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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Frankfurts Filmreferentin

Amtliche Filmkultur

Seit knapp sechs Monaten stellt die Stadt Frankfurt mit Svetlana Svyatskaya eine eigene Filmreferentin. In der Filmszene hinterließ sie schon vorher ihre Spuren: von der Mitwirkung beim Nippon Connection-Festivals bis hin zur Ausstellungsabteilung des Deutschen Filmmuseums.
Dürfen wir vorstellen: die Frankfurter Referentin für Film, visuelle Medien und Digitalisierung. Für Projektförderung von Kulturangeboten und -initiativen, besonders für Festivals, gibt es in Gestalt von Svetlana Svyatskaya seit kurzem eine konkrete Ansprechpartnerin. Damit möchte die Stadt unterstreichen, dass man die freie Filmszene ernst nimmt. Als Mitglied des Frankfurter Filmkollektivs ist Svyatskaya seit 2015 mit dem Kuratieren von Filmreihen vertraut.

Für die Werkspräsentation von Filmkünstlern wie Marco Ferreri („Das große Fressen“), Eloy de la Igelesia („Cannibal Man“) oder Peter Zadeks Kino- und TV-Arbeiten kümmerte sie sich um das oft schwierige Unterfangen, geeignete Kopien zu bekommen. Dabei schlug sich bei der Auswahl sowohl ihr Film- und Kunstgeschichtsstudium an der Universidad Complutense de Madrid als auch an der Frankfurter Goethe-Universität nieder. Mit 14 wechselte die Cineastin 1998 samt Familie von Russland nach Deutschland. Einer Zeit in Sachsen schloss sich der Aufenthalt in Darmstadt an, wo ihr Vater als Informatiker arbeitete. In Tutorien und an der Bildstelle der Frankfurter Universität sowie mit Führungen im Städel, Liebieghaus und den Rüsselsheimer Opelvillen konnte Svyatskaya später ihr Kunstverständnis einsetzen.

Doch stärker interessierte sie der Kinosektor. Von der Mitwirkung beim Nippon Connection- und goEast-Festival führte der Weg zur Ausstellungsabteilung des Deutschen Filmmuseums. Als kuratorische Assistentin wirkte sie unter anderem an der „Fassbinder Now“- und Surrealismus-Ausstellung mit. An den Filmkollektiv-Einstieg erinnert sie sich gut: „Damals sprach mich Gary Vanisian an, ob ich Ideen für das Filmkollektiv hätte. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, in der Freizeit Filmreihen zu organisieren, und schlug Marco Ferreri vor. Dazu kam es aber erst etwas später. Es war die Zeit, als Mitgründerin Luise Burkart beim Filmkollektiv ausstieg. So wurde es ein fliegender Wechsel.“

Ihre zwölfteilige Reihe „Progresivo Subversivo – Sozialer Wandel im Kino des Spanischen Transición“ mit seltenen Arbeiten von Meisterregisseuren wie Pedro Almodóvar, Bigas Luna oder Fernando Trueba liegt momentan leider noch auf Eis. Sollte die Spanien-Reihe im DFF aus Platzgründen weiter verschoben werden, hat Svyatskaya schon weitere Ideen: „Eine andere Reihe ist im Pupille-Kino einfacher umzusetzen. Es wird um das kasachische Partisanenkino gehen. Es handelt sich um eine jüngere Bewegung aus den 2010er-Jahren. Es gab eine Art kasachisches Dogma, regierungskritisches Kino, für das auch ein Manifest existiert.“ Dazu zählt der bei goEast stets präsente Regisseur Adilkhan Yerzhanov, quasi ein Aki Kaurismäki mit politischem Touch.

Schon vor längerer Zeit bewarb sich Svyatskaya für das Frankfurter Filmreferent:innenamt, wo sie mit ihren Projektvorschlägen und der Einschätzung der aktuellen Situation schließlich überzeugen konnte. In Bezug auf ihre Aufgaben im Kulturamt resümiert sie: „Es handelt sich um ein neues Refererat. Meine Aufgaben liegen unter anderem darin, die in Frankfurt bestehende und zu fördernde Filmkultur sichtbarer zu machen. Es wissen nicht einmal die Cineasten, dass es hier über 20 Filmfestivals gibt. Bei den Filmfestivals sind die Herausforderungen sehr unterschiedlich. Daraus versuche ich Maßnahmen zu entwickeln, die die Situation verbessern können.“ Zu erkennen, wo Netzwerke nötig sind, zählt sie zu ihren weiteren Bestimmungen. Aber auch die Erinnerung an die Frankfurter Filmhistorie ist ihr ein Anliegen.

Der Punkt „Digitalisierung“ betrifft besonders das Online-Angebot: „Durch Corona wurde man weiter in diese Richtung geschubst. Es wird künftig die Frage sein, wie man zusätzlich zu den real im Kino angebotenen Festivals Online-Angebote schafft, um die Leute zu erreichen, die nicht dabei sein können. Auch Digitalisierungen des lokalen Filmerbes kann das Fachreferat in Einzelfällen unterstützen.“

240  000 Euro stehen im Film- und Medientopf für Projektförderung zur Verfügung. Davon profitierten in diesem Jahr neben den lange bestehenden Filmfestivals auch etwa das Naxos Kino und die neue Initiative „exff – Tage des experimentellen Films Frankfurt“. Zur Debatte um ein spezielles Filmhaus für Festivals entwarf sie kürzlich einen Fragebogen, um Wünsche, Lücken und Kosten aufzuzeigen. Viel zu tun also. Doch man hat den Eindruck: Bei Svetlana Svyatskaya ist die Frankfurter Filmkultur in den richtigen Händen.

Dieser Text erschien zuerst in der September-Ausgabe (9/21) des JOURNAL FRANKFURT.
 
23. September 2021, 12.45 Uhr
Andreas Dosch
 
 
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