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Ausstellung in der Schirn
Die Rebellin der Moderne: Carol Rama
Die Schirn Frankfurt zeigt erstmals in einer umfassenden Ausstellung das Werk der italienischen Künstlerin Carol Rama.
Die Frankfurter Kunsthalle Schirn präsentiert als erste Institution in Deutschland geleitet von Sebastian Baden einen Überblick der Werke der Turiner-Künstlerin Carol Rama, die „Rebellin der Moderne“. Eine bisher noch nie präsentierte Auswahl ihrer fast 70-jährigen Schaffenszeit beinhaltet Hauptwerke verschiedener Perioden ihres künstlerischen Wirkens. Die neue Ausstellung bietet äußerst persönliche Einblicke zur Person Carol Rama und vermittelt eine raffinierte Sichtweise auf ihre übergreifenden Themen Sexualität, Wahn, Krankheit, Tod und Überleben.
Carol Rama: Autodidaktin
Carol Rama hat nie eine akademische Ausbildung abgeschlossen. Als Autodidaktin war sie in der künstlerischen Gestaltung ihrer Werke frei von auferlegten Zwängen. Sie ebnete mit ihrer unkonventionellen Betrachtungsweise den Weg für Frauen im Kunstbetrieb, die zu Beginn ihrer Schaffenszeit in der Kunst unterrepräsentiert waren. Erst spät erhielt sie den verdienten Ruhm für ihre Arbeit. Im Alter von 85 Jahren wurde ihr 2003 der Goldene Löwe der Biennale in Venedig für das Lebenswerk verliehen.
„Alles und nichts ist autobiografisch“ (Carol Rama). So lässt sich ihr Werk in seiner Gesamtheit verstehen. In ihrer frühen Schaffensphase (1936-1946), provozierte sie mit erotisch aufgeladenen Aquarellen, die sich diametral der vorherrschenden Denkweise gegenüberstellten. Rama überwindet gesellschaftliche Normen und verleiht ihren Kunstwerken eine feministische, selbstermächtigende Deutung. Sie bewegt sich mit plakativen Darstellungen von Vulva, Phallus und ausgestreckten Zungen an der Grenze des Trivialen.
Carol Rama, Senza titolo (Maternitá) (Ohne Titel [Mutterschaft]), 1966, Emaillefarbe, Klebstoff und Puppenaugen auf Leinwand, 90 x 70 cm, © Archivio Carol Rama, Torino, Foto: Gabriele Galdano
Querschnitt der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts
Das Besondere an der Frankfurter Ausstellung ist das große Spektrum an zeitgenössischen Tendenzen in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Das soziale Netzwerk der Autodidaktin mit Künstlern wie etwa Andy Warhol, Marcel Duchamps, Paolo Pasolini und Meret Oppenheim sowie als Mitglied des Movimento per l’Arte Concreta, verhalf ihr zu einer beachtlichen Bandbreite an Stilen und Repräsentationen der eigenen künstlerischen Kapazitäten. Beim Rundgang durch die Räume der Exposition fällt auf, dass zuerst die Farbe Rot dominiert.
Kuratorin der Schirn Martina Weinhart: „Labyrinth und Wunderkammer“
Es schließen sich erotische Darstellungen, Portraits und Bricolagen an. Die in Schwarz gehaltenen Werke sind expressionistisch und wirken surreal, was sich in den biomorphen Formen der Fahrradschläuche auflöst. Es entsteht der Eindruck einer Künstlerin, die sich in ihrer Arbeit mit den eigenen Gefühlen und Werten selbst erfahren hat und dies mit dem Betrachter teilen möchte.
Carol Rama. Rebellin der Moderne, Installationsansicht: Carol Rama, Spazio anche più che tempo, 1970, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2024, Foto: Norbert Miguletz
Die Kuratorin der Ausstellung, Martina Weinhart, fasst den Weg durch Carol Ramas Oeuvre passend als „Labyrinth und Wunderkammer“ zusammen. Es veranschaulicht den universellen und assoziativen Charakter ihrer Motive und Formen. Die Freiheit in der expressiven Ausdrucksweise der Künstlerin lässt sich besonders durch ihre in den 1960er Jahren angefertigten Bricolagen (nach dem Anthropologen Claude Lévi-Strauss) erfahren.
Hier kombiniert sie Werkstoffe wie Pastell oder Emaille mit Objekten, darunter Puppenaugen, Tierkrallen und medizinische Spritzen. Sie hebt ihre Kunstwerke auf eine dritte Dimension und schafft somit Raum für eine neue Interpretation des zuvor Bekannten.
Info
Schirn Kunsthalle, Römerberg, 60311 Frankfurt am Main, von 11. Oktober 2024 bis 2. Februar 2025. Weitere Informationen erhalten Sie hier , Eintritt 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, freier Eintritt für Kinder unter 8 Jahren.
Carol Rama hat nie eine akademische Ausbildung abgeschlossen. Als Autodidaktin war sie in der künstlerischen Gestaltung ihrer Werke frei von auferlegten Zwängen. Sie ebnete mit ihrer unkonventionellen Betrachtungsweise den Weg für Frauen im Kunstbetrieb, die zu Beginn ihrer Schaffenszeit in der Kunst unterrepräsentiert waren. Erst spät erhielt sie den verdienten Ruhm für ihre Arbeit. Im Alter von 85 Jahren wurde ihr 2003 der Goldene Löwe der Biennale in Venedig für das Lebenswerk verliehen.
„Alles und nichts ist autobiografisch“ (Carol Rama). So lässt sich ihr Werk in seiner Gesamtheit verstehen. In ihrer frühen Schaffensphase (1936-1946), provozierte sie mit erotisch aufgeladenen Aquarellen, die sich diametral der vorherrschenden Denkweise gegenüberstellten. Rama überwindet gesellschaftliche Normen und verleiht ihren Kunstwerken eine feministische, selbstermächtigende Deutung. Sie bewegt sich mit plakativen Darstellungen von Vulva, Phallus und ausgestreckten Zungen an der Grenze des Trivialen.
Carol Rama, Senza titolo (Maternitá) (Ohne Titel [Mutterschaft]), 1966, Emaillefarbe, Klebstoff und Puppenaugen auf Leinwand, 90 x 70 cm, © Archivio Carol Rama, Torino, Foto: Gabriele Galdano
Das Besondere an der Frankfurter Ausstellung ist das große Spektrum an zeitgenössischen Tendenzen in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Das soziale Netzwerk der Autodidaktin mit Künstlern wie etwa Andy Warhol, Marcel Duchamps, Paolo Pasolini und Meret Oppenheim sowie als Mitglied des Movimento per l’Arte Concreta, verhalf ihr zu einer beachtlichen Bandbreite an Stilen und Repräsentationen der eigenen künstlerischen Kapazitäten. Beim Rundgang durch die Räume der Exposition fällt auf, dass zuerst die Farbe Rot dominiert.
Es schließen sich erotische Darstellungen, Portraits und Bricolagen an. Die in Schwarz gehaltenen Werke sind expressionistisch und wirken surreal, was sich in den biomorphen Formen der Fahrradschläuche auflöst. Es entsteht der Eindruck einer Künstlerin, die sich in ihrer Arbeit mit den eigenen Gefühlen und Werten selbst erfahren hat und dies mit dem Betrachter teilen möchte.
Carol Rama. Rebellin der Moderne, Installationsansicht: Carol Rama, Spazio anche più che tempo, 1970, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2024, Foto: Norbert Miguletz
Die Kuratorin der Ausstellung, Martina Weinhart, fasst den Weg durch Carol Ramas Oeuvre passend als „Labyrinth und Wunderkammer“ zusammen. Es veranschaulicht den universellen und assoziativen Charakter ihrer Motive und Formen. Die Freiheit in der expressiven Ausdrucksweise der Künstlerin lässt sich besonders durch ihre in den 1960er Jahren angefertigten Bricolagen (nach dem Anthropologen Claude Lévi-Strauss) erfahren.
Hier kombiniert sie Werkstoffe wie Pastell oder Emaille mit Objekten, darunter Puppenaugen, Tierkrallen und medizinische Spritzen. Sie hebt ihre Kunstwerke auf eine dritte Dimension und schafft somit Raum für eine neue Interpretation des zuvor Bekannten.
Schirn Kunsthalle, Römerberg, 60311 Frankfurt am Main, von 11. Oktober 2024 bis 2. Februar 2025. Weitere Informationen erhalten Sie hier , Eintritt 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, freier Eintritt für Kinder unter 8 Jahren.
11. Oktober 2024, 10.15 Uhr
Lukas Mezler
Lukas Mezler
Jahrgang 1997, Studium der Sozial- und Kulturanthropologie an der Goethe-Universität Frankfurt, EHESS in Paris. Seit Oktober 2024 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Lukas
Mezler >>
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