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Freiluftpartys im Nordend
„Was will man denn an der Hauptwache?“
Am ersten Freitagabend der „Nachtschicht Hauptwache“ zieht es ein paar hundert Feiernde in die Innenstadt. Am Friedberger Platz zeigt man sich bislang jedoch eher skeptisch der Alternative gegenüber.
Seit mehr als zehn Jahren treffen sich vor allem freitagabends Tausende auf dem Friedberger Platz. Teilweise müssen Straßenabschnitte für Autos gesperrt werden, um Platz für die Menschenmasse zu schaffen. Seit Jahren spitzt sich auch der Konflikt mit den Anwohnenden zu und die Stadt versucht, eine Lösung für beide Seiten zu finden. Mit Musik, Food-Trucks und Cocktailbar an der Hauptwache soll dies nun gelingen.
Auch am vergangenen Freitagabend standen nach Schätzung der Stadtpolizei 2500 Feiernde auf dem Friedberger Platz. Seit längerem schickt die Stadt um 22 Uhr Trupps der FES, um den Platz zu säubern und die Stimmung ungemütlicher zu machen. Zusätzlichen sprechen Beamte der Stadtpolizei die Feiernden an, um sie zum Gehen zu bewegen. Nun soll ihnen gleichzeitig auch eine Alternative angeboten werden, auf die am vergangenen Freitag unter anderem Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP), Mitglieder des Ortsbeirats 3 und betroffene Nordend-Anwohner mit Flyern aufmerksam machten.
Sätze wie „Wir geh’n um zehn“, „Bitte denken Sie daran, dass die Mitbürgerinnen und Mitbürger im Nordend schlafen wollen“ und „Frankfurt hat einen neuen ‚Place to be‘“ sollen die Feiernden auf verschiedene Plätze im Nordend in die Innenstadt locken. Ortsbeirätin Andrea Pilz (Die Linke) sieht das Angebot an der Hauptwache als guten Kompromiss für Feiernde und Anwohner. „Das ist ein großer Interessenkonflikt, ich kann beide Seiten verstehen“, sagte Pilz. Auch Grünen-Fraktionsvorsitzende Gabriele Trah zeigte sich hoffnungsvoll. Dass die Stadt das Angebot macht, so Trah, sei „sehr positiv“ angekommen.
Anwohnerinitiative fordert weitere Handlungen
Für Silke Jungfleisch, Anwohnerin und Sprecherin der Bürgerinitiative Luisenplatz, geht die Aktion jedoch nicht weit genug, erklärte sie am Freitagabend. Sie fordert zusätzliche Lautsprecherdurchsagen, in denen klare Regeln vermittelt werden, sowohl am Friedberger Platz als auch am Luisenplatz. Wichtig sei ihr auch zu betonen, dass die Anwohnerinnen und Anwohner das Feiern im Nordend nicht kaputt machen wollen, aber es müsse gesteuert werden.
Die häufig kommunizierte Aussage, dass die Anwohner schlafen wollen – wie es auch auf den Flyern steht – greife zu kurz und spiegele nicht die vielschichtigen Problemfelder wider, die im Runden Tisch besprochen wurden, erklärte sie. Neben dem Lärm und dem Müll spielen auch Wildpinkler und ein erhöhtes Aggressionspotenzial der Feiernden eine Rolle. Beleidigungen, bereits stattgefundene Übergriffe und Prügeleien beeinträchtigten die Anwohner in ihrem Sicherheitsgefühl. Dies gehe mittlerweile so weit, dass sie freitagabends keinen Besuch mehr bekomme, sagte Jungfleisch. Dieser Punkt falle in der Diskussion aus ihrer Sicht aber „hinten runter“.
„Da gibt es immer Stress“ – Bedenken im Nordend
Ordnungsdezernentin Annette Rinn zeigte sich am Freitagabend positiv überrascht: Die ersten Rückmeldungen seien „sehr gut“, 80 Prozent hätten ihr zugesichert, sich das Angebot an der Hauptwache anzuschauen. Erwartet habe sie das nicht, sagte die Dezernentin sichtlich glücklich.
Nun stimmen ja erfahrungsgemäß Aussagen, die man macht, wenn man einen Flyer in die Hand gedrückt bekommt, und die Realität nicht immer überein. Das bestätigte sich auch am Freitag auf dem Friedberger Platz: Viele derjenigen, die sich den Flyerverteilern zuvor interessiert gezeigt haben, äußern sich dem JOURNAL FRANKFURT gegenüber eher skeptisch. „Was will man denn an der Hauptwache?“, fragen viele.
„Die Hauptwache ist scheiße, da gibt es immer Stress“, sagt auch eine weitere Frau, die häufig freitags auf dem Friedberger Platz feiere. Der Platz in der Innenstadt habe nicht „dasselbe Flair“, auch sei das Angebot nicht attraktiv genug. „Es geht nicht um Getränke und Musik, am Friedberger Platz hat es nie an Musik gefehlt, sondern darum, mit den Leuten hier zusammen zu sein“, erklärt sie.
Eine Gruppe junger Männer äußerte ihre Bedenken auch dem Leiter der Stadtpolizei, Matthias Heinrich, gegenüber, der die Feiernden ab 22 Uhr zum Gehen aufforderte: Das Publikum sei ein anderes als im Nordend, zudem sei es nicht sicher genug dort, sagten sie. „Je mehr von euch dahin gehen, desto mehr verändert sich ja auch das Publikum“, entgegnete Heinrich.
Doch es gab auch einige positive Stimmen, die der „Nachtschicht Hauptwache“ eine Chance geben wollen. Ob diese Alternative wirklich die Feiernden aus dem Nordend anziehen, oder doch zum „Place to be“ für ein ganz anderes Publikum wird, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Die Mitglieder des Runden Tisches wollen auch in Zukunft freitags auf das Angebot aufmerksam machen und Flyer verteilen.
Auch am vergangenen Freitagabend standen nach Schätzung der Stadtpolizei 2500 Feiernde auf dem Friedberger Platz. Seit längerem schickt die Stadt um 22 Uhr Trupps der FES, um den Platz zu säubern und die Stimmung ungemütlicher zu machen. Zusätzlichen sprechen Beamte der Stadtpolizei die Feiernden an, um sie zum Gehen zu bewegen. Nun soll ihnen gleichzeitig auch eine Alternative angeboten werden, auf die am vergangenen Freitag unter anderem Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP), Mitglieder des Ortsbeirats 3 und betroffene Nordend-Anwohner mit Flyern aufmerksam machten.
Sätze wie „Wir geh’n um zehn“, „Bitte denken Sie daran, dass die Mitbürgerinnen und Mitbürger im Nordend schlafen wollen“ und „Frankfurt hat einen neuen ‚Place to be‘“ sollen die Feiernden auf verschiedene Plätze im Nordend in die Innenstadt locken. Ortsbeirätin Andrea Pilz (Die Linke) sieht das Angebot an der Hauptwache als guten Kompromiss für Feiernde und Anwohner. „Das ist ein großer Interessenkonflikt, ich kann beide Seiten verstehen“, sagte Pilz. Auch Grünen-Fraktionsvorsitzende Gabriele Trah zeigte sich hoffnungsvoll. Dass die Stadt das Angebot macht, so Trah, sei „sehr positiv“ angekommen.
Anwohnerinitiative fordert weitere Handlungen
Für Silke Jungfleisch, Anwohnerin und Sprecherin der Bürgerinitiative Luisenplatz, geht die Aktion jedoch nicht weit genug, erklärte sie am Freitagabend. Sie fordert zusätzliche Lautsprecherdurchsagen, in denen klare Regeln vermittelt werden, sowohl am Friedberger Platz als auch am Luisenplatz. Wichtig sei ihr auch zu betonen, dass die Anwohnerinnen und Anwohner das Feiern im Nordend nicht kaputt machen wollen, aber es müsse gesteuert werden.
Die häufig kommunizierte Aussage, dass die Anwohner schlafen wollen – wie es auch auf den Flyern steht – greife zu kurz und spiegele nicht die vielschichtigen Problemfelder wider, die im Runden Tisch besprochen wurden, erklärte sie. Neben dem Lärm und dem Müll spielen auch Wildpinkler und ein erhöhtes Aggressionspotenzial der Feiernden eine Rolle. Beleidigungen, bereits stattgefundene Übergriffe und Prügeleien beeinträchtigten die Anwohner in ihrem Sicherheitsgefühl. Dies gehe mittlerweile so weit, dass sie freitagabends keinen Besuch mehr bekomme, sagte Jungfleisch. Dieser Punkt falle in der Diskussion aus ihrer Sicht aber „hinten runter“.
„Da gibt es immer Stress“ – Bedenken im Nordend
Ordnungsdezernentin Annette Rinn zeigte sich am Freitagabend positiv überrascht: Die ersten Rückmeldungen seien „sehr gut“, 80 Prozent hätten ihr zugesichert, sich das Angebot an der Hauptwache anzuschauen. Erwartet habe sie das nicht, sagte die Dezernentin sichtlich glücklich.
Nun stimmen ja erfahrungsgemäß Aussagen, die man macht, wenn man einen Flyer in die Hand gedrückt bekommt, und die Realität nicht immer überein. Das bestätigte sich auch am Freitag auf dem Friedberger Platz: Viele derjenigen, die sich den Flyerverteilern zuvor interessiert gezeigt haben, äußern sich dem JOURNAL FRANKFURT gegenüber eher skeptisch. „Was will man denn an der Hauptwache?“, fragen viele.
„Die Hauptwache ist scheiße, da gibt es immer Stress“, sagt auch eine weitere Frau, die häufig freitags auf dem Friedberger Platz feiere. Der Platz in der Innenstadt habe nicht „dasselbe Flair“, auch sei das Angebot nicht attraktiv genug. „Es geht nicht um Getränke und Musik, am Friedberger Platz hat es nie an Musik gefehlt, sondern darum, mit den Leuten hier zusammen zu sein“, erklärt sie.
Eine Gruppe junger Männer äußerte ihre Bedenken auch dem Leiter der Stadtpolizei, Matthias Heinrich, gegenüber, der die Feiernden ab 22 Uhr zum Gehen aufforderte: Das Publikum sei ein anderes als im Nordend, zudem sei es nicht sicher genug dort, sagten sie. „Je mehr von euch dahin gehen, desto mehr verändert sich ja auch das Publikum“, entgegnete Heinrich.
Doch es gab auch einige positive Stimmen, die der „Nachtschicht Hauptwache“ eine Chance geben wollen. Ob diese Alternative wirklich die Feiernden aus dem Nordend anziehen, oder doch zum „Place to be“ für ein ganz anderes Publikum wird, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Die Mitglieder des Runden Tisches wollen auch in Zukunft freitags auf das Angebot aufmerksam machen und Flyer verteilen.
2. Mai 2022, 10.37 Uhr
Elena Zompi
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