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Lieblingswerk: Ubin Eoh
Zwischen Neven Allgeier, Haftbefehl und Colakrachern
Ubin Eoh ist freie Autorin und leitet die Kommunikation für verschiedene Projekte, darunter auch die Frankfurter Unternehmen Lindenberg und IMA. Sie erzählt, von wem ihr Lieblingskunstwerk stammt und was Haftbefehl und die Bravo damit zu tun haben.
Mein Herz fühlt sich in den 90er-Jahren zu Hause. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, schmecke ich Colakracher für 10 Pfennig. Ich rieche eine frisch geprintete Bravo, deren dünne Seiten ich hektisch bis zum Backstreet Boys-Starschnitt durchblättere. Und ich sehe die Farben Rosa und Babyblau. Neven Allgeiers Arbeiten transportieren mich in diese Zeit zurück. Viele seiner Fotos wirken auf mich wie Pastellträume, die sanft auf mich einglitzern. Die beiden Fotografien, die ich derzeit als meine Lieblingskunstwerke –bezeichnen würde, hängen groß über meinem Esstisch. Betitelt mit Evironment,2019 und Environment,2020, zeigen sie Aufnahmen, die Allgeier im Taunus aufgenommen hat: ein Baumstamm und Reifenspuren im Schlamm, beide Bilder sind in ein rosa-farbenes Sonnenuntergangs-Licht getaucht. Das erste Neven-Allgeier-Foto habe ich vor einigen Jahren im ZEITmagazin entdeckt, da hat er den Rapper Haftbefehl in einer fetten Karre porträtiert. Selbst dem Offenbacher Gangsterrapper konnte er durch seinen Stil etwas Sanftes, Romantisches verleihen. Das hat mir direkt gefallen.
Für Porträts von Künstlern und Musikern ist Allgeier bereits bekannt, und man sieht immer sofort, dass die Bilder von dem gebürtigen Wiesbadener stammen. Nicht nur der fotografische Stil, auch der Blick der Porträtierten enthüllt seine Handschrift. Sie ruhen in sich, fühlen sich wohl, sind entspannt. Neven Allgeier verbringt gerne, bevor er Menschen fotografiert, Zeit mit ihnen, möchte sie kennenlernen. Wer ihn mal getroffen hat, weiß, wie angenehm er als Person ist. Ein Typ, mit dem man gerne ein Radler trinken und darüber philosophieren möchte, warum wir existieren. Er begegnet der Welt mit Leichtigkeit und einem kindlichen Entdeckergeist – man hat das Gefühl, dass er sich mit Leidenschaft über Dinge, Menschen und die Natur wundert und dadurch die Schönheit in Details erkennt, die anderen häufig verschlossen bleiben.
Sehr empfehlen kann ich seine Arbeiten in der Natur. So auch die beiden Fotografien in meinem Esszimmer. Reifenspuren so einzufangen, dass man in ihnen eine Ästhetik und Sehnsucht erkennt, das ist typisch für seine Arbeit. Beide Fotografien bilden für mich den Zugang nach „draußen”, sie sind wie Fenster, die in eine Pastellparallelwelt führen. Die Reifenspuren und der Baumstamm werden zu Stars, die ich mir damals mit Sicherheit neben Blümchen und Leonardo DiCaprio aufgehängt hätte. Das Licht auf den Bildern erinnert mich übrigens an Titanic, meinen damaligen Lieblingsfilm. An die Schlüsselszene, in der Jack und Rose bei untergehender Sonne mit ausgestreckten Armen an Deck stehen. Emotional ist das für mich der Zenit des Glücks. Tiefe und Leichtigkeit vereint Neven Allgeier für mich in seinen Bildern perfekt.
Die Bilder sind mein erster Kunstkauf und markieren somit offiziell meinen Erwachsenenstatus. Einen Gefallen getan habe ich damit aber insgeheim meinem inneren 90ies-Girl, das mich für immer begleiten wird.
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Dieser Text ist zuerst in der Herbst/Winter-Ausgabe (4/22) des Artkaleidoscope erschienen.
Für Porträts von Künstlern und Musikern ist Allgeier bereits bekannt, und man sieht immer sofort, dass die Bilder von dem gebürtigen Wiesbadener stammen. Nicht nur der fotografische Stil, auch der Blick der Porträtierten enthüllt seine Handschrift. Sie ruhen in sich, fühlen sich wohl, sind entspannt. Neven Allgeier verbringt gerne, bevor er Menschen fotografiert, Zeit mit ihnen, möchte sie kennenlernen. Wer ihn mal getroffen hat, weiß, wie angenehm er als Person ist. Ein Typ, mit dem man gerne ein Radler trinken und darüber philosophieren möchte, warum wir existieren. Er begegnet der Welt mit Leichtigkeit und einem kindlichen Entdeckergeist – man hat das Gefühl, dass er sich mit Leidenschaft über Dinge, Menschen und die Natur wundert und dadurch die Schönheit in Details erkennt, die anderen häufig verschlossen bleiben.
Sehr empfehlen kann ich seine Arbeiten in der Natur. So auch die beiden Fotografien in meinem Esszimmer. Reifenspuren so einzufangen, dass man in ihnen eine Ästhetik und Sehnsucht erkennt, das ist typisch für seine Arbeit. Beide Fotografien bilden für mich den Zugang nach „draußen”, sie sind wie Fenster, die in eine Pastellparallelwelt führen. Die Reifenspuren und der Baumstamm werden zu Stars, die ich mir damals mit Sicherheit neben Blümchen und Leonardo DiCaprio aufgehängt hätte. Das Licht auf den Bildern erinnert mich übrigens an Titanic, meinen damaligen Lieblingsfilm. An die Schlüsselszene, in der Jack und Rose bei untergehender Sonne mit ausgestreckten Armen an Deck stehen. Emotional ist das für mich der Zenit des Glücks. Tiefe und Leichtigkeit vereint Neven Allgeier für mich in seinen Bildern perfekt.
Die Bilder sind mein erster Kunstkauf und markieren somit offiziell meinen Erwachsenenstatus. Einen Gefallen getan habe ich damit aber insgeheim meinem inneren 90ies-Girl, das mich für immer begleiten wird.
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Dieser Text ist zuerst in der Herbst/Winter-Ausgabe (4/22) des Artkaleidoscope erschienen.
21. November 2022, 12.07 Uhr
Ubin Eoh
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