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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Freies Schauspiel Ensemble

Hamlet: Shakespeare-Inszenierung mit viel Interpretationsspielraum

Kein Schutzraum: Das Freie Schauspiel Ensemble in Frankfurt inszeniert Shakespeares Tragödie Hamlet als ein Familiendrama ohne Rückzugsorte. Der JOURNAL-Theater-Tipp.
Niemand kann sich entziehen. In dieser „Hamlet“-Inszenierung findet keine der Figuren einen Rückzugsort. Über das gesamte Stück befindet sich das gesamte Ensemble auf der Bühne. Kein Szenen- oder Bühnenbild bietet den Figuren einen Sichtschutz. Kein Abdunkeln der Bühne zwischen Szenen lässt sie verschwinden. Wo und wann genau das Drama angesiedelt ist, bleibt damit offen. Die Bühne bleibt ein Abstraktum.

Es geht also um keine bestimmte Zeit oder Gesellschaftsschicht. Stattdessen geht es um einen Verbund von Menschen, die sich gegenseitig ausgesetzt sind und sich nicht entkommen können: zwei Familien. Hamlet ist nach dem Tod seines Vaters immer noch von diesem Verlust bestimmt. Während er in seiner Trauer verharrt, hat sich die Welt um ihn herum jedoch verändert. Hamlets Mutter Gertrud hat inzwischen neu geheiratet; sie ist nun mit dem Bruder des Verstorbenen vermählt, Hamlets Onkel Claudius.

Freies Schauspiel Ensemble bietet viel Interpretationsraum für den Zuschauer

Hamlet ist also nicht mehr bloßer Sohn. Zugleich ist er aber auch nicht das Familienoberhaupt. Seine Position bleibt unklar. Und auch auf der anderen Seite findet er nur wenig Zugehörigkeit. Zwar ist er in Ophelia verliebt, die Tochter des Polonius. Doch Ophelias Bruder Laertes zweifelt an der Aufrichtigkeit von Hamlets Liebe und warnt Ophelia vor dem wechselhaften Innenleben Hamlets. Weder in der eigenen noch in Ophelias Familie findet Hamlet damit seinen Platz. Im Stück verbindet er zwar beide Familien, doch verbunden fühlt er sich ihnen kaum.

Die Inszenierung des Freien Schauspiel Ensembles lässt dabei aber offen, ob dies an den Familien liegt oder an Hamlet selbst. Es bleibt den Zuschauern selbst überlassen, zuzusehen und zu beurteilen. Denn auch ihren Blicken können sich die Figuren nicht entziehen. Statt auf der regulären Bühne spielt diese Inszenierung auf einem Bühnensteg. Darum herum sitzen die Zuschauer in einem Halbrund und sehen, wie in Shakespeares Globe Theatre, die Bühne von drei Seiten ein. So wird Shakespeares Tragödie hier zu einem psychologischen Familiendrama. Denn die Familie ist in diesem Stück kein Schutzraum. Selbst wenn man sich außen vor fühlt, kann man sich ihr nicht entziehen.
 
25. September 2023, 10.32 Uhr
Julian Mackenthun
 
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun, geboren 1993, studierte Englisch und Geschichte an der Goethe-Universität. Seit 2020 leitet er das Theater-Ressort des Journal Frankfurt. – Mehr von Julian Mackenthun >>
 
 
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