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9. November
„Wir geben nicht auf, wir sind Optimisten!“
Bei einer Gedenkstunde in der Frankfurter Westend-Synagoge anlässlich der Novemberpogrome 1938 bekräftigten Politiker am Sonntag ihre Solidarität.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brachen alle Dämme: Ein hasserfüllter Mob zerstörte jüdische Einrichtungen, zündete Synagogen an und verschleppte Zehntausende Mitbürger. Auch in Frankfurt bot sich ein furchtbares Bild. Selbst vor dem Waisenhaus machten der Mob nicht halt. Die Synagogen in der Stadt brannten lichterloh, die Feuerwehr schaute tatenlos zu und löschte nur dann, wenn der Brand auf die Nachbargebäude überzugreifen drohte.
Eine Ausnahme bildet die Westend-Synagoge in der Freiherr-vom-Stein-Straße. Sie überstand als einzige, wenn auch schwer beschädigt, die Novemberpogrome und den Zweiten Weltkrieg. Anlässlich der 86. Wiederkehr der Synagogenzerstörung fanden sich hier am Sonntagabend zahlreiche Menschen zu einer Gedenkstunde ein – unter ihnen auch Innenministerin Nancy Faeser. Die Gedenkstunde stand unter dem Eindruck der Ereignisse in Amsterdam. Am Freitag hatten vermummte junge Männer Jagd auf israelische Fußballfans gemacht, diese niedergeschlagen und getreten.
Graumann: „Was in Amsterdam geschehen ist, kann auch hier bei uns passieren“
„Was in Amsterdam geschehen ist, kann auch hier bei uns passieren“, mahnt Benjamin Graumann, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. In seiner Ansprache wandte er sich direkt an Nancy Faeser. Es sei unerträglich zu sehen, dass Politiker, die antisemitische Posts liken, in ihren Funktionen blieben. Graumann appelliert: „Wir müssen handeln. Jeden Tag. Und immer wieder.“
Oberbürgermeister Mike Josef zeigt sich in seiner Ansprache sehr besorgt: „Die antisemitischen Straftaten haben sich in den vergangenen Jahren verdoppelt. Wir müssen mit aller Härte des Gesetzes dagegen vorgehen.“ Der Hass komme nicht nur von Randgruppen, sondern auch aus der Mitte der Gesellschaft. „Wir müssen uns fragen: Haben wir nichts aus der Vergangenheit gelernt? Die Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen“, so Josef.
Becker: „Wir müssen uns auch an allen anderen 364 Tagen für jüdisches Leben einsetzen“
Bundesinnenministerin Nancy Faeser wünscht sich, dass viel mehr Menschen ihre Solidarität mit den Jüdinnen und Juden in Deutschland ausdrücken. Sie verwies außerdem auf das Sicherheitspaket, mit dem zum Beispiel Abschiebungen erleichtert und stärker gegen gewaltbereiten Islamismus vorgegangen werden soll. „Was ich in Amsterdam gesehen habe, diesen Hass und diese Hetze, ist für mich unbegreiflich. Ich werde alles tun, um jüdisches Leben in Deutschland zu schützen“, sagt Faeser.
Für den hessischen Antisemitismus-Beauftragten Uwe Becker sei jüdisches Leben in Europa und in Deutschland seit Ende der Shoa noch nie so bedroht gewesen wie heute. „Der Judenhass grassiert auf Schulhöfen, sickert in Kunst und Kultur ein und macht sich in Hörsälen breit“, meint Becker. Das öffentliche Bekennen zur eigenen Religion sei für Juden in Europa nahezu unmöglich geworden. „Wir müssen uns nicht nur heute, sondern auch an allen anderen 364 Tagen für jüdisches Leben einsetzen.“
Die letzte, bewegende Ansprache des Abends hielt eine16-jährige Schülerin der I.E. Lichtigfeld-Schule. Sie berichtete von ihrer Angst, sich auf der Straße als Jüdin erkennen zu geben, sagte aber auch: „Wir geben nicht auf, wir sind Optimisten!“ Allen jungen Menschen riet sie, sich nicht durch Hass auseinander treiben zu lassen, sondern einander zu lieben.
Eine Ausnahme bildet die Westend-Synagoge in der Freiherr-vom-Stein-Straße. Sie überstand als einzige, wenn auch schwer beschädigt, die Novemberpogrome und den Zweiten Weltkrieg. Anlässlich der 86. Wiederkehr der Synagogenzerstörung fanden sich hier am Sonntagabend zahlreiche Menschen zu einer Gedenkstunde ein – unter ihnen auch Innenministerin Nancy Faeser. Die Gedenkstunde stand unter dem Eindruck der Ereignisse in Amsterdam. Am Freitag hatten vermummte junge Männer Jagd auf israelische Fußballfans gemacht, diese niedergeschlagen und getreten.
„Was in Amsterdam geschehen ist, kann auch hier bei uns passieren“, mahnt Benjamin Graumann, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. In seiner Ansprache wandte er sich direkt an Nancy Faeser. Es sei unerträglich zu sehen, dass Politiker, die antisemitische Posts liken, in ihren Funktionen blieben. Graumann appelliert: „Wir müssen handeln. Jeden Tag. Und immer wieder.“
Oberbürgermeister Mike Josef zeigt sich in seiner Ansprache sehr besorgt: „Die antisemitischen Straftaten haben sich in den vergangenen Jahren verdoppelt. Wir müssen mit aller Härte des Gesetzes dagegen vorgehen.“ Der Hass komme nicht nur von Randgruppen, sondern auch aus der Mitte der Gesellschaft. „Wir müssen uns fragen: Haben wir nichts aus der Vergangenheit gelernt? Die Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen“, so Josef.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser wünscht sich, dass viel mehr Menschen ihre Solidarität mit den Jüdinnen und Juden in Deutschland ausdrücken. Sie verwies außerdem auf das Sicherheitspaket, mit dem zum Beispiel Abschiebungen erleichtert und stärker gegen gewaltbereiten Islamismus vorgegangen werden soll. „Was ich in Amsterdam gesehen habe, diesen Hass und diese Hetze, ist für mich unbegreiflich. Ich werde alles tun, um jüdisches Leben in Deutschland zu schützen“, sagt Faeser.
Für den hessischen Antisemitismus-Beauftragten Uwe Becker sei jüdisches Leben in Europa und in Deutschland seit Ende der Shoa noch nie so bedroht gewesen wie heute. „Der Judenhass grassiert auf Schulhöfen, sickert in Kunst und Kultur ein und macht sich in Hörsälen breit“, meint Becker. Das öffentliche Bekennen zur eigenen Religion sei für Juden in Europa nahezu unmöglich geworden. „Wir müssen uns nicht nur heute, sondern auch an allen anderen 364 Tagen für jüdisches Leben einsetzen.“
Die letzte, bewegende Ansprache des Abends hielt eine16-jährige Schülerin der I.E. Lichtigfeld-Schule. Sie berichtete von ihrer Angst, sich auf der Straße als Jüdin erkennen zu geben, sagte aber auch: „Wir geben nicht auf, wir sind Optimisten!“ Allen jungen Menschen riet sie, sich nicht durch Hass auseinander treiben zu lassen, sondern einander zu lieben.
11. November 2024, 11.45 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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