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Bürgerinitiative Ostend

Diskussionsrunde von Linken gesprengt

Rund 30 junge Linke stürmten am Dienstag eine Diskussionsveranstaltung der Bürgerinitiative Ostend, der sie reaktionäres Gebahren unterstellten. Bis sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, dauerte es.
Am Ostbahnhof brachten sich etwa 30 Personen schon in Stellung. Gleich würde im Café Ostbahnhof eine Diskussionveranstaltung der Bürgerinitiative Ostend beginnen. Die hatte sich gegründet, weil sich Anwohner am Danziger- und am Ernst-Achilles-Platz unwohl fühlen (wir berichteten). Probleme, mit denen sie zu kämpfen hätten, seien Müllberge, alkoholisierte Personen und Obdachlose, die ihre Notdurft an den Gehwegen verrichten. Die Anwohner riefen beim Ordnungsamt an oder bei der Polizei. Die jungen Linken, die sich am Ostbahnhof versammelten, halten das für reaktionäres Gebahren an der Schwelle zum Rechtspopulismus. Also machten sie auf, die Diskussionsrunde zu sprengen.

Mit großem Tamtam, mit einem laut dröhnenden Ghettoblaster und Schildern à la „Sleeping in my car“ oder „Welcome to the Dangerzone“ drängen die Jungen in das Café. Sie nennen sich „Initiative Ostend gegen Aufwertung“, eine offensichtliche Anspielung auf die Bürgerinitiative Ostend, der sie in einem Flyer vorwerfen, die „Opfer der Frankfurter Standortpolitik zu diffamieren“. Die wollten doch nur das Ostend aufwerten und die Armen vertreiben. Der Bitte der Café-Beistzerin, die Musik auszustellen, entgegnet eine Frau um die 20 ein rotziges „Nö!“ Dass die Gastronomin nach mehrmaliger Aufforderung ungehaltener wird und damit droht, die Polizei zu rufen? Reaktionär! Auf die Frage, ob die Gruppe gekommen sei, um mitzudsikutieren oder um zu stören, schallt es aus einer Ecke zurück: „Stören!“ Immerhin sei die Bürgerinitiative „Sozialchauvinismus at it's best!“ Hämischen Beifall gibt es dafür, dass zu der Diskussionsrunde nur Vertreter von CDU und Freie Wähler gekommen sind. SPD und Grüne aus dem Ortsbeirat ließen sich nicht blicken. Es scheint, als habe man auch dort die Bürgerinitiative schnell in der rechtspopulistischen Ecke verortet. Wenn linke Kritik sich nicht mehr selbst hinterfragt, ist sie dann nicht auch reaktionär?

Nach etwa einer halben Stunde „Kindergarten at it's best“ kommen die Seiten doch noch langsam ins Gespräch. Die Bürgerinitiative habe kurz nach ihrer Gründung einen Flyer verteilt, auf dem sie Anwohner dazu aufforderte, die Polizei zu rufen, wenn sie Obdachlose entdeckten. Anne Wild von der Initiative entgegnet, dass dies ihr allererster Flyer gewesen wäre, das man nicht generell und immer die Polizei zur Hilfe hole und dass man nicht alle Obdachlosen als Problem ansehe. Es gebe aber eben, so berichten Anwohner, alkoholisierte Personen, die auf dem nahegelegenen Spielplatz auch schon Kinder angefasst hätten. „Haben sie zwei Kinder im Alter von 1 und 3 Jahren?“, fragt eine Anwohnerin die Gruppe. Dass sei natürlich eine unangenehme Situation, die Angst mache. Scheinbar versteht man das auch bei den Aufwertungsgegnern. „Dann denkt doch mal darüber nach, eure Forderungen umzuformulieren“, empfiehlt ein junger Mann, der sich schon bei den Blockupy-Protesten am Flughafen als Sprecher gerierte.

Die Bürgerinitiative verstehe, dass die Probleme im Viertel Symptome sind und die Ursache bekämpft werden müsse. Man arbeitet bereits mit der Caritas zusammen, man habe geladen, um mit der Politik ins Gespräch zu kommen, man arbeite auch gerne mit den jungen Leuten zusammen. Die könnten doch Vorschläge machen, wie man das Miteinander im Viertel verbessern könnte. „Bei Blockupy demonstrieren“, „öffentlichen Raum aneignen“ kommt es zurück. Dass dadurch die – Verzeihung – Scheißhaufen am Wegesrand nicht verschwinden, kommt der Gruppe nicht in den Sinn. Ein sinnvollerer Vorschlag ist dann schon, mit den hiesigen Gewerkschaften in Kontakt zu treten, wenn osteuropäische EZB-Arbeiter in ihren Autos übernachteten, weil sie sich eine Wohnung wohl nicht leisten können.

Zu fortgeschrittener Stunde haben sich die beiden Seiten soweit angenähert, dass sie gemeinsam sprechen wollen. Aber an einem anderen Tag, weil es schon so spät ist. „Doch, ich schreie ihnen ins Ohr, weil ich wütend bin“, bekam der Stadtverordnete Thomas Dürbeck (CDU) etwa eine Stunde vorher von einem aufgebrachten jungen Mann zu hören. Mit etwas weniger Wut und einigen Ideen mehr, hätten Politik, Caritas, Bürgerinitiative und Gegen-Iniatitive schon viel weiter sein können nach diesem Abend.
 
31. Juli 2013, 12.22 Uhr
ges
 
 
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