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Oliver Maria Schmitt und die Erdmännchen

Die Wahlversprechen einlösen

Im OB-Wahlkampf forderte Oliver Maria Schmitt mehr niedliche Erdmännchen im Frankfurter Zoo. Nun überreichte er dem Zoodirektor Manfred Niekisch einen Scheck für die kleinen Racker. Pünktlich zum Wahlkampf.
So ist es doch immer: Erst schwingen sie große Reden, nach der Wahl entpuppen sich diese als leere Versprechen. Das Insitut für Demoskopie Allensbach veröffentlichte jüngst seine Berufsprestige-Skala, die Politiker auf dem drittletzten Platz führt. Lediglich sechs Prozent der Befragten haben viel Achtung vor diesem Beruf. Nur Banker und Fernsehmoderatoren genießen noch weniger Achtung beim Volk. Beim Oberbürgermeister der Herzen, dem künftigen hessischen Landesvater und Bundeskanzler in Personalunion ist das natürlich vollkommen anders: Zum einen weil Oliver Maria Schmitt – wäre er denn eine Ein-Mann-Berufsgruppe – gefühlte 112 Prozent auf der Instituts-Skala erhalten würde, zum anderen weil er eben keineswegs leere Versprechen macht. Die 9. seiner „9,5 Thesen für Frankfurt – und keine für Offenbach“ im Frankfurter Oberbürgermeister-Wahlkampf lautete: „Mehr kleine und niedliche Tiere für den Frankfurter Zoo“. Und pünktlich zum Bundes- und Landtagswahlkampf, aber lange nach dem OB-Wahlkampf, erinnerte sich das Partei-Parteimitglied wieder seiner Versprechen und brachte den neuen, niedlichen Erdmännchen persönlich einen Scheck vorbei.

400 Euro hatte Oliver Maria Schmitt im vergangenen Wahlkampf gesammelt, die er nun in Form einer Patenschaft in die Zucht der possierlichen Tierchen investiert hat. Immerhin sind seit dem großen Erdrutsch im Erdmännnchen-Gehege vergangenes Jahr erst drei Tierchen in das neue Gehege eingezogen, das eigentlich bis zu 15 der Scharrtiere fasst. Die überaus niedlichen Erdferkel und die noch überaus niedlicheren Quolls drohen, den Erdmännchen den Zuneigungsrang der Besucher abzulaufen. Für Schmitt hieß es deshalb: Handeln! Zoodirektor Manfred Niekisch weist zwar darauf hin, dass es noch zwei Erdälteste gibt, die das Unglück vom benachbarten Seniorenstift-Gelände beobachten mussten, dennoch solle die Erdfamilie natürlich weiter wachsen.

Das Geld kommt da gerade recht, wird aber an ein Versprechen gekoppelt. „Seit jeher heißen die Erdmännchen Erdmännchen. Aber unser Zuchtprogramm würde ohne die weiblichen Tiere doch sehr leiden. Bevor ich Ihnen eine Patenschaft genehmige, müssen Sie mir versprechen, sich im Bund und im Land für die Umbenennung in 'Erdfrauchen' stark zu machen“, nutzt der Zoodirektor die Lage des Spenders eiskalt aus, der ebenso eiskalt kontert: „Wenn ich Sie dafür mit Herr Professorin Niekisch ansprechen darf ...“ Einverstanden!

Der Deal wird per Blutsschwesterschaft besiegelt und Oliver Maria Schmitt handelt flugs noch ein Benennungsrecht für das erstgeborene Jungtier aus. Die Namen hat er schon parat: „Wenn es ein Männchen wird, heißt er natürlich Theodor; nach Frankfurts berühmtesten Erdmännchen überhaupt, Theodor W. Adorno“, sagt Schmitt. Und wenn es ein Weibchen wird? „Dann natürlich Petra, weil die alte in der Versenkung verschwunden ist.“ In etwa seit dem Erdmännchenunglück vergangenes Jahr hat man wenig von der einstigen Oberbürgermeisterin, Petra Roth, gehört. Ein Zufall? Vielleicht wurde ja auch sie verschüttet.

Manfred Niekisch und Oliver Maria Schmitt sind Profis. Auf Augenhöhe diskutieren sie noch ein wenig über die Genderproblematik, über Krötinnen, die es zum Führen eines Wahlkampf und eines Zoos gleichermaßen braucht, und das Despektierlichkeits-Ranking des Begriffs „Erdweibchen“. Der Bundeskanzler in spe erklärt das Erdfrauchen zum neuen Wappentier der Bundesrepublik, der Zoodirektor, dass dies einer der angenehmeren Termine sei, den er qua Amtes über sich ergehen lassen müsse. Und während Professorin Niekisch zu unangenehmeren Terminen weiter muss, lässt sich Hobby-Zoologe Schmitt weiter von der Tierwelt inspirieren.

Die Brillenbären, so lernt er, leben noch in getrennten Gehegen. Allerdings gibt es ein sogenanntes „Schmuse-Gitter“, durch das sich die Bärin und der Bär ganz behutsam einander annähern können. „Toll!“, befindet der Vollblutpolitiker. „So ein Gitter sollten wir zwischen Ost- und Westdeutschland auch aufstellen.“ Der Partei Die Partei werde stets vorgeworfen, sie wolle die Mauer wieder aufbauen. Mit einem Schmuse-Gitter an ihrer statt, müssten eigentlich alle Wähler zufrieden sein. „Testweise ziehen wir einen Schmuse-Zaun zwischen Offenbach und Frankfurt. Dann sehen wir, ob das gut gehen kann“, sagt Schmitt und bestätigt erneut, dass die Wahlversprechen der Partei keine leeren Worthülsen sind. Die 8. These aus dem Oberbürgermeister-Wahlkampf: „Keine Mauer zwischen Frankfurt und Offenbach! Stattdessen wird die kleine und unattraktive Nachbarstadt nach Frankfurt eingemeindet.“ Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Mit einem Schmuse-Gitter, das hat Oliver Maria Schmitt klug erkannt, könnten die Weichen aber schon bald auf Annäherung gestellt werden.

Ob sich Oliver Maria Schmitt auch seiner Versprechen aus dem aktuellen Wahlkampf erinnert oder doch nur ein unglaublich charmanter Bundes- und Landes-Despot vom Kaliber eines Kim Jong-Un ist und doch lieber mit Dennis Rodman Basketballspiele besucht, wissen wir nach dem 22. September. Zur Überprüfung gibt es hier noch ein kurzes Video der Schmitt'schen "vollen Versprechungen" für Deutschland.
 
18. September 2013, 12.01 Uhr
Gerald Schäfer
 
 
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