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Bergen-Enkheim als Utopia
Clemens Meyer ist neuer Stadtschreiber von Bergen
Er ist der 45. Stadtschreiber von Bergen-Enkheim und der Nachfolger von Thomas Melle: Am Freitag wurde der neue Preisträger Clemens Meyer symbolisch in sein Amt eingeführt.
In der Literaturszene ist die Position eine große Auszeichnung. „Man muss den Eindruck haben, die halbe Prominenz deutscher Gegenwartsliteratur war schon als Stadtschreiber in Bergen-Enkheim“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Übergabe der Stadtschreiberrolle am Freitag, 31. August. Schriftsteller wie Wolfgang Koeppen, Peter Härtling, Herta Müller — sie alle waren bereits einmal Stadtschreiber im Frankfurter Stadtteil. Nun gab Thomas Melle den Schlüssel für das Stadtschreiberhaus symbolisch weiter an Clemens Meyer. „Wir sind gespannt, welche Geschichten Sie hier in unserer Stadt aufschreiben werden, welche Erfahrungen Sie machen werden", so der Oberbürgermeister zum neuen Preisträger. Frankfurt sei keine typische deutsche Stadt, sondern von vielerlei Kulturen geprägt — und anders als andere große Metropolen gebe es hier keine Segregation, dafür aber Gegensätze, ein spannendes Feld für einen Schriftsteller. Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese sagte, Meyer gehöre zu den prägenden Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur.
Für Meyers Vorgänger Thomas Melle ging das Jahr rasch vorüber, wie er in seiner Abschiedsrede bekannte: „Es war die relative Kürze der Zeit spürbar", sagte er. Das Lokal „Zur Alten Post" werde er vermissen, die Streuobstwiesen, dort, so Melle, sei die Zeit ganz bei sich. Und schließlich: „Es ist Zeit für mich, zu gehen. Ich danke Ihnen für das Jahr, das ich bei Ihnen verbringen durften."
Die Festrede hielt der Feuilletonjournalist Jens Bisky, Sohn des verstorbenen Politikers Lothar Bisky. Er widmete sich ebenfalls dem ganz bestimmten Zeitgefühl in einer Großstadt, ihrer Hektik vor einer „Kulisse der Selbstverwirklichung". Dahinter stünde auch die Politik, der gesellschaftliche Ausgleich, der Zeit brauche in einer Demokratie, „mit vielen kleinen Maßnahmen werden große Probleme unserer Zeit bekämpft". Bisky sprach sich dafür aus, für die Gemeinwesen mehr Geld zu investieren, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. „Gewiss, eine Mietpreisbremse ist gut, aber ohne kommunalen Wohnungsbau im großen Stil wird es nicht gehen", sagte er. Was es für eine lebenswerte Stadt braucht? „Engagierte Bürger und eine gehörige Portion Coolness."
Die bewies zum Abschluss Clemens Meyer, der in alter Cut-up-Manier mehr eine Performance denn eine Antrittsrede ablieferte. Er sagte aber auch: „Orte, wo die Literatur eine Rolle spielt, scheinen nicht mehr zu existieren." Bergen-Enkheim sei damit so etwas wie Utopia. Und in diesem Utopia wird Clemens Meyer nun ein Jahr verbringen, um seinen Roman voranzubringen.
Für Meyers Vorgänger Thomas Melle ging das Jahr rasch vorüber, wie er in seiner Abschiedsrede bekannte: „Es war die relative Kürze der Zeit spürbar", sagte er. Das Lokal „Zur Alten Post" werde er vermissen, die Streuobstwiesen, dort, so Melle, sei die Zeit ganz bei sich. Und schließlich: „Es ist Zeit für mich, zu gehen. Ich danke Ihnen für das Jahr, das ich bei Ihnen verbringen durften."
Die Festrede hielt der Feuilletonjournalist Jens Bisky, Sohn des verstorbenen Politikers Lothar Bisky. Er widmete sich ebenfalls dem ganz bestimmten Zeitgefühl in einer Großstadt, ihrer Hektik vor einer „Kulisse der Selbstverwirklichung". Dahinter stünde auch die Politik, der gesellschaftliche Ausgleich, der Zeit brauche in einer Demokratie, „mit vielen kleinen Maßnahmen werden große Probleme unserer Zeit bekämpft". Bisky sprach sich dafür aus, für die Gemeinwesen mehr Geld zu investieren, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. „Gewiss, eine Mietpreisbremse ist gut, aber ohne kommunalen Wohnungsbau im großen Stil wird es nicht gehen", sagte er. Was es für eine lebenswerte Stadt braucht? „Engagierte Bürger und eine gehörige Portion Coolness."
Die bewies zum Abschluss Clemens Meyer, der in alter Cut-up-Manier mehr eine Performance denn eine Antrittsrede ablieferte. Er sagte aber auch: „Orte, wo die Literatur eine Rolle spielt, scheinen nicht mehr zu existieren." Bergen-Enkheim sei damit so etwas wie Utopia. Und in diesem Utopia wird Clemens Meyer nun ein Jahr verbringen, um seinen Roman voranzubringen.
3. September 2018, 11.50 Uhr
ffm
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