ihr die Grenzziehung zu anderen politisch wahrgenommenen Kollektiven setzen?
Santiago Sierra ist kein Kollektiv, aber macht öfter ganz gute Sachen. Sophie Calle hat einiges gemacht. Anibal Lopez zu Lebzeiten. Banksy ab und an mal. Rrose Sélavy natürlich. Und Warhols quasi komplettes Reenactment der Kulturindustrie geht ja auch irgendwie in so eine Richtung. Und in Deutschland . . . nach Schlingensiefs Tod . . . schwierig. Christian Jankowski hatte mitunter ganz nette Ideen. Rafael Horzon finden wir recht klasse. Aber die sind beide ja eher unpolitisch. Und sonst? Das Zentrum (für politische Schönheit, Anm.d.Red.) finden wir selbstgerecht des Grauens und Peng einfach etwas langweilig und bieder. Wenn die beiden sagen, dass sie Kunst machen, kann man ihnen das schlecht absprechen, aber in unseren Augen geht das doch eher in Richtung Agitprop.

Was geht zusammen besser?
Einsam sein :/

Gibt es eine Arbeit/Aktion, die ihr rückblickend anders machen würdet oder besonders gelungen findet?
Beides in einem. 2019 haben wir in Weimar das Goethe-Haus mit Klopapier beworfen. Zeitgleich haben wir in Köln eine Ausstellung gemacht, bei der die Künstler Arbeiten auf der Grundlage von Nacktfotos ihrer selbst als Kind gemacht haben. Wir haben zwei separate Pressemitteilungen verschickt. Die Goethe-Pressemitteilung hat gesagt, #MeToo darf auch vor dem Säulenheiligen deutscher Kultur nicht halt machen und die Nacktfoto-PM hat gesagt, Schluss mit der neuen Sittenwächterei in der Kunst.

Die eine ging an die eine Hälfte der deutschen Presse, die andere an die andere Hälfte. Aber beide Aktionen liefen unter dem Titel „LOLita“. So wollten wir eine zeitgleich einsetzende Berichterstattung erwirken, über zwei Projekte mit gleichem Titel, die sich beide zu sexuellem Missbrauch und Kunstfreiheit verhielten, aber eben mit ganz unterschiedlichen Stoßrichtungen. Das hätte eine schöne Verwirrung auslösen können und unsere tatsächliche Zerrissenheit in der Frage ausdrücken sollen. Allerdings wurde erstens über Goethe mehr berichtet und zweitens waren die allermeisten Journalisten dann auch zu ignorant und faul, um das zusammenzubringen. Schade. Die Architektur dieser dialektischen Doppelaktion finden wir nach wie vor genial.

War das damals eigentlich echtes Heroin, das sich ein Stellvertreter der Frankfurter Hauptschule 2015 in einer Anti-Gentrifizierungsaktion vor dem Römer injiziert hat? Und ist Frankfurt als eine der teuersten Städte Deutschlands seitdem nicht noch viel schlimmer für (fast) alle geworden?
Ja, es war echtes Heroin und ja, es wird alles immer schlimmer.
 
19. Juli 2022, 11.41 Uhr
kjc
 
 
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