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Drei Tage

Ein neues Amt für Frankfurt

Ein neues Amt, besetzt mit Experten und Wissenschaftlern von nationaler und internationaler Reputation, gibt Antwort auf alle Fragen, die modernes Leben und globalisierte Welt aufwerfen – allerdings nur drei Tage lang.
Kurz nach Jahresbeginn bekommt Frankfurt ein neues Amt auf dem Römerberg. Und zwar eines, bei dem man in einer von Krisen und Umbrüchen geschüttelten Welt Antworten auf so brennende Fragen bekommt wie: Warum sollte man moralisch sein? Warum gibt es Strafe? Was heißt Gerechtigkeit? Oder welche Rolle spielt Anerkennung im Arbeitsleben? Passend zu den etwas unruhigen und unsicher machenden Zeiten heißt dieses weltweit vermutlich einmalige Amt: Amt für Umbruchsbewältigung.

Für Fragen zur Revolution in den arabischen Ländern findet man hier Ansprechpartner aber auch zur Wirtschaftskrise und der Zukunft des Neoliberalismus. Antworten geben ausgewiesene Experten und Wissenschaftler von nationaler und internationaler Reputation. Der aktuelle Geschäftsführer des Frankfurter Instituts für Sozialforschung Axel Honneth beispielsweise wird sich Fragen stellen, aber auch Rainer Forst, Co-Sprecher des Exzellenzclusters an der Goethe-Universität, der in der politischen Philosophie als einer der einflussreichsten Denker der jüngeren Generation gilt und gerade mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde.

Auch wenn man im Amt für Umbruchsbewältigung zu allen Fragen, die modernes Leben und globalisierte Welt samt Wirtschaftskrisen und Revolten aufwerfen, kompetente Ansprechpartner mit wissenschaftlichen Weihen findet, hat das neue Amt bedauerlicherweise einen klitzekleinen Haken: Es gibt es nur drei Tage lang. Auch die Sprechzeiten sind etwas amtsunüblich: Freitag, 27. Januar, 21 bis 23 Uhr; Samstag, 28. Januar, 15 bis 19 Uhr; Sonntag, 29. Januar, 16 bis 19 Uhr. Das „Amt für Umbruchsbewältigung“ ist, man ahnt es vielleicht, keine neue städtische Institution, sondern es gehört zum wissenschaftlichen Rahmenprogramm der Ausstellung „Demonstrationen. Vom Werden normativer Ordnungen“, die vom Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität und dem Frankfurter Kunstverein organisiert wird. Das interdisziplinäre Ausstellungsprojekt umfasst 40 internationale künstlerische Positionen und ist vom 20. Januar bis zum 25. März im Frankfurter Kunstverein zu sehen.

Während die Wissenschaftler im Exzellenzcluster aus geistes- und sozialwissenschaftlicher Perspektive gegenwärtige Konflikte um eine gerechte Weltordnung erforschen, zeigt der Kunstverein mit Bildern, Fotografien, Videos, Installationen und Performances jahrhunderteübergreifend, was passiert, wenn Menschen an bestehenden Ordnungen Zweifel haben. Machtdemonstrationen werden dabei ebenso unter die Lupe genommen wie Protestdemonstrationen. Der Geschäfts-führer des Exzellenzclusters an der Goethe-Universität, Peter Siller, hofft auf reges Interesse, zumal mit Themen wie Moral und Recht auch Fragen behandelt werden, „die jeden Bürger umtreiben“. Beim Amt für Umbruchsbewältigung stehen dabei, so Siller, drei Fragen im Vordergrund: „In welcher Welt leben wir eigentlich? Warum sollte man Dinge verändern? Wie können Umbrüche gestaltet werden?“ In zwanzigminütigen Einzelgesprächen können die interessierten Bürger beim Amt für Umbruchsbewältigung mit Wissenschaftlern in der Art einer Bürgersprechstunde über bestimmte Themen sprechen. „Nicht nur die Bürger profitieren hier von der Wissenschaft, sondern auch die Wissenschaft bekommt Impulse und Anregungen, dadurch dass sie ihre Räume verlässt und sich für ein solches Format öffnet“, so Siller.

Das neue Amt, für das das Presse- und Informationsamt übrigens seine Räume zur Verfügung stellt, wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Wissenschaft und Kunst. Fanti Baum, Kuratorin der Ausstellung „Demonstrationen. Vom Werden normativer Ordnungen“ im Frankfurter Kunstverein, verrät ein wenig davon, wie der Amtsbetrieb ablaufen wird: „Alle Interessierten können sich im Kunstverein, wo es auch eine Art Wartebereich geben wird, eine Nummer ziehen. Vor der Beratung gibt es also einen Vorlauf, der Amtsstrukturen abruft.“ Außerdem sei vorgesehen, dass jeder Wissenschaftler einen Gegenstand mitbringt, der ihn mit seinem Thema verbindet. Eine Liste der Themen des Tages hängt am Informationsschalter im Frankfurter Kunstverein aus. Eine Stunde vor Beginn eines jeden Beratungsblocks können sich dort Interessierte für einen Termin zu einem der angebotenen Themen anmelden. Die Beratung selbst findet im Presse- und Informationsamt, also direkt neben dem Kunstverein statt.

Nikolaus Münster, Leiter des Presse- und Informationsamtes, freut sich, dass er sein Amt zur Verfügung stellen kann: „Wir haben die Idee mit Begeisterung aufgenommen, das Thema hat mir sofort eingeleuchtet.“ Dass das Presseamt dafür ein besonders passender Ort ist, sei offensichtlich: „Auch die Kommunikation ist ja seit Jahren in einem dauerhaften Umbruch. Wir werden daher als ganzes Amt mit einem der Wissenschaftler aus dem Exzellenz-Cluster über die Umbrüche in der Kommunikationsbranche diskutieren.“
 
30. Dezember 2011, 09.47 Uhr
Astrid Biesemeier (pia)
 
 
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