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Foto: IMAGO/rheinmainfoto
Foto: IMAGO/rheinmainfoto

Frankfurter Nahverkehr

Was kostet die Stadt das 365-Euro-Ticket für alle?

Der RMV hat die Mindereinnahmen für ein allgemeines 365-Euro-Ticket innerhalb Frankfurts auf 55 Millionen Euro jährlich beziffert. Nicht mit eingerechnet seien hierbei jedoch weitere Kosten in Millionenhöhe. Derweil stoßen die Berechnungen auf Zuspruch vonseiten der Linken und Volt.
Die durch den Rhein-Main-Verkehrsbund (RMV) berechneten Mindereinnahmen für ein innerhalb Frankfurt geltendes 365-Euro-Ticket würden bei rund 55 Millionen Euro liegen, die für ein im gesamten RMV-Gebiet gültiges Ticket bei mehr als 230 Millionen Euro jährlich. Zuerst hatte die Frankfurter Rundschau berichtet. Nicht mit eingerechnet sind hierbei laut RMV die Kosten, die für die parallel nötigen Angebotsausweitungen anfielen, da ein 365-Euro-Ticket nur im Rahmen eines ganzheitlichen Gesamtkonzepts funktionieren könne, wie der RMV auf Anfrage des JOURNAL FRANKFURT mitteilt.

Eine Sprecherin des RMV nennt als Voraussetzungen für das Einführen eines 365-Euro-Tickets in und um Frankfurt den umfassenden „Ausbau von Angebot und Infrastruktur, der eine höhere Qualität mit dichteren Takten und noch pünktlicheren Zügen sicherstellt sowie eine gute Vernetzung von Verkehren“. Würde man im gesamten RMV-Gebiet ein 365-Euro-Ticket einführen, so die Sprecherin, würde dies Mindereinnahmen von mehr als 230 Millionen pro Jahr bedeuten, die anderweitig gedeckt werden müssten. Hinzu kämen im Sinne des ganzheitlichen Gesamtkonzepts weitere Kosten im Millionenbereich für zusätzliche Fahrten und höhere Platzkapazitäten.

„Bei einem lokal begrenzten 365-Euro-Ticket würde allerdings der Nachteil entstehen, dass Fahrkarten aus der Region nach Frankfurt oder beispielsweise von Frankfurt nach Offenbach teurer werden, als ein 365-Euro-Ticket für Frankfurt in Kombination mit einer weiteren Fahrkarte“, betont die RMV-Sprecherin. Eine solche Situation würde nicht nur als „Tarifdschungel“ empfunden und kritisiert werden, sondern insbesondere auch bei Pendler:innen in Frankfurt „zu Unverständnis führen“, da diese nicht von dem Angebot profitieren könnten. „Dieses Beispiel zeigt eindeutig, dass lokale Alleingänge nicht nachhaltig sind“, heißt es in der Mitteilung des RMVs.

Zustimmung von Volt und Linken-Partei

Derweil treffen die vom RMV kalkulierten Mindereinnahmen auf positive Reaktionen vonseiten der Stadtpolitik. Daniela Mehler-Würzbach, verkehrspolitische Sprecherin der Linken im Römer, weist darauf hin, dass das 365-Euro-Ticket „finanzierbar“ sei. Zudem fordert sie eine schnelle Umsetzung des Vorsatzes von der neuen Regierungskoalition. „Die Zeit für das 365-Euro-Ticket ist jetzt. Für die Menschen würde dieser Schritt eine Kostenreduzierung um 60 Prozent bedeuten, von derzeit rund 900 auf dann 365 Euro pro Jahr.“ Das sei ein großer Schritt hin zu „mehr sozialer Gerechtigkeit“, denn Mobilität sei eine „wichtige Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe“, so Mehler-Würzbach. Zugleich werde damit ein starker Anreiz gesetzt, auf den ÖPNV umzusteigen und damit das Klima zu schonen.

Auch Martin Huber, verkehrspolitischer Sprecher der Volt-Fraktion im Römer, bewertet die Kalkulation des 365-Euro-Tickets durch den RMV positiv. „Die Kalkulation bestätigt uns darin, dass die Umsetzung ein wichtiger Schritt hin zur gerechten Mobilitätswende ist“, so Huber. Die Erfahrungen zeigten, dass mit dem 365-Euro-Ticket für Menschen sämtlicher Einkommensschichten ein „niedrigschwelliges Angebot für die Nutzung des ÖPNV“ geschaffen werden könne. „Wir wollen bei der Mobilitätswende alle Menschen mitnehmen – das bedeutet aber auch, den ÖPNV insgesamt attraktiver gestalten und weiter ausbauen zu müssen“, so Huber weiter. Dazu gehöre die Optimierung von Kapazität, Taktung und Geschwindigkeit der Verkehrsmittel, der generelle Netzausbau sowie eine faire Preisregelung. „Preissteigerungen wie in den vergangenen Jahren tragen mit dazu bei, dass Menschen lieber mit dem Auto fahren, statt auf den Nahverkehr umzusteigen“, machte Huber deutlich. Letztlich sei die Mobilitätswende jedoch nur zu schaffen, wenn man „ausreichend Anreize für einen Umstieg vom Auto auf den ÖPNV“ biete.
 
9. Juli 2021, 13.20 Uhr
Margaux Adam
 
Margaux Adam
Jahrgang 1991, Studium der Literaturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Februar 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Margaux Adam >>
 
 
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