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Foto: AdobeStock/Tupungato
Foto: AdobeStock/Tupungato

Kommentar

Anreize schaffen, statt Preise erhöhen!

Mit dem Jahreswechsel ist das Bus- und Bahnfahren in Frankfurt teurer geworden, vor allem Gelegenheitsfahrer sind betroffen und zahlen knapp 20 Prozent mehr. Wenn die Mobilitätswende ernst gemeint ist, müssen alle Fahrgäste gleichermaßen entlastet werden. Ein Kommentar.
Wer in der ersten Woche des neuen Jahres ahnungslos einen Fahrschein zog, erlebte eine herbe Überraschung: Eine Einzelfahrt im Frankfurter Stadtgebiet kostet nun 3,40 Euro – eine Erhöhung um 19 Prozent. Auch der Preis für Tagestickets wurde angehoben. Schnell schlugen die Erregungswellen hoch und einige OB-Kandidaten positionierten sich bei Twitter und/oder vor den Automaten – es ist ja schließlich Wahlkampf. Die Empörung allerdings – ob taktisch oder nicht – ist berechtigt. Aus dem Verkehrsdezernat ist zu hören, dass die Subventionierung von Gelegenheitsfahrgästen statt Stammkunden wenig sinnvoll sei, wenn man Kunden anlocken wolle. Sollten aber, wenn die Mobilitätswende wirklich ernst gemeint ist, nicht ALLE FAHRGÄSTE in den Blick genommen werden?

Ein paar Stationen in der Innenstadt zu fahren und dafür 3,40 Euro bezahlen zu müssen, ist absurd teuer, und die sogenannten Gelegenheitsfahrer sind nicht nur Touristen, sondern auch Menschen, die die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, um etwa zum Arzt zu fahren oder eben solche, die in der Stadt einkaufen wollen, was den Einzelhandel freut. Für diese soll es nun den „Spar-Pass“ geben, der wie die Bahn-Card funktioniert. Mehrere Versuche, den „Spar-Pass“ über die RMV-App zu buchen, scheiterten allerdings. Das Geburtsdatum sprang bei jedem Versuch verlässlich auf den 5. Januar 2023 und für das Zurückscrollen auf ein Datum, das über vier Jahrzehnte in der Vergangenheit liegt, fehlte die Geduld. Wäre es hier nicht an der Zeit, auf ein anwenderfreundliches System zu setzen? Ganz nebenbei: Die RMV-App bekommt eine Rezension von 2,3.

Fakt ist: Der öffentliche Nahverkehr ist nicht attraktiv genug, um eine richtige Alternative zum Auto zu bieten – ob für Viel- oder Gelegenheitsfahrer. Viele Bahnhöfe sind verdreckt, Uhren kaputt. Statt die Preise zu erhöhen und zwischen Gelegenheitsfahrern und Stammkunden zu unterscheiden, fehlt es an Anreizen und einem überzeugenden Angebot: Parkhäuser an den Stadträndern, Shuttlebusse oder -bahnen, die die Menschen von dort in die Innenstadt bringen, am besten kostenlos. Das sind keine unrealistischen Szenarien. Es gibt Länder, in denen der öffentliche Nahverkehr kostenlos ist. Große Hoffnungen ruhen nun auf der Einführung des 49-Euro-Tickets, das in diesem Jahr kommen soll. Anvisiert ist der 1. April, das genaue Startdatum war aber auch nach einem Treffen von Kanzler Scholz mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten Anfang Dezember noch unklar. Die Mobilitätswende muss – so scheint es – noch etwas auf sich warten.
 
6. Januar 2023, 11.48 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
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