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Foto: Thomas Aurin
Foto: Thomas Aurin

Schauspiel Frankfurt: Die Orestie

Für Rache drücken Sie die Drei

Der ewige Kreislauf aus Schuld, Rache und Sühne steht im Fokus des 2500 Jahre alten Stücks „Die Orestie“ von Aischylos. Doch die Frage nach der Wahlfreiheit ist in dem Stück, das auch als „Geburtsstunde der Demokratie“ gefeiert wird, ebenso zentral.
Immer lauter werdendes Trommeln hinter einem steinernen Vorhang, das Licht geht aus, „1. Teil“ steht auf der schwarzen Wand auf der Bühne. So beginnt „Die Orestie“, inszeniert von Jan-Christoph Gockel am Schauspiel Frankfurt. Es folgen Stimmen aus dem Off, die an einen Audioguide eines Museums erinnern, und sequenzenhafte Szenen des Chors, der bei Aischylos für das Volk steht, bei Gockel bleibt er stumm. Durchbrochen wird dieser spannungserzeugende Ablauf von einer Slapstick-Einlage des Dieners (Christoph Pütthoff), der, auf der sonst dunkel gehaltenen, abschüssigen Bühne, einem blau-rot-leuchtendem Putzwagen hinterherrennt und abermals auf dem ausgelaufenen Wasser ausrutscht. Er fordert bereits zu Beginn ein Ende des Gewaltzyklus. Denn in Aischylos „Die Orestie“ stehen Schuld, Rache und Sühne im Zentrum: Agamemnon opfert zu Beginn des Trojanischen Krieges sein Tochter Iphigenie. Als dieser aus dem Krieg um Troja heimkehrt, wird er seiner Frau Klytaimestra (Katharina Linder) und ihrem Geliebten Aigisthos (Andreas Vögler) erschlagen. Auch Agamemnons Geliebte und zugleich Kriegsbeute, Kassandra (Torsten Flassig) wird getötet. Elektra (Altine Emini) und Orestes (Samuel Simon), Tochter und Sohn Agamemnons, schwören Rache für die Ermordung ihres Vaters und töten sowohl die Mutter, Klytaimestra, als auch ihren Liebhaber Aigisthos. Ein nicht enden wollender Kreislauf der Gewalt, der es sogar schafft an einigen Stellen witzig zu sein.

Aus dem Off sind wiederholt Wahlmöglichkeiten zu hören: „Für Rache drücken Sie die Drei“, „Für Horror drücken Sie die Acht“, „Sie haben gewählt: Torsten Flassig“. Es ist bei Weitem kein neuer Stoff und scheint doch so aktuell wie nie. Denn die Frage nach der Wahlfreiheit ist in dem Stück, das auch als „Geburtsstunde der Demokratie“ gefeiert wird, ebenso zentral. Das Publikum bleibt ohne Möglichkeit des Eingreifens zurück und muss zuschauen, wie das Schlimmste ausgewählt wird und den Verlauf auf der Bühne bestimmt. Dass dieser Horror nicht nur in dem antiken Stück auf der Bühne, sondern auch bei uns in der Realität stattfindet, wird dem Publikum dann besonders offensichtlich im dritten Teil des Stücks vor Augen geführt. Das Heiner Müller Zitat „Die einzige Hoffnung und Chance für Europa ist eine Allianz der Schuldigen" tönt aus den Lautsprechern. „Frieden für immer“ heißt es in dem 2500 Jahre alten Stück von Aischylos. Davon sind wir auch heute noch weit entfernt. „Wenn die Menschen wählen dürfen, hört das Morden dann auf?“, fragt Athene (Fiona Metzenroth) am Ende – die Antwort bleibt aus.
 
25. Februar 2020, 14.01 Uhr
ez
 
 
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