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Foto: Sommerwerft 2022 © Bernd Kammerer
Foto: Sommerwerft 2022 © Bernd Kammerer

Sommerwerft 2023

„Eine Sommerwerft ist unter diesen Bedingungen für uns zukünftig nicht mehr möglich“

Trotz ungesicherter Finanzierung soll die Sommerwerft dieses Jahr stattfinden. Das JOURNAL sprach mit Max Büttner vom Veranstalter Protagon über den schwierigen Spagat zwischen nicht-kommerzieller Theaterkultur und notwendigen Fördergeldern.
Journal: Die diesjährige Sommerwerft soll stattfinden, obwohl die Finanzierung noch nicht vollends geklärt ist. Warum?
Max Büttner: Die Entscheidung, zu sagen: „Ja wir machen es“, fiel uns in diesem Jahr nicht leicht. Bis zuletzt blieb und bleibt unklar, ob unser kleiner Verein das Risiko tragen kann. Dass wir uns schließlich entschieden haben, den Schritt zu gehen, liegt schlicht und einfach daran, dass wir vom Projekt Sommerwerft – ein freies, internationales Theater- und Kulturfestival, zugänglich für alle – nach wie vor überzeugt sind.

Was ist das Besondere an der Sommerwerft?

Wir glauben, dass die Sommerwerft in der Kulturlandschaft Frankfurts und der Region einzigartig ist, und wir wissen, dass viele Menschen sich lange vorher auf das Festival freuen – den über 100 000 Menschen gegenüber, die jedes Jahr zur Sommerwerft kommen, haben wir also auch eine Verantwortung. Eine Verantwortung, die allerdings nicht allein bei uns liegt. Schlussendlich vertrauen wir auf die Strahlkraft dieses Festivals, auch im letzten Moment noch die nötigen Gelder bei unseren Förderern zusammenzubekommen.

Administrativer Aufwand sorgt für mehr Förderungsbedarf

Die Sommerwerft hatte schon in der Vergangenheit mit der Finanzierung zu kämpfen. Warum hat sich an dieser grundsätzlichen Ausgangslage bisher nicht viel geändert?
Im Grunde fragen wir uns auch – die Sommerwerft ist mit stetig steigenden Zuschauerzahlen offensichtlich ein Erfolgsprojekt und trägt einen wichtigen Teil zum Kulturangebot Frankfurts bei. Insbesondere auch für Menschen, die sonst nicht ins Theater gehen oder sich das auch einfach nicht leisten können. Seit Beginn kämpfen wir als Freie Kulturschaffende für dieses Festival, dass für eine offene Theaterkultur abseits der etablierten Häuser, für soziales Miteinander und interkulturellen Dialog steht.

Kulturinstitutionen und städtische Häuser haben diese finanziellen Probleme nicht. Viele Kollegen aus der Freien Szene, die sich an Veranstaltungsprojekte heranwagen, kennen das: späte Zusagen, Förderungen, die gekürzt und erst nach dem Projekt kommen. Wir wollten uns noch nie an diese Bedingungen gewöhnen.

Und doch braucht es die Förderung von Stadt und Land…
Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung, die wir von der Stadt und vom Land Hessen erfahren. Jedoch sind die Anforderungen etwa an Sicherheitskonzepte und Lärmschutzauflagen enorm gestiegen, was auch mit hohen zusätzlichen Kosten verbunden ist. Und mit steigender Größe ist die Sommerwerft in den letzten Jahren zu einem ganzjährigen Projekt gewachsen, dessen administrativer Aufwand nicht mehr über ein Patchwork an Projektförderungen gestemmt werden kann. Wir wünschen uns deshalb auch eine Festförderung für unseren Kulturverein Protagon.

Förderung wieder auf Vorpandemieniveau

Was hat sich in der Finanzierung geändert?
In den Pandemiejahren 2020 bis 2022 waren auf Landes- und Bundesebene höhere Fördergelder verfügbar als je zuvor. Wir haben in diesen Jahren mit viel Mut, Risikobereitschaft sowie aufwändigen, in Absprache mit den Behörden erarbeiteten Coronakonzepten die größten Kulturveranstaltungen in Hessen durchgeführt, worauf wir sehr stolz sind, und weshalb wir auch aus der Politik viel Zuspruch erfahren haben. Ein Nebeneffekt dieser Jahre war auch, dass wir zum allerersten Mal unseren Künstler*innen sowie wichtigen Mitarbeiter*innen ein halbwegs akzeptables Honorar bzw. Aufwandsentschädigung zahlen konnten.



© Marvin Fuchs

Und heute?
Wir haben heute erstmals eine Vorstellung von dem, was es finanziell braucht, um das Festival auf nachhaltige Füße zu stellen – in unserer kollektiven und hauptsächlich auf freiwilligem Engagement basierenden Struktur ist das noch immer ein Bruchteil vergleichbarer Veranstaltungen. Gleichzeitig sind wir bei der Förderung wieder zurück auf Vorpandemieniveau, teils sogar darunter. Eine Veranstaltung von der Größe und Relevanz der Sommerwerft ist unter diesen Bedingungen für uns zukünftig nicht mehr möglich. Soll das Festival als Kultur- und Begegnungsraum erhalten bleiben, muss die Politik den wohlwollenden Worten jetzt auch Taten folgen lassen.

Sommerwerft als unkommerzielles Festival

Vor allem Freiwillige helfen beim Festival mit. Partner und Unterstützer sind aber auch Unternehmen. Warum gibt es von letzteren nicht mehr Unterstützung? Schließlich gibt es in Frankfurt jede Menge Unternehmen, die Kultursponsoren sind wie etwa die Banken.
Die Sommerwerft wird auch von einer Vielzahl von Unternehmen unterstützt. Für mehr Unterstützung von dieser Seite sind wir prinzipiell offen – gleichzeitig ist uns aber auch wichtig, den Charakter der Sommerwerft als freies, unabhängiges sowie unkommerzielles Festival zu erhalten. Die Sommerwerft wird von Menschen für Menschen gemacht, nicht von Unternehmen für Kunden. Deshalb kommen unsere Besucher*innen auch – und deshalb versuchen wir die Präsenz von Drittfirmen und Werbung auf dem Gelände minimal zu halten.

Wir verstehen das Festival auch als Gesamtkunstwerk, das sich deutlich von allen anderen Festivals in der Region und auch dem Gesamteindruck einer Stadt wie Frankfurt mit meist sehr glatter Ästhetik unterscheidet. Besonders neben der Europäischen Zentralbank kommt eine alternative Sicht auf die Dinge für viele erfrischend an und zeigt eine andere Bandbreite unseres Lebens. Performative Kunst ist da zusätzlich die richtige Vermittlerin.

Spendenkampagne gestartet

Die Sommerwerft steht ja unter dem Motto „Kultur für alle“, der Eintritt ist frei. Wäre vielleicht doch ein Eintrittsgeld eine Lösung?
Wir arbeiten bei allen unseren Angeboten mit dem Konzept „Eintritt nach eigenem Ermessen“. Für uns steht an erster Stelle, dass Kultur für alle zugänglich ist – ein festes Eintrittsgeld steht dem entgegen. Gleichzeitig möchten wir aber auch bei unserem Publikum dafür sensibilisieren, dass Kultur einen Wert hat – und dazu ermutigen, entsprechend der eigenen finanziellen Situation etwas zurückzugeben.

Wir gehen öffentlich auch sehr transparent mit der schwierigen Finanzlage des Festivals um und haben eine Spendenkampagne gestartet, die zur Rettung der Sommerwerft beitragen soll. Wir haben darauf sehr viel ermutigende Rückmeldungen und Unterstützung bekommen. Noch wichtiger als Spenden ist aber öffentliche Unterstützung. Auf dem Festival wird es dazu auch weitere Aktionen geben, etwa eine Unterschriftensammlung für den nachhaltigen Erhalt der Sommerwerft.

Info____________________________________________________________________________

Protagon ist ein Verein aus Förderern freie Theateraktionen wie der Sommerwerft. Er setzt sich dafür ein, Darstellende Künste im öffentlichen Raum zu etablieren und für alle Menschen frei zur Verfügung zu stellen.

Die Spendenkampagne der Sommerwerft ist hier zu finden.
 
29. Juni 2023, 11.32 Uhr
Till Geginat
 
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Till Geginat >>
 
 
Fotogalerie:
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