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Foto: Ausstellungsansicht Frankfurter Kunstverein mit der Untersuchung „Rassistischer Terroranschlag in Hanau: Das Haus des Täters“ ©Frankfurter Kunstverein/Norbert Miguletz
Foto: Ausstellungsansicht Frankfurter Kunstverein mit der Untersuchung „Rassistischer Terroranschlag in Hanau: Das Haus des Täters“ ©Frankfurter Kunstverein/Norbert Miguletz

Attentat von Hanau

Kollektiv zeigt weitere Versäumnisse der Polizei

Neue Untersuchungen der Recherchegruppe Forensic Architecture belegen Fehler der Polizei in der Tatnacht des Anschlags von Hanau. So soll beispielsweise das Haus des Attentäters nicht richtig bewacht gewesen sein.
Unbeantwortete Notrufe, der verschlossene Notausgang in der Arena Bar, die rassistische Behandlung von Familien und Überlebenden – die Liste der Fehler und Versäumnisse der Behörden, die nach dem Attentat von Hanau bekannt wurden, ist lang. Neue Forschungsergebnisse des Kollektivs „Forensic Architecture“ zeigen weitere Pannen beim Einsatz der Polizei in der Tatnacht. So stellte die Recherchegruppe fest, dass die Polizei das Haus des Attentäters von Hanau nach der Tat über einen längeren Zeitraum nicht oder nicht richtig bewacht hat. Auch der Polizeihubschrauber, der in das Gebiet entsandt wurde, hätte das Haus überwachen können, sei aber nie über die Adresse des Täters informiert worden – obwohl die Piloten mehrfach danach fragten.

Für die Untersuchung hat die Recherchegruppe die Aufnahmen eines in dieser Nacht eingesetzten Polizeihubschraubers analysiert, um die Bewegungen der Polizei während der gesamten Nacht nachzuvollziehen und Fragen zur Durchführung des Einsatzes zu stellen. Zudem entwickelten sie ein „Schallexperiment“ und bildeten den Schall der zwei Schüsse nach, die der Täter zur Ermordung seiner Mutter abgefeuert hatte. Denn: Für den Mord an der Mutter des Attentäters gibt es keine Augenzeugen. Der Vater des Täters sagte aus, er habe nur Schüsse von außerhalb des Hauses gehört; die Polizei soll nach eigener Aussage gar keine Schüsse gehört haben. Die Gruppe kam aber zu dem Ergebnis, dass die Schüsse zu jedem Zeitpunkt in der Umgebung des Hauses zu hören gewesen wären. Sollte die Polizei die tödlichen Schüsse im Haus des Täters tatsächlich nicht gehört haben, sei sie entweder nicht richtig aufgestellt gewesen, um das Haus zu überwachen, oder habe das Haus nicht ordnungsgemäß umstellt, fasst die Forschungsgruppe zusammen.

Die Untersuchungsergebnisse sind Teil der neuen Ausstellung „Three Doors“ im Frankfurter Kunstverein. Dort befasst sich das Kollektiv auch mit der Frage, ob die Opfer in der Arena-Bar überlebt hätten, wenn der Notausgang nicht versperrt gewesen wäre und sie dies gewusst hätten. Eine weitere Arbeit untersucht den Fall Oury Jalloh, der 2005 in einer Dessauer Polizeizelle verbrannte.

Fehlende Informationen im Untersuchungsausschuss

Die Untersuchung von Forensic Architecture deckt auch weitere Versäumnisse bei der Aufklärung der Tatnacht auf. Nach Angaben des Kollektivs haben sie tausende Seiten der Untersuchungsakten gesichtet und dabei anscheinend Informationen zur Verfügung gehabt, die dem Hanau-Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags fehlen, wie Vanessa Gronemann, Obfrau im UNA 20/2 der GRÜNEN Landtagsfraktion, am Donnerstag mitteilte. „Das darf nicht so bleiben“, sagte Gronemann.

So sollen die neuen Forschungsergebnisse künftig auch im Hanau-Untersuchungsausschuss einbezogen werden, erklärte die Grünen-Politikerin: „Der Verlauf des Einsatzes am Täterhaus ist Untersuchungsgegenstand des Ausschusses. Wir werden uns die Aspekte, die Forensic Architecture herausgearbeitet hat, anschauen und die Polizeibehörden in der Befragung damit konfrontieren.“

Zweite Arbeit zu Hanau befasst sich mit Notausgang in der Arena-Bar

Bereits im vergangenen Dezember hatten Untersuchungsergebnisse des Kollektivs für Aufsehen und massive Kritik an den Behörden gesorgt. In ihrer Untersuchung sichtete die Forschungsgruppe die Aufnahmen der Überwachungskameras in der Arena Bar und dem nebenan liegenden Kiosk, den der Täter zuerst betreten hatte. Dabei vollzog sie die Bewegungen der einzelnen Personen in der Bar, die sich hinter den Tresen flüchteten, nach und bestimmte ihre Geschwindigkeit.

Laut Gutachten hatten die Männer in der Bar neun Sekunden Zeit zwischen dem Moment, als der Täter das Gebäude betrat und dem Moment, als er in die Arena Bar selbst kam. Das Ergebnis der Forschungsgruppe: „Alle fünf Personen hatten genug Zeit, um durch den Notausgang zu entkommen.“ Vier von fünf Personen, die sich zur Tatzeit in der Arena Bar aufhielten, wären demnach bis zu seinem Eintreffen aus dem Sichtfeld des Täters verschwunden und an der Notausgangstür gewesen, eine weitere kurz davor. Das Ergebnis wurde im Dezember auch dem Untersuchungsausschuss im Hessischen Landtag überreicht.
 
3. Juni 2022, 12.59 Uhr
ez
 
 
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