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Literatur im Römer

Highlights der Frankfurter Buchmesse

Vielleicht war früher vieles besser, auch in der Buchbranche. Doch während der Frankfurter Buchmesse bieten sich in der Stadt zahlreiche Gelegenheiten, großartigen Schriftstellern zuzuhören. Ein Überblick.
Präzise gesagt, gibt es zwei Buchmessen: Die auf dem Messegelände mit Gewusel, engen Gängen und der Möglichkeit, an den Ständen der Verlage zu jeder halben Stunde einen Autor oder eine Autorin in einem interessanten Gespräch verfolgen zu können. Das hat einen unvergleichlichen Charme und eine Bedeutung auch für Verlage, die durch nichts ersetzt werden kann, nicht durch Digitalität, nicht durch Medien.

Die zweite Buchmesse ist die, die vom Messegelände hinaus in die Stadt schwappt. Die Stadt, die natürlich von der Anwesenheit der prominenten Schriftstellerinnen und Schriftsteller profitiert. Das war beileibe nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Lange galt die Trennung zwischen der Leipziger Publikums- und der Frankfurter Geschäftsmesse.

Zur Buchmesse: „Literatur im Römer“ am 16. und 17. Oktober

Nun sind beide Messen dabei, sich auch unter dem Druck der ökonomischen Verhältnisse neu zu positionieren – auch Frankfurt ist längst zu einer Publikumsmesse geworden. Das diesbezüglich älteste Format ist „Literatur im Römer“, ein Klassiker seit 1975 und urdemokratisch: Der Eintritt in die Römerhallen ist frei; einen Ticketvorverkauf gibt es nicht. Wer sich zuerst anstellt, kommt rein. Am 16. und 17. Oktober, jeweils ab 20 Uhr sind in diesem Jahr unter anderem Nora Bossong, Anna Katharina Hahn, der Frankfurter Lokalmatador Eckhart Nickel und auch die Bestsellerautorin Daniela Kriehn zu Gast.

Info
Hier können Sie an einem Gewinnspiel teilnehmen, bei dem Karten für eine Lesung von Nora Bossongs neuestem Buch gewonnen werden können. Teilnahmeschluss ist der 11. November.




Bossong © Heike Steinweg

Schlange stehen lohnt sich an diesen beiden Tagen definitiv. Zudem ist gerade Literatur im Römer eine extrem gute Gelegenheit, die von der Jury des Deutschen Buchpreises übersehenen Bücher einzusammeln. Das ist noch nicht einmal ein Vorwurf – die Produktion an lesenswerten Romanen ist nach wie vor groß. Man kann nicht alles berücksichtigen.

Die sechs für den Deutschen Buchpreis nominierten Autorinnen und Autoren – Martina Hefter, Maren Kames, Clemens Meyer, Ronya Othmann, Markus Thielemann und Iris Wolff – präsentieren sich im Übrigen am 6. Oktober im Schauspiel Frankfurt. Hier gibt es allenfalls noch Restkarten an der Abendkasse. Die Preisverleihung ist dann am Montag der Buchmessenwoche, am 14. Oktober, im Kaisersaal des Römers.

LiteraturBahnhof auf der Braubachstraße

Unermüdlich, mit Akribie und Engagement kuratiert Lothar Ruske für den Verein „Kultur & Bahn e.V.“ zur Buchmesse den LiteraturBahnhof, der mittlerweile im Haus des Buches auf der Braubachstraße einen würdigen Ort gefunden hat. Vom 16.10. bis zum 19. Oktober finden täglich ab 14 Uhr im Stundentakt attraktive Lesungen und Gespräche statt, und auch hier ist der Eintritt frei.

Christoph Peters stellt hier beispielsweise den letzten Roman seiner Trilogie vor, der den Titel „innerstädtischer Tod“ trägt. Mit dabei sind außerdem Saskia Hennig von Lange, Ulla Lenze, Walter Moers und – ja, es gibt ihn noch – Ilja Richter. Das Programm finden Sie unter kulturundbahn.de. Selbstverständlich sind zur Buchmesse auch die etablierten Frankfurter Institutionen, die über das gesamte Jahr Neuerscheinungen auf ihren Bühnen präsentieren, bei der Buchmesse im Boot.

Literaturhaus mit Hape Kerkeling, Navid Kermani und Elif Shafak

Das Literaturhaus (literaturhaus-frankfurt.de) kooperiert für die großen Stars mit dem Schauspiel, wo Hape Kerkeling, Elif Shafak und die beiden Friedenspreisträger Navid Kermani und Aleida Assmann zu Gast sind. Hape Kerkeling ist natürlich ausverkauft, aber oft lohnt ja tatsächlich einmal ein Seitenblick. Die Independent-Verlage, die unter der Krise der Buchbranche besonders zu leiden haben und mehrheitlich um ihre blanke Existenz kämpfen, waren auf der Longlist des Deutschen Buchpreises nur spärlich und auf der Shortlist gar nicht mehr vertreten.



Kermani © Dietrich Kuehne

Am 18. Oktober wird im Literaturhaus der Preis der Hotlist vergeben, auf der ausschließlich Bücher aus unabhängigen Verlagen stehen. Im Anschluss an die Preisverleihung steigt die Buchmessenparty der Independent-Verlage. Die Roman-fabrik (romanfabrik.de) empfängt am 17. Oktober Autorinnen und Autoren des Ehrengastlandes Italien. Dort lesen unter anderem Francesca Melandria, Melania G. Mazzucco und Paolo Rumiz. Und einen Tag zuvor, am 16. Oktober, gastiert, ebenfalls in der Romanfabrik, die mittlerweile deutschlandweit bekannte Band Gastone.

ARD-Radiokulturnacht der Bücher

Auch im großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks trifft sich 2024 ein Aufgebot an großen Namen und großartigen Schriftstellerinnen und Schriftstellern. Bei der ARD-Radiokulturnacht der Bücher (welch ein Name!) am 18. Oktober finden sich unter anderem Saša Stanišić, Jan Weiler, Katja Lange-Müller und der Gewinner oder die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises ein. Offiziell ist diese Veranstaltung bereits ausverkauft, nicht so aber einen Tag später, am 19. Oktober, die ARD Hörbuchnacht, auf der aktuelle Hörbücher vorgestellt werden.

Dort treten beispielsweise Felix von Manteuffel, Ober-Känguru Mark-Uwe Kling, Volker Klüpfel und Stefanie Sargnagel auf. Und eines darf nie vergessen werden: Frankfurt war stets auch ein Ort der alternativen Ideen, des Widerstands. Dafür steht die so genannte „GegenBuchMasse“ (gegenbuchmasse.de), die in diesem Jahr zum 29. Mal im Bockenheimer Café ExZess ein linkes Alternativprogramm zu den vermeintlich mainstreamigen Veranstaltungen der offiziellen Buchmesse präsentiert. Auch das gehört in diese Stadt.

Info
16. Oktober bis 20. Oktober, 9 bis 18.30 Uhr, Sonntag bis 17.30 Uhr, Tagesticket Privatbesucher: 28,- Euro; Wochenendticket 52,- Euro. Tickets und der Veranstaltungskalender für das Messeprogramm sind hier erhältlich.
 
16. Oktober 2024, 09.12 Uhr
Christoph Schröder
 
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. – Mehr von Christoph Schröder >>
 
 
Fotogalerie:
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