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Foto: Mogli © Detlef Kinsler
Foto: Mogli © Detlef Kinsler

Golden Leaves Festival in Darmstadt

Mit viel Leidenschaft und Herzblut

Aus Liebe zur Musik treibt es das Bedroomdisco-Team auch einmal im Jahr aus dem Wohnzimmer ins Grüne. Am 30. August und 1. September findet das Golden Leaves Festival im Schlosspark Kranichstein statt. Mit toller Besetzung.
JOURNAL FRANKFURT: Vom Wohnzimmer hinaus ins Grüne – wer den Spirit der Bedroomdisco e.V.-Veranstaltungen kennen- und lieben gelernt hat, mag sich anfangs vielleicht irritiert gefragt haben, ob sich das ursprüngliche Konzept intimer Hauskonzerte auf ein Festival-Format übertragen lassen könnte. Wie kam es zur Idee, schließlich ein Open Air zu organisieren?

Dominik Schmidt: Da gibt es grundsätzlich zwei Gründe: der erste und erstmal dringlichste damals war, dass ich die Adaption des Konzeptes auf ein Festival-Format als Master-Arbeit an der h_da, der Hochschule in Darmstadt eingereicht hatte. Und auch wenn ich diese letztlich nie komplett abgeschlossen habe, hat sich das Festival etabliert und ist nach und nach organisch gewachsen. Der zweite Grund ist letztlich, dass es doch irgendwie jeden Veranstalter auch natürlich nach draußen zieht und man auch den Platzverhältnissen der Wohnzimmer entfliehen will, um auch andere und größere Acts anfragen zu können. So war es letztlich schnell um uns geschehen nach der ersten Auflage und seitdem arbeiten wir Jahr für Jahr daran den Gästen trotzdem ein besonderes Festival, mit besonderen Acts in besonderer Atmosphäre zu bieten.

Ein enges Verhältnis von Publikum und Machern galt immer als Basis der Bedroomdisco-Veranstaltungen. Auch beim ersten Festival 2012 galt noch: Secret Location, Teilnahme nur nach vorheriger Anmeldung. War das schon Open Air und wie lange ließ sich dieses Prinzip beibehalten?

Genau. im ersten Jahr waren wir auch schon draußen und haben in dem Jahr auch das Konzept mit dem geheimen Ort so ernst genommen, dass wir nach dem ersten Tag nachts die Bühnen, Deko, Technik und alles weitere abgebaut haben und am zweiten Festivaltag morgens an einer anderen Location wieder aufgebaut haben. Das war natürlich grober Unfug und hat uns körperlich noch mal richtig fertig gemacht. Aber das gehört auch zu unserem Festival, dass wir jedes Jahr wieder lernen. Und letztlich haben wir das Konzept mit dem geheimen Ort bis zuletzt beibehalten und erst in diesem Jahr die Location vorher angekündigt, da es doch immer ärgerlich ist, wenn Festivalbesucher, die sich ein Ticket gekauft oder sich angemeldet haben, nicht kommen konnten, weil die Mail mit allen Infos im Spam festgesteckt hat. Da wollten wir dann doch letztlich das Frustrationspotential etwas eindämmen und lieber an anderer Ecke mehr Liebe ins Konzept oder in die Deko stecken, um den Gästen ein besonderes Festival-Erlebnis zu ermöglichen.

Schon im vergangenen Jahr war der Schlosspark Kranichstein die wunderschöne Location für das Golden Leaves, aber erst in diesem Jahr wurde der Austragungsort das erste Mal im Vorfeld kommuniziert. Ein schwerer oder ein konsequenter Schritt? Wie kann man sicherstellen, dass das Golden Leaves ein Kleinod bleibt?

Wie schon oben kurz angeschnitten, wollten wir damit verhindern, dass das Konzept letztlich nicht doch irgendwann dem Erlebnis im Weg steht – trotzdem bleiben weiterhin viele Besonderheiten Teil des Festivals, womit wir auch aus der Festivalmasse herausragen wollen. Der Einlass ist nur möglich bis die erste Band spielt und die Auftritte überschneiden sich nicht, wodurch jede Band die gleiche Aufmerksamkeit bekommt und weiterhin der Ehrengast des Festivals ist. Und dann haben wir ja auch noch die Anmeldephase kurz vor dem Festival, bei der man sich nach dem First come, first serve-Prinzip für einen Gästelistenplatz anmelden kann und dann gegen Spende zum Festival Einlass bekommt. Damit wollen wir sicherstellen, dass sich jeder einen Festivalbesuch bei uns leisten kann und gleichzeitig versuchen wir damit auch einen Gedankenanstoß zu geben, dass die Besucher darüber nachdenken, was ihnen Kunst und Kultur und solch ein Festivalbesuch – in Zeiten, in denen alles, immer und überall am besten kostenlos verfügbar sein sollte – wert ist. Und letztlich ist es die ausgewählte Zusammenstellung der Bands, das ehrenamtliche Team, das mit viel Leidenschaft anpackt und natürlich auch unser gesamtes Herzblut, dass wir in das Festival reinstecken, das dieses Festival ausmacht.

Dies jetzt so anzugehen, mit einem gewissen Grat an „Normalität“ (extra in Gänsefüßchen gesetzt), spricht aber auch für die über die Jahre sicher gewachsene Souveränität und das Selbstverständnis, sich nicht „verkaufen“ zu können. Denn nach wie vor gilt: mit Herz und Detailverliebtheit ans Werk zu gehen und ein besonderes Event anbieten zu wollen?

Genau, plus natürlich auch, dass wir jedes Jahr nach dem Festival auch mit uns hadern, was gut läuft und was man noch verbessern kann. Denn klar wollen wir besonders bleiben, gleichzeitig müssen auch wir uns daran messen, professionell zu arbeiten und die Besucher eher an die Hand zu nehmen als vor den Kopf zu stoßen, damit sie sich auch auf das Festival einlassen können.

Unterstützt unsere Utopie heißt es auf der facebook-Seite. Wie kann man diese Spread Love For Great Music-Haltung ausformulieren? Ist diese Aussage „Wir sind Musikliebhaber und machen das Festival aus Liebe zur Musik“ das Geheimnis oder steckt noch mehr dahinter?

Ich glaube das ist einfach der Grundsatz, den wir uns insgesamt mit unseren Tätigkeiten, den Wohnzimmerkonzerten, der redaktionellen Homepage Bedroomdisco.de und unserem Festival verschrieben haben. Wir wollen einfach Musik, die wir lieben unterstützen, ihr eine Plattform geben und dabei immer wieder neue Wege finden, dass sie auch ein Publikum erreicht. Und es ist umso schöner, dass dieser Gedanke so viel Anklang findet und wir mittlerweile auf sieben ausverkaufte Festivals zurückblicken können und es auch so aussieht als würden wir auch dieses Jahr mit mittlerweile 3000 Besuchern pro Tag wieder die bisherige Erfolgsgeschichte weiterschreiben können.

Nach welchen Kriterien werden die teilnehmenden Acts, in diesem Jahr u.a. Mogli (Foto), Hundreds, Villagers und Mighty Oaks ausgewählt? Der Begriff „Indie“ geistert noch immer durch die Medien. Ist der relevant?

Da kommen ganz viele Gedanken zusammen - aber letztlich ist es einfach die Frage, ob ein Künstler/eine Band bei uns in der Gruppe zündet, verfügbar und auch in unserem finanziellen Rahmen stemmbar ist. Dabei gibt es auch immer wieder Acts wie The Notwist oder William Fitzsimmons im letzten Jahr oder die Shout Out Louds im Jahr davor, die schon Jahre lang auf unserer internen Wunschliste standen und mit denen man sich dann auch selbst in gewisser Weise einen Wunsch erfüllen kann. Doch letztlich ist für uns egal, welcher Genre-Schubladen-Aufkleber auf dem Act haftet, solange es bei uns Klick macht – denn bei uns ist jeder Act Headliner der Herzen und solange die Musik und die Performance gut sind, kann man auch Indie, Pop, Rap oder sogar Jazz Acts auf dem selben Line-Up präsentieren. Da probieren wir uns und unser Publikum auch immer wieder mal aus und sind immer wieder sehr positiv überrascht, dass dann gerade die Acts, wo man dachte „Puh, das könnte ggfs. etwas zu weit aus dem Spektrum sein", diejenigen sind, die danach oft das meiste Merch verkauft haben oder in den sozialen Medien als große Neuentdeckung des Festivals gefeiert werden.

>> Dominik Schmidt ist Teil des Vorstands von Live At Bedroomdisco e.V., die das Golden Leaves Festival ausrichten.
 
23. Juli 2018, 15.37 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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