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Foto: © Britta Frenz
Foto: © Britta Frenz

Finanzielle Schieflage

Die Zukunft des Caricatura ist fraglich

Das Caricatura Museum am Weckmarkt ist profitabel, aber merkt als Unterabteilung des Historischen Museums nichts davon. Die Gewinne versickern und der städtische Etat schmilzt kontinuierlich. So kann es nicht weitergehen.
Seit Ende April läuft im Caricatura Museum am Weckmarkt „Otto – Die Ausstellung“ und sorgt im Museum für komische Kunst für Besucherrekorde. 17.000 Menschen wollten die Bilder von Otto Waalkes schon sehen und die Schau geht noch sechs Wochen! Zum Vergleich: Für gewöhnlich kommen 55.000 Besucher pro Jahr in das außergewöhnliche Museum. Die Ausstellung sei ein Risiko gewesen. Es sei kostspielig, die Werke von überall her zu besorgen, sagt der Museumsleiter Achim Frenz. Doch so sehr ihn die Bestätigung durch das Publikum freut, den Bilanzen des Hauses hilft es nicht. Und das könnte bald arge Folgen für das Programm des Hauses haben. Schon in diesem Jahr fällt das parallel zum Museumsuferfest abgehaltene Festival der komischen Kunst wegen einer Baustelle aus, im kommenden Jahr könnte das Festival den Einsparmaßnahmen zum Opfer fallen. „So wie es ist, kann es nicht bleiben“, sagt Frenz. „Man kann schon sagen, dass ich hiermit die Alarmglocken läute.“

Doch wie kommt es, dass ein erfolgreiches Haus so in Not gerät? Frenz berichtet, wie er vor über zehn Jahren das Caricatura gründete und das Haus formal zu einer Außenstelle des Historischen Museums gemacht wurde. „Im Jahr 2000 bin ich vom damaligen Kulturdezernenten Nordhoff in die Stadt geholt worden, weil ich ein Konzept für die neue Frankfurter Schule vorgelegt hatte. Nordhoff wusste gleich, dass das eine gute Sache für Frankfurt wäre. Also brachte man mich beim Historischen Museum unter, das damals gar nicht so gut lief.“ 2007 sei man dann auf die Suche nach einem Ausstellungshaus gegangen und habe das Leinwandhaus für sich entdeckt. Doch irgendwie scheitert das Caricatura nun an seinem eigenen Erfolg, denn die Gewinne werden offenbar dem Historischen Museum gutgeschrieben. Das behauptet zumindest Nico Wehnemann (Die Fraktion), der eine Akteneinsicht hatte.

Frenz hat gar keine Einsicht in die genauen Bilanzen und weiß letztlich nur eins: Früher hatten die Stadtverordneten 327.000 Euro pro Jahr für das Caricatura bewilligt, darin enthalten waren Nebenkosten wie Strom, Heizung, Instandhaltung aber eben auch 200.000 Euro an operativen Mitteln. Heute muss Frenz mit 180.000 Euro im Jahr für das operative Geschäft auskommen. „Wir haben fünf Ausstellungen im Jahr und brauchen dafür jeweils durchschnittlich 60 000 Euro“, rechnet Frenz vor. Ohne Förderung durch Stiftungen, was immer beschwerlicher werde, und die zahlenden Besucher als Haupteinnahmequelle sei das gar nicht darstellbar. „Der Etat wurde abgeschmolzen und irgendwann muss ich mich fragen, ob wir im Caricatura noch Originale zeigen wollen, oder ob es auch Kopien sein dürfen. Das ist natürlich billiger. Außerdem ist die Frage, sind wir ein Stadtmuseum, das geht billig, oder ein weit über Frankfurt hinaus anerkanntes Haus, das renommierte Künstler zeigt, wie es derzeit der Fall ist?“. Frenz möchte, dass das gesamte System, in das das Caricatura immer noch eingebettet ist, von der Stadt auf den Prüfstand gestellt wird.

Am Donnerstag wurde die Problematik im Kulturausschuss thematisiert. „Das Caricatura Museum hat bei uns angefragt, warum denn der Etat immer kleiner wird“, berichtet Wehnemann. „Wir haben bei der Akteneinsicht festgestellt, dass alle Gewinne im Historischen Museum versickern und dass das Caricatura hohe Gewinne macht. Gleichzeitig steigen die Betriebsausgaben und die operativen Mittel sinken. Wir verstehen nicht, warum das so ist und fordern zum 10-jährigen Jubiläum, das ist im Oktober nach der Altstadteröffnung, die Eigenständigkeit des Museums. „Wir werden als erstes beantragen, die Finanzen im Haushalt transparent zu machen. Die operativen Mittel sind über die Jahre um ein Drittel gestrichen worden.“
Die Idee, das Caricatura Museum zu trennen, kam im Kulturausschuss zunächst gut an. Doch mit der Anhörrung des Direktors des Historischen Museums, Jan Gerchow, kamen neue Facetten ins Gespräch. Gerchow erklärte zunächst, warum das Caricatura zum Historischen Museum gehöre, nämlich weil das Mutterhaus eine grafische Sammlung mit 200.000 Blättern besitze, es handele sich dabei um eine der größten Sammlungen von Satire und Karikatur des 19. Jahrhunderts. Der Zusammenschluss käme damit nicht von ungefähr. Gerchow gab zu bedenken, dass ein eigenständiges Caricatura Museum auch eine Verwaltungseinheit brauche, die mit Mehrkosten verbunden sei. Der Museumsdirektor widersprach der These, dass das Historische Museum vom Caricatura profitiere. Im Gegenteil: „Mein Eindruck ist, dass das Historische Museum seit 2008 die Caricatura erheblich subventioniert hat.“ Gerchow sprach sich deutlich gegen ein eigenständiges Museum für komische Kunst aus. Wie auch immer die Faktenlage ist, deutlich wurde auch beim Kulturausschuss, dass es an Transparenz mangelt und dass das Caricatura Museum offensichtlich mehr Geld braucht für hochwertige Ausstellungen.

Museumsleiter Achim Frenz jedenfalls ist es wichtig zu erklären, dass er gar keine Lust auf Krawall habe, er sei noch sechs Jahre dabei, dann gehe er in Rente. „Aber es muss einen Nachfolger geben und der muss die Chance haben, ein gut organisiertes Haus vorzufinden. Der Zustand jetzt lässt sich nur aushalten wegen eines engagierten Teams und wegen meiner Position als Begründer des Hauses.“

PS: Diese Meldung wurde aktualisiert
 
7. Juni 2018, 13.28 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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