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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

10 Jahre Kultur in der Aula

Glückliches Händchen

Gleich drei Singer/Songwriterinnen lud Franz Biebl zu „Kultur in der Aula“ am Freitagabend auf den Riedberg ein. Schließlich galt es, den zehnten Geburtstag der erfolgreichen Reihe zu feiern. Mit Lucid, Natascha Leonie und Jacky Bastek.
Als Franz Biebl als Initiator der Reihe „Kultur in der Aula“ in der Grundschule auf dem Riedberg schon im letzten Jahr vorfühlte, ob sich Natascha Leonie, die 2009 mit ihrem Debütalbum „Forget Humble“ für Furore gesorgt hatte, vorstellen könnte, noch einmal bei ihm zu spielen, zögerte die in London lebende Frankfurter Musikerin noch. Zu lange hatte sie aus familiären Gründen pausiert und keine Konzerte gespielt, war gerade erst dabei, neue Lieder aufzunehmen. Gleich wieder anderthalb Stunden, zumal mit Band auf die Bühne zu gehen, konnte sie sich nicht vorstellen. Da hatte Biebl spontan die Idee, doch mehrere Künstlerinnen einzuladen, um das Jubiläumskonzert zum 10. Geburtstag zu gestalten. Da kam ihm sofort Lucid in den Sinn, die auch schon mal zu Gast auf dem Riedberg war. Und Jacky Bastek sollte bei ihrem Debüt bei „Kultur in der Aula“ das Programm komplettieren.



Jacky Bastek © Detlef Kinsler

Mit dieser Kombination bewies Biebl ein glückliches Händchen. Lucid eröffnete den Abend, anders als im Sommer beim „Stoffel“ im Günthersburgpark nicht mit ihrem Quartett (mit Kontrabass, Tabla, Trompete und Flügelhorn interessant besetzt), sondern solo zu akustischer Gitarre und Keyboards. Auch wenn ihre Jazz- und Weltmusik-erprobten Mitstreiter die melancholischen wie abenteuerlustigen Kompositionen atmosphärisch zu verstärken verstehen, vermag die Sängerin ihre Stücke auch ganz alleine nicht minder dynamisch auf die Bühne zu bringen. „Soothe“ mit dem verspielten Klaviermotiv, „Scripted Reality“ (Merke: Das Leben ist keine Doku-Soap) oder „Icarus“ (wer der Sonne zu nahekommt, verbrennt sich die Flügel) bestachen dabei durch ihre musikalische wie textliche Poesie. Mit dem „Bus nach Berlin“ läutete sie einen Block mit deutschsprachigen Liedern ein, denen sie sich mehr und mehr widmet will und dabei den Beweis antrat, dass man dennoch nicht nach Liedermacherin Marke Klampfenelse klingen muss.



Kultur in der Aula © Detlef Kinsler

Natascha Leonie hatte sich für ihr Set den Pianisten Mac eingeladen, mit dem sie – recht spontan – einen Mix aus altbewährten und brandneuen Stücken einstudiert hatte. Mit „Expectations“ deutete sie gleich an, wohin die Reise fürs kommende Album gehen könnte. Zu getragener Pianobegleitung formulierte sie darin Trauer, Schmerz und Wut über eine verlorene Liebe, unglaublich emotional, ja beinahe dramatisch in Szene gesetzt. Kein banaler Popsong, eher einer, der auch in einen romantischen Liederabend mit Schubert und Schumann passen würde. Das haben sonst nur Künstler wie Nick Cave und John Cale, vielleicht noch Rufus Wainwright drauf. Mit dem Walzer-nahen Takt von „London“, „Dog ’n Bone“ und dem Titelsong gab es natürlich auch Rückgriffe auf „Forget Humble“ als Leonies Melancholie auch Leichtigkeit ausstrahlte. Die ging einem „Overwrought“ vollkommen ab, aber ein Publikum wie es die „Kultur in der Aula“ anzieht, ließ sich selbst auf die in Töne gekleideten Monster und Dämonen ein und erkannte die unverstellte Schönheit in der Tiefe wirklich berührender Musik.



Lucid © Detlef Kinsler

Jacky Bastek brachte eine andere Energie auf die Bühne. Gerade erst 21 geworden, überraschte sie die Zuhörer damit, wie souverän und virtuos sie ihr komplexes Spiel schon beherrscht. Als Fingerstyle-Gitarristin, normalerweise das Metier mittelalter US-Kollegen, ist sie ihr eigenes, kleines Orchester, Percussion-, Harmonie- und Melodieinstrument in einem, dazu noch eine leidenschaftliche Sängerin und intelligente Geschichtenerzählerin. Liebeslieder schreibt sie nur zum Schein, wenn ihr Professor an der Kölner Uni sie darum bittet. Das verpackte sie in einen simplen Blues, den sie aber an diesem Abend nicht zum Besten gab. Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihre „Catharsis“, widmete sich Marcel Proust in einem Song und gab ihrer Bewunderung für Stephen Hawking viel Raum und Zeit. Seine Publikation „A Brief History Of Time“ inspirierte ihr liebevolles „Space And Time“ und die Erkenntnis des Physikers, dass jeder Einzelne von uns doch nur „a rather tiny role in the whole“ spiele, uns doch zu mehr Bescheidenheit führen möge was gerade all den testosterongesteuerten Führern in der Welt als „Rôle Model“ dienen könne. Mit diesem Gedanken wurden die Jubiläumsgäste nach Hause geschickt.



Natascha Leonie © Detlef Kinsler
 
10. September 2018, 10.09 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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