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Foto: red
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„Geschichtsort Adlerwerke“

„Ein lebendiger Erinnerungsort“

Am Freitag eröffnet der „Geschichtsort Adlerwerke. Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager“ im Gallus. Er soll das KZ „Katzbach“ sowie weitere Stationen der Zwangsarbeit in Frankfurt beleuchten. Im Fokus steht dabei die interaktive Vermittlung von Inhalten.
Unter dem Decknamen „Katzbach“ entstand im Sommer 1944 eines der grausamsten KZ-Außenlager im Gallus. Unter unmenschlichen Bedingungen wurden zwischen August 1944 und März 1945 insgesamt 1616 Gefangene, größtenteils aus Polen, auf dem Gelände der Adlerwerke festgehalten und zur Arbeit gezwungen. Über 500 Häftlinge starben noch in Frankfurt. 450 weitere Häftlinge wurden 1945 in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert und den Todesmarsch, auf den mehr als 300 Häftlinge kurz nach Einmarsch der Alliierten geschickt wurden, überlebten viele nicht. Neben den KZ-Häftlingen beschäftigten die Adlerwerke zwischen 1941 und 1945 zudem mehrere Tausend zivile Zwangsarbeitende. Auf der Frankfurter Gemarkung befanden sich etwa 145 Zwangsarbeitslager. Nun eröffnet die Stadt gemeinsam mit weiteren beteiligten Vereinen eine neue Institution, die sich der Aufarbeitung dieser Geschichte widmet.

Am Freitag öffnet die Bildungs- und Erinnerungsstätte mit dem Namen „Geschichtsort Adlerwerke. Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager“ ihre Türen. Nach langer Suche habe man dafür nun einen passenden Raum im historischen Gebäudekomplex der ehemaligen Adlerwerke sichern können, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) am Donnerstag. „Seit Beginn meiner Amtszeit setze ich mich zusammen mit zivilgesellschaftlichen Initiativen für eine dauerhafte Erinnerungs- und Bildungsstätte zu Themen des Konzentrationsaußenlagers „Katzbach“ und der Zwangsarbeit in Frankfurt ein. Die Forderung danach ist mittlerweile über 30 Jahre alt“, so Hartwig. „Der Geschichtsort Adlerwerke ist ein lebendiger Erinnerungsort. Er ist einerseits ein Ort, an dem den zahlreichen Opfern des KZ und der Zwangsarbeit gedacht wird. Gleichzeitig ist es ein Ort partizipativer und interaktiver Vermittlung“, so Hartwig weiter.

Darüber hinaus betonte Hartwig, wie wichtig die Errichtung eines solchen Gedenkortes in der heutigen Zeit ist: „Auch 77 Jahre später ist die Ideologie nicht vollständig verschwunden. Rechtsextreme Kräfte versuchen, die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren und zu verleugnen. Dieser Diskursverschiebung müssen wir uns entgegenstellen“, so die Dezernentin. Auch Elke Sautner vom Förderverein zur Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ-Katzbach und zur Zwangsarbeit in Frankfurt weist auf die Aktualität der Thematik sowie auf die Notwendigkeit der Bildungsstätte hin: „Viele Zeitzeugen sterben und somit wird es noch dringender, eine Gedenkstätte zu errichten, Spuren zu sichern und Kontakte zu knüpfen.“ Mit bloßem Gedenken sei es aber nicht getan, so Sautner: „Gedenken ist wichtig, aber wir müssen auch vermitteln, was da passiert ist.“





Die Ausstellung in dem 160 Quadratmeter großen Raum besteht aus vier Modulen: die Geschichte der Fabrik und ihre Bezüge in das Stadtviertel, die Zwangsarbeit in Frankfurt, die Geschichte von Entstehung und Existenz des Konzentrationsaußenlagers sowie der Umgang mit diesen Themen nach 1945 bis heute. Die einzelnen Stationen sollen eine interaktive Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen und die Informationen auf unterschiedliche Arten vermitteln. Dabei kommt etwa ein Medientisch mit Touchscreen zum Einsatz, über den man sich die einzelnen Stationen der Zwangsarbeit in der Stadt näher anschauen kann und der kleine Informationstexte zu den jeweiligen Standorten bietet. Außerdem gibt es sieben Hörstationen, die über die Thematiken informieren und in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt entstanden sind. „Alleinstellungsmerkmale des Geschichtsortes sind Aufgreifen unterschiedlicher Perspektiven, Arbeit mit Jugendlichen und Ort der Erinnerung“, sagt Thomas Altmeyer, Mitkurator und Leiter des Geschichtsortes. Neben Altmeyer ist auch Gottfried Kößler Kurator des Konzepts für den Geschichtsort.

Das Konzept ist in einer Kooperation zwischen dem Förderverein zur Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ-Katzbach und zur Zwangsarbeit in Frankfurt am Main, dem Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 sowie dem Dezernat für Kultur und Wissenschaft entstanden. Letzteres fördert das Projekt mit jährlichen 126 000 Euro, die der dauerhaften Finanzierung der Bildungsstätte dienen sollen. Darin enthalten sei ein Betriebskostenzuschuss, der Personal-, Miet- und Nebenkosten für den Raum decke. „Wir freuen uns, dass Frankfurt sich zu seiner Geschichte endlich bekennt. Die letzten Monate haben allen Beteiligten, besonders den Ehrenamtlichen, einiges abverlangt. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen“, sagt Elke Sautner.

Unmittelbar nach der Eröffnung am Freitag soll mit der Ansprache der Frankfurter Schulen und Bildungseinrichtungen begonnen werden. Es gebe bereits zahlreiche Anmeldungen für Führungen und Workshops. Die Eröffnungsveranstaltung im Gallus Theater um 18 Uhr sei bereits restlos ausgebucht, kann jedoch über einen Livestream digital verfolgt werden. Die Aufzeichnung kann anschließend über den Youtube-Kanal des Kulturdezernats abgerufen werden. Informationen zu den geplanten Veranstaltungen, zum Team sowie zum Geschichtsort gibt es online.
 
25. März 2022, 09.57 Uhr
Sinem Koyuncu
 
Sinem Koyuncu
Jahrgang 1996, Studium der Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, seit Oktober 2021 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Sinem Koyuncu >>
 
 
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