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Foto: Bernd Kammerer
Foto: Bernd Kammerer

Bierkrawalle

Recht auf bezahlbares Bier – Forderung drei Euro

Die Frankfurter Bierkrawalle 2023 nehmen ihren Anfang am Südbahnhof und bewegen sich Richtung Binding-Brauerei. Die PARTEI liefert Freibier.
Becks-Werbung an Frankfurter Wasserhäuschen: Das wollen die Demonstrierenden bei den heutigen Frankfurter Bierkrawallen verhindern. Daher soll die Stadt zur Rettung oder zum Einstieg bei Binding bewegt werden. Der parlamentarische Weg blieb bislang erfolglos. Daher gehen Bier- und Binding-Unterstützerinnen und -Unterstützer heute auf die Straße.

Vor dem Südbahnhof haben sich bereits ca. 100 bis 150 Biertrinkerinnen versammelt. Wer kein Binding trinkt, hat sich vermutlich verirrt, denn ca. 700 Meter weiter sammeln sich Leute zu einer Konkurrenz-Veranstaltung, einer Nachttanzdemo. Politischer ist es aber zwischen den Gemüseständen, wo eifrig über die Zukunft von Frankfurt als Brauerei-Standort debattiert wird.

Lieblingsbier ist Binding


Q.* gesteht, dass sein Lieblingsbier tatsächlich Binding ist. Er habe diesbezüglich sogar Salzstreuer. Eben hat eine unglückliche Seele eine volle Flasche Bier fallen lassen - gemeinsame Trauer unter den Teilnehmenden. Der Schlachtruf des Abends ist: „Wir wolle Batze Bier“.

Ein Redner erinnert an das historische Ereignis der Frankfurter Bierkrawalle. Streitgegenstand seinerzeit war eine Preiserhöhung. Die Demonstranten konnten schließlich ihre Forderungen durchsetzen. Alle hätten sich zur Wehr gesetzt: „Wir wollen Batze Bier“.

Gedenken an die Verstorbenen der Bierkrawalle

Weiter geht es: Nun wird mit einer Schweigeminute der Menschen gedacht, die bei den Frankfurter Bierkrawalle ums Leben kamen. Grablichter werden angezündet, ein Kranz nieder gelegt sowie Tulpen an die Anwesenden verteilt.

Die eindeutige Forderung lautet: Bierpreis deckeln auf drei Euro – das entspricht bereinigt den Forderungen von vor 150 Jahren.

Demozug setzt sich durch die Frankfurter Straßen fort


Der Demozug bewegt sich auf der Mörfelder Landstraße. Autos stauen sich, drehen, hupen – fast ein Letzte-Generation-Feeling. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns das Binding klaut.“ Jetzt auf der Darmstädter. Die Demonstration ruft „Bierkrawall“, die Polizei weist auf die Gefahr der befahrenen Straße rechts (!) hin.

Binding bleibt

Vor der Binding-Brauerei zeigen die Demonstranten ihre Sympathie mit den Arbeitern mit einer kleinen Pyroshow. Das Signal ist: „Binding bleibt“. Fast, wie bei der Eintracht. Die Polizei bleibt gelassen, also diesbezüglich kein Revival von den Ereignissen von vor 150 Jahren.





Hintergrund___________________________________________________________

Die Frankfurter Bierkrawall vom 21. April 1873 sind als die folgenschwersten sozialen Unruhen zwischen den Revolutionen von 1848 und 1918 in Frankfurt in die Stadtgeschichte eingegangen. Bei der Niederschlagung durch das preußische Militär wurden 20 Menschen getötet. Auslöser der Unruhen war die Erhöhung des Bierpreises durch die örtlichen Brauereien. Der Bierpreis wurde von 4 Kreuzer (1 Batzen) auf 4½ Kreuzer durch die Frankfurter Brauereigaststätten zum 1. April 1873 erhöht. Bier hatte damals für die Arbeiter den Status eines Grundnahrungsmittels. Die Preiserhöhung um 12,5 % traf die schlecht bezahlte Unterschicht hart.

Am 21. April war der letzte Tag der Frühjahrsmesse und die Frankfurter Arbeiter hatten traditionell arbeitsfrei. Auf dem Bleichgarten an der Breiten Gasse fand ein Volksfest statt. Die auch auf dem Fest erhobenen erhöhten Bierpreise und die dennoch konsumierten Alkoholmengen führten zu einer zunehmend aggressiven Stimmung unter den Festbesuchern. Zusammenstöße waren bereits im Vorfeld befürchtet worden.

Es formierte sich ein Zug von etwa 100 Personen, denen sich schnell weitere Menschen anschlossen. Aus einem roten Vorhang wurde eine Fahne hergestellt, hinter der sich die Menge mit dem Schlachtruf Mir wolle Batzebier in die Innenstadt bewegte .Die Frankfurter Polizei war mit der Situation völlig überfordert, Militär schlug die Proteste nieder. 20 Menschen wurden von Soldaten erschossen - die Brauereien jedoch nahmen die Bierpreiserhöhung zurück. (Quelle Wikipedia)


* Name der Redaktion bekannt
 
22. April 2023, 09.30 Uhr
ktho
 
Katja Thorwarth
Die gebürtige Frankfurterin studierte an der Goethe-Uni Soziologie, Politik und Sozialpsychologie. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik, politisches Feuilleton und Meinung. Seit März 2023 Leitung online beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Katja Thorwarth >>
 
 
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