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Klare Frage, klare Antwort

Wollt Ihr Boris Rhein? Nein!!!

Im Südbahnhof stellten sich Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl den Fragen von Flughafenausbaugegnern. Da deren natürliche Feinde Rhein (CDU) und Feldmann (SPD) der Diskussion fernblieben, wendete sich der Zorn gegen die Grünen.
Ein Donnerstagabend im Südbahnhof. Unten brummt der McDonalds. Drüber probt ein Chor. Ganz oben, im großen Saal sitzen hunderte Menschen an langen Tischen und auf der Galerie. Die Bürgerinitiative Sachsenhausen hat geladen, es geht um den Flughafen, die Laune ist dementsprechend nicht die Beste. Zu allem Überfluss hat das Stadtvermessungsamt am gleichen Tag die Bodenrichtwerte für Oberrad, Sachsenhausen und Niederrad um fünf bis sieben Prozent gesenkt – was schon seit Jahren offenkundig ist, nämlich der Wertverlust von Immobilien, wird nun auch behördlich festgehalten.

Auf dem Podium sitzen die Oberbürgermeisterkandidaten Herbert Förster (Piraten), Rosemarie Heilig (Grüne), Janine Wissler (Linke) – und Ursula Fechter von den Flughafenausbaugegnern (FAG), die als Sprecherin der Bürgerinitiative so etwas wie einen Heimvorteil hat. Ihr Mitstreiter Burkart Reiche moderiert und muss sich gleich noch um drei Experten kümmern, die eingangs darüber berichten, warum der Flughafen eben kein Jobmotor sei, warum die Gesundheitsgefährdungen erheblich seien und der wirtschaftliche Nutzen negativ. Die Grundlagen für einen langen Abend sind also gelegt, denn Burkart verspricht nach den Eingangsstatements den anwesenden Bürgern: jeder kommt zu Wort. Die Namensschilder von Boris Rhein und Peter Feldmann muss er aber erstmal beiseite legen: "Die kommen weg die beiden, die brauchen wir nicht mehr", sagt er unter dem Applaus des Publikums. Dessen Aufmerksamkeit wendet sich zugleich Rosemarie Heilig zu. Die Grünen-Politikerin ist so etwas wie das nächstbeste Ziel – schließlich ist sie gerade zur Umweltdezernentin im schwarz-grünen Magistrat gewählt worden, und damit augenscheinlich für die meisten Anwesenden nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

"Wir sind uns doch hier alle einig, dass diese Landebahn weg muss", sagt Frau Heilig zu Beginn der Debatte, wohl um den Ausbaugegner etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen. FAG-Kandidatin Ursula Fechter aber sagt, die Grünen hätten mit ihrer Enthaltung bei Flughafenthemen in der schwarz-grünen Koalition das Thema ausgespart, auf Landesebene sei ein Antrag zur Stilllegung der Bahn gar abgelehnt worden. Die Grünen-Kandidatin fragt keck: "Würdest Du mich wählen, wenn ich gegen Boris Rhein in der Stichwahl lande?" Ursula Fechter: "Als Person würde ich Dich wählen, aber Du bist leider in der falschen Partei." Auf den logischen Schluss, dass sie dann Rhein wählen müsste, will sich Frau Fechter aber nicht festlegen lassen. Genau an dieser Stelle verschärft sich die Debatte dann. Frank Kaufmann, Flughafen-Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, polemisiert aus dem Publikum, dass "nur Heilig die Chance hat, in die Stichwahl zu kommen. Sonst sind zwei Ausbaubefürworter in der Stichwahl - da muss man auch mal seinen Verstand einschalten." Janine Wissler von den Linken entgegnet: "Dass ausgerechnet die Grünen es anderen Parteien absprechen, sich politisch einmischen zu dürfen, ist schon ein starkes Stück – wie oft sind denn die Grünen gescheitert, bis sie in Regierungen angekommen sind." Im Übrigen habe die Umweltpartei in der Opposition mehr bewegt als in der Regierung, so Wissler, die an die Wackersdorf-Proteste erinnert. "Damals wurden zehn Milliarden Mark in die Wiederaufbereitungsanlage gesteckt, sie ist dennoch nicht in Betrieb gegangen." Herbert Förster von den Piraten, der zur Debatte sonst nur wenig beizutragen hatte, wünschte sich, dass die Protestbewegung noch wachse. "Es geht mir hier nicht darum, für meine Person zu werben - sondern dafür, dass Bürger auf die Straße gehen."

Zum Schluss versteigen sich Experten und einige Gegner noch zu einem Medien-Bashing; es würde nicht unabhängig berichtet, es würden Studien unterdrückt, weil die Fraport die hiesige Presse- und Funklandschaft mit Anzeigen schmieren würde. Sofort wird eine Gegenöffentlichkeit mit Blogs und so verabredet, auf dass das Gleichgewicht wiederhergestellt sei.

Conclusio: Die Befürchtung, dass sich die Flughafengegner gegenseitig die Stimmen wegnehmen, kann man so durchgehen lassen. Und so versteht man auch, dass Boris Rhein und Peter Feldmann nicht vorbeikamen. In dieser Atmosphäre hätten sie ohnehin keine Wähler für sich gewinnen können. Dass sie sich der Diskussion entziehen, lässt sich jedenfalls nicht behaupten. Unter der Überschrift "Frankfurt im Endanflug. Wie gefährdet ist unsere Gesundheit?” findet am kommenden Sonntag, 26.2., in der Friedrich-Fröbel-Schule eine Podiumsdiskussion statt. Rhein und Feldmann sind auch dabei. Schau'n mer mal, ob Rosemarie Heilig dann wieder in die Menge fragt: "Wollt Ihr Boris Rhein?" "Nein!!!" "Dann müsst ihr mich wählen!"
 
24. Februar 2012, 11.39 Uhr
Nils Bremer
 
 
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