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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Gesichter der Stadt: Christian Quach

Jenseits aller Regeln der Kunst

Unter dem Künstlernamen Takeshi Chinui malt Christian Quach am heimischen Küchentisch und bringt mit Händen, Stiften oder Spraydosen seine Gedanken auf die Leinwand. Seine Werke sind unter anderem in Frankfurter Restaurants zu sehen.
Unter dem Namen Takeshi Chinui malt Künstler Christian Quach Bilder, denen man mehr als einen kurzen Blick widmen muss. Seine Bilder sind bunt, laut, vieldeutig und verfolgen kein Regelwerk der Malerei. „In der Schule habe ich Kunst als Leistungskurs gehabt. Zu der Malerei wie ich sie heute betreibe, bin ich erst im Februar 2020 mit dem Umzug in meine jetzige Wohnung gekommen“, sagt der 28-jährige Quach. Für seine Wohnung habe er noch Wanddekoration gebraucht, doch ein Poster, das schon bei anderen in der Wohnung hängt und zudem immense Summen kostet, komme für ihn nicht in Frage. Um seine stilvoll eingerichtete Wohnung in Niederrad zu verschönern, hat er somit selbst zu Farbe und Leinwand gegriffen und damit den Startschuss zu etwas Größerem gegeben.

„Ich habe erstmal auf Aquarellpapier gemalt und etwa drei Monate später angefangen, hin und wieder was auf Instagram zu posten“, so Takeshi Chinui. Bei seinen Freunden und Bekannten kamen die Werke so gut an, dass sich die Anfragen nach Bildern von ihm häuften. Dabei hat er sich den Wünschen seiner Mitmenschen jedoch nicht gefügt, sondern stets seine eigene Linie verfolgt: „Ich wollte nie irgendwelchen Ansprüchen gerecht werden und habe immer nach meinen eigenen Richtlinien gemalt“. Dass sich seine Künstlerkarriere innerhalb von zwei Jahren so entwickelt, habe er nicht kommen sehen. „Ich scheine mit manchen Werken den Geschmack der Zeit zu treffen“, sagt Quach. Mit der Zeit habe sich immer wieder die Möglichkeit geboten, bei Freunden und Bekannten mit eigenen Läden auszustellen – vom Sneakerstore 43einhalb über Urban Outfitters und dem Nachtclub Pik Dame bis hin zu verschiedenen Cafés und Restaurants. Aktuell hängen diverse Bilder im Restaurant 10012/tenotwelve.




Zuletzt hat Quach auch eine Wand an der Zeil gestaltet. © Bernd Kammerer

Gemalt wird bei Quach am Küchentisch. Neben Mixer und Kühlschrank reihen sich Farbeimer, Spraydosen und anderes Malwerkzeug. Der PVC-Boden ist mit Farbflecken versehen und an den Wänden hängen seine Bilder. Dass in diesem Raum auch gekocht und gespeist wird, ist schwer vorstellbar. Essensgeruch liegt nicht in der Luft, aber dafür der von frisch geöffneten Farbtöpfen. Seine Wohnung gleicht eher einem Atelier als einer Wohnung. Die Wände sind hoch und teilweise mit roten Backsteinen gepflastert. Die grünen Pflanzen bringen Farbe in die ohnehin schon bunte Wohnung. Dass man sich in Niederrad befindet, vergisst man schnell, vielmehr kommt man sich vor wie in einer Brownstone-Wohnung im New Yorker-Stadtteil Brooklyn. Jung, alternativ und künstlerisch – die richtige Atmosphäre für einen jungen Künstler.

Beim Malen verfolgt Künstler Takeshi Chinui keine Regeln, trotz seines Wissens, das er sich im Kunst-Leistungskurs angeeignet hat. „Ich greife beim Malen sehr wenig zu Pinsel – die sind immer vertrocknet bei mir. Ich male viel mit den Händen, mit Stiften, direkt aus der Flasche und mit Spraydosen. Das ist für mich eine gute Mischung an Malutensilien, die ich innerhalb des Prozesses nutze“, so Quach. Auch andere Vorgaben wie etwa das Nutzen von Komplementärfarben oder ähnliches, spielen bei seiner Malerei keine Rolle. Einflüsse aus bestimmten künstlerischen Epochen kann man seinen Werken nicht entnehmen – diese Absicht verfolgt Quach auch nicht in seinem Malprozess. „Ich wähle Farben nach meiner Laune und danach, welches Gefühl ich mit der Farbe verbinde. Es hängt immer von der Situation und meiner Gefühlslage ab. Was ich schreibe, wie und was ich male, verbirgt sich in meinem Unterbewusstsein“, so Quach.

Christian Quach malt meistens an mehreren Werken gleichzeitig. „Ich mal immer fünf bis sechs Bilder parallel, weil ich mich schnell satt sehe an einem Bild oder nicht mehr weiter weiß. Malen ist für mich ein situativer Prozess“, erklärt der 28-Jährige. Wann ein Bild wirklich fertiggemalt ist, sei für Quach ebenfalls schwierig festzulegen. „Ich male alles was ich denke und was mich sowohl direkt als auch indirekt beeinflusst. Sei es die Musik, die ich aktuell höre, etwas, was ich gesehen habe oder Nachrichten über das Weltgeschehen – alles findet sich in meinen Gefühlen und dadurch auch in meinen Bildern wieder“, so der Künstler. „Am Ende des Tages möchte ich mit der Kunst kommunizieren und meine Gefühle ausdrücken.“

Unter all den Bildern, die er in seiner Wohnung hängen hat, ist sein Liebstes das Bildnis eines bunten Papageis, das sein verstorbener Opa gemalt hat. „Mein Opa hat selbst früher gemalt und ich habe ihm als Kind nicht nur dabei zugesehen, sondern auch zu ihm aufgesehen. Er hatte sogar einen echten Papagei als Haustier“, erzählt Quach. Sein Opa sei das erste verstorbene Familienmitglied von Quach. Quachs Arm ziert ein Tattoo mit den Initialien seines Opas. „Durch das Papagei-Gemälde ist er immer hier und schaut mir zu beim Malen. Klingt vielleicht etwas kitschig, aber es hat eine sehr große Bedeutung für mich.“

Dieser Text ist zuerst in der Juli-Ausgabe (7/22) des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
 
26. Juli 2022, 11.20 Uhr
Sinem Koyuncu
 
Sinem Koyuncu
Jahrgang 1996, Studium der Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, seit Oktober 2021 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Sinem Koyuncu >>
 
 
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