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Kindertheater „Der Fischer und seine Frau“
Mirjam Tertilt bildet mit Jazzmusiker Martin Lejeune die kleine Themenkompagnie Klaar Kimming. Am Sonntag bringen sie „Der Fischer und seine Frau“ als musikalisches Märchen in die Bonifatiuskirche.
JOURNAL FRANKFURT: Was war für Sie der Reiz, sich „Dem Fischer und seiner Frau" aus der Sammlung der Gebrüder Grimm anzunehmen und daraus ein musikalisches Märchen zu machen?
Martin Lejeune: Anlass war im Prinzip, die Produktionsbedingungen einzuhalten. Das Stück ist in der Pandemie entstanden. Die Bedingung war, dass es maximal ein zwei Personen Stück werden muss. Aus der Not haben wir eine Tugend gemacht und die Rollen auf zwei Personen verteilt. Wir spielen das Stück auch mit vertauschten Rollen, also ich spiele die Frau und meine Kollegin den Fischer.
Denn es gibt auch Stimmen, die behaupten, dass man ein solches Stück heutzutage nicht mehr spielen darf, weil das vermittelte Frauenbild nicht mehr zeitgemäß ist. Das ist nicht unsere Auffassung; um dieser Diskussion ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen, haben wir die Geschlechterrollen vertauscht. Mit der Musik entsteht noch mal eine andere Ebene. Quasi ein eigener Erzählstrang. Die entsprechende Musik sorgt für Grundstimmungen, betont oder konterkariert, die Emotionen kommen da noch mal auf ein ganz anderes Level.
„Die klassische Märchenvorlage bietet da sehr viel Interpretationsspielraum“
Was macht die Geschichte aus und wie und mit welchen Mitteln lässt sie sich auf der Bühne umsetzen? Die Instrumente nehmen quasi Rollen an...
Die Geschichte ist zum einen eine Parabel auf den Konsum, zeigt aber auch ganz viel über Beziehungen. Die Frau des Fischers muss nicht per se die Böse sein. Möglicherweise ist ja auch der Fischer nicht in der Lage, seiner Frau seine Liebe zu zeigen. Stattdessen bringt er immer größere Geschenke. Die klassische Märchenvorlage bietet da sehr viel Interpretationsspielraum.
Unser Bühnenbild ist sehr reduziert. Es soll die Fantasie anregen: Blecheimer dienen zum einen als Fischerwerkzeug, Sie können aber auch zur Krone werden oder mehrfach übereinander gestapelt, auch zum Bauwerk: Haus mit Garten, ein steinernes Schloss, ein Kaiserpalast, etc. Die Instrumente spielen natürlich auch ihre Rolle. Der Kontrabass wird zum Segelmast, zum Haus mit quietschen und Türen, zum brausenden Meer, zur Militärkapelle, oder einfach nur als Angelhocker missbraucht.
„Wenn wir das Gefühl haben, unseren Gästen etwas zumuten können, geht’s handfest zur Sache“
Wie kann sich der Jazzmusiker Martin Lejeune da einbringen?
Im Theater wird in der Regel nicht improvisiert. Den Text zuverlässig im richtigen Timing zu bringen ist eine hohe Kunst und für sich genommen auch sehr reizvoll: Es immer wieder auf Niveau zu halten ist eine Herausforderung. Die Märchensprache ist so kunstvoll reduziert und bietet eine fantastische Grundlage für die Handlung. So spricht heute keiner mehr und genau deswegen halten wir uns streng an den Urtext.
Improvisierte Passagen gibt es dennoch. Diese beziehen sich auf die Grundstimmung, die ich mit dem Kontrabass erzeuge. Vor allem die atmosphärischen Geräusche, die meisten davon mit unkonventionellen Bogentechniken erzeugt, variieren immer wieder. Das hängt auch davon ab, wie wir mit dem Publikum interagieren. Wenn unsere Zuschauer beispielsweise sehr klein sind, wird das alles etwas zarter. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir unseren Gästen etwas zumuten können, geht’s auch mal handfest zur Sache.
„Klaar Kimming ist friesisch und heißt klarer Horizont oder gutes Wetter“
Auf Ihrer Website taucht der Name Klaar Kimming auf, der im Programm der Fabrik ausgespart wird.
Klaar Kimming ist der Name unseres Ensembles. Der sollte auf jeden Fall Erwähnung finden. Das ist friesisch und heißt klarer Horizont beziehungsweise gutes Wetter, für die Seeleute ein entscheidender Faktor.
Info
Klaar Kimming: Der Fischer und seine Frau, Musikalisches Märchen ab 4 Jahre
Frankfurt, Fabrik außer Haus im Konzertsaal Bonifatiuskirche, Holbeinstraße 70
10.11., 16 Uhr, Eintritt: 10 Euro Erwachsene, 5 Euro Kinder
Martin Lejeune: Anlass war im Prinzip, die Produktionsbedingungen einzuhalten. Das Stück ist in der Pandemie entstanden. Die Bedingung war, dass es maximal ein zwei Personen Stück werden muss. Aus der Not haben wir eine Tugend gemacht und die Rollen auf zwei Personen verteilt. Wir spielen das Stück auch mit vertauschten Rollen, also ich spiele die Frau und meine Kollegin den Fischer.
Denn es gibt auch Stimmen, die behaupten, dass man ein solches Stück heutzutage nicht mehr spielen darf, weil das vermittelte Frauenbild nicht mehr zeitgemäß ist. Das ist nicht unsere Auffassung; um dieser Diskussion ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen, haben wir die Geschlechterrollen vertauscht. Mit der Musik entsteht noch mal eine andere Ebene. Quasi ein eigener Erzählstrang. Die entsprechende Musik sorgt für Grundstimmungen, betont oder konterkariert, die Emotionen kommen da noch mal auf ein ganz anderes Level.
Was macht die Geschichte aus und wie und mit welchen Mitteln lässt sie sich auf der Bühne umsetzen? Die Instrumente nehmen quasi Rollen an...
Die Geschichte ist zum einen eine Parabel auf den Konsum, zeigt aber auch ganz viel über Beziehungen. Die Frau des Fischers muss nicht per se die Böse sein. Möglicherweise ist ja auch der Fischer nicht in der Lage, seiner Frau seine Liebe zu zeigen. Stattdessen bringt er immer größere Geschenke. Die klassische Märchenvorlage bietet da sehr viel Interpretationsspielraum.
Unser Bühnenbild ist sehr reduziert. Es soll die Fantasie anregen: Blecheimer dienen zum einen als Fischerwerkzeug, Sie können aber auch zur Krone werden oder mehrfach übereinander gestapelt, auch zum Bauwerk: Haus mit Garten, ein steinernes Schloss, ein Kaiserpalast, etc. Die Instrumente spielen natürlich auch ihre Rolle. Der Kontrabass wird zum Segelmast, zum Haus mit quietschen und Türen, zum brausenden Meer, zur Militärkapelle, oder einfach nur als Angelhocker missbraucht.
Wie kann sich der Jazzmusiker Martin Lejeune da einbringen?
Im Theater wird in der Regel nicht improvisiert. Den Text zuverlässig im richtigen Timing zu bringen ist eine hohe Kunst und für sich genommen auch sehr reizvoll: Es immer wieder auf Niveau zu halten ist eine Herausforderung. Die Märchensprache ist so kunstvoll reduziert und bietet eine fantastische Grundlage für die Handlung. So spricht heute keiner mehr und genau deswegen halten wir uns streng an den Urtext.
Improvisierte Passagen gibt es dennoch. Diese beziehen sich auf die Grundstimmung, die ich mit dem Kontrabass erzeuge. Vor allem die atmosphärischen Geräusche, die meisten davon mit unkonventionellen Bogentechniken erzeugt, variieren immer wieder. Das hängt auch davon ab, wie wir mit dem Publikum interagieren. Wenn unsere Zuschauer beispielsweise sehr klein sind, wird das alles etwas zarter. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir unseren Gästen etwas zumuten können, geht’s auch mal handfest zur Sache.
Auf Ihrer Website taucht der Name Klaar Kimming auf, der im Programm der Fabrik ausgespart wird.
Klaar Kimming ist der Name unseres Ensembles. Der sollte auf jeden Fall Erwähnung finden. Das ist friesisch und heißt klarer Horizont beziehungsweise gutes Wetter, für die Seeleute ein entscheidender Faktor.
Klaar Kimming: Der Fischer und seine Frau, Musikalisches Märchen ab 4 Jahre
Frankfurt, Fabrik außer Haus im Konzertsaal Bonifatiuskirche, Holbeinstraße 70
10.11., 16 Uhr, Eintritt: 10 Euro Erwachsene, 5 Euro Kinder
7. November 2024, 09.56 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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