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Ärger im Ostend

Auf der Schattenseite der EZB

Rund um die neue EZB wandelt sich das Stadtbild. Hier wird etwas neu gemacht, dort wird nachgebessert. Gut so, findet man bei der Bürgerinitiative Ostend - nur dass andere Orte des Stadtteils vernachlässigt würden.
Im Osten der Stadt, von Stacheldrahtzäunen geschützt, wächst sie langsam in die Höhe: Die Europäische Zentralbank (EZB), die ein weiterer Stern am Wolkenkratzerfirmament der Stadt Frankfurt werden soll. Ein Wahrzeichen, auf das man stolz sein kann. Mit dem Einzug der Banker erhoffen sich viele auch einen Aufschwung für das Ostend. Eine von ihnen ist Anne Wild, die am 9. Juli die Bürgerinitiative Ostend ins Leben gerufen hat. Nahe der EZB, nördlich des Ostbahnhofs, liege nämlich einiges im Argen, sagen die Anwohner. Rund 20 von ihnen engagieren sich bereits in der Initiative. „Es ist alles schön, was die Stadt an der EZB macht“, befindet Frau Wild. „Aber den Danziger Platz in Ordnung zu bringen, bekommt die Stadt seit 30 Jahren nicht hin.“

Der Danzinger Platz ist einer von zwei Orten, an denen die Bürgerinitiative ihre Beschwerden festmacht. Nicht nur seien die Grünflächen und die Wege voll von Hunde-Kot, aber auch menschlichem Kot, immer wieder komme es dort auch zu handfesten Auseinandersetzungen. Zuletzt meldete die Polizei, dass bei einer Massenschlägerei am 20. Juni zwei Männer mit einem Messer verletzt wurden. Einem von ihnen steckte das Messer im Rücken, er musste schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Mitglieder der Bürgerinitiative wissen von mehreren Vorfällen zu berichten, bei denen sich Männer auf dem Platz verprügelten. Durch eine erhöhte Präsenz von Polizei und Stadtpolizei könnte dem Problem zumindest kurzfristig begegnet werden, sagt Frau Wild. „Aber langfristig müssen wir die Ursache bekämpfen, nicht bloß die Symptome.“ Um etwa das Fäkalproblem zu lösen, wünschen sich die Anwohner eine öffentliche Toilette.

Neben dem Danzinger ist der Bereich um den Ernst-Achilles-Platz der zweite Ort, an dem die Anwohner Probleme identifiziert haben. Dort schliefen zwielichtige Gestalten in Autos. Es lungerten alkoholisierte Menschen auf der Straße herum, die Fensterscheiben einiger Geschäfte seien bereits zu Bruch gegangen, oft seien Gehwege regelrecht zugemüllt, heißt es bei der Initiative.

Das Müll-Problem ist auch dem Ordnungsamt bekannt. In besonders schlimmen Fällen, verständigt man dort die FES, die den Abfall schnellstmöglich beseitigt. „Die Schwierigkeit besteht eher darin, dass die Müllberge ja nicht mit Namen versehen sind“, sagt Michael Jenisch, der Sprecher des Ordnungsamts. Eine Ursachenbehebung sei dadurch eben schlecht möglich. Personen, die in ihren Autos übernachten, habe man dort allerdings noch nicht angetroffen. „Aber wir sind vor Ort und hoffen, dass unsere Präsenz schon Wirkung zeigt“, erläutert Herr Jenisch. Eine Gruppe von Verursachern ist inzwischen aber wohl bekannt. Die Caritas betreibt in der Bärenstraße einen Tagesaufenthalt für Menschen in Wohnungsnot. Einige Nutzer des Treffs warfen ihren Müll wohl ebenfalls unachtsam auf die Straße. Mit der Caritas hat die Initiative aber bereits eine Absprache getroffen. Die Einrichtung des Verbands erklärte sich bereit, in regelmäßigen Abständen Aufräumaktionen zu veranstalten.

Frau Wild bestätigt, dass sich in den vergangenen Tagen schon einiges verbessert hat. Dennoch fühlen sich die Anwohner nicht immer ernst genommen. „Mir wurde beim Ordnungsamt schon einmal empfohlen, doch die Straßenseite zu wechseln, wenn mir auf dem Gehweg zu viele Kothaufen liegen“, empört sich die gebürtige Dänin. Solche Aussagen von offizieller Seite trügen nicht gerade dazu bei, dass das Sicherheitsgefühl im Viertel steigt. Genau dieses sei aber in Mitleidenschaft gezogen. Eine weiteres Mitglied der Bürgerinitiative, das nicht namentlich genannt werden möchte, formuliert es so: „Wir leben anscheinend auf der Schattenseite der EZB.“

Den Anwohnern sei klar, dass Polizei und das Ordnungsamt manchmal die nötige Handhabe fehle, um etwa gegen alkoholisierte Personen vorzugehen, aber zumindest Gehör für die Probleme der Anwohner sollten die Ämter haben – und die Politik. Mit der Gründung der Bürgerinitiative Ostend scheint dies etwas besser zu klappen. „Einzelne Stimmen wurden überhört. Jetzt sind wir viele und organisiert“, stellt Anne Wild fest, die trotzdem laut darüber nachdenkt, ob die Reaktionen von offizieller Seite nur dem nahenden Wahlkampf in Hessen geschuldet sind. Die Anwohner wollen jedenfalls das Gespräch suchen. In Wahlkampfzeiten – auch so rum wird ein Schuh draus – kann sich die Politik eigentlich nicht erlauben, die Wähler zu ignorieren.

Die Bürgerinitiative Ostend trifft sich am Dienstag, 19.30 Uhr, im Café Ostbahnhof, Danziger Platz 4. Die Stadtpolizei, Mitglieder des Ortsbeirats und der Caritas haben zugesagt, ebenfalls zu dem Treffen zu kommen. Interessierte und Anwohner sind ebenfalls eingeladen, an der Diskussion teilzunehmen.

Update, 31.7.2013: Den Nachbericht zur Diskussion finden Sie hier.
 
30. Juli 2013, 11.00 Uhr
Gerald Schäfer
 
 
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