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Frankfurt ergrünt
Begrünung am Eden Tower: „Die Eigentümer sind mit der Natur verbunden“
Architekt Steve Cook spricht im Interview mit dem JOURNAL über die Herausforderungen, ein Gebäude zu begrünen und welche Effekte dies auf Städte hat. Er hat den Eden Tower in der Europa-Allee in Frankfurt mitentworfen.
Herr Cook, Sie haben als Architekt den Eden Tower entworfen, Frankfurts erstes begrüntes Hochhaus. Was mussten Sie bei der Planung berücksichtigen?
Der Entwurf für den Eden Tower stammt von einer Zusammenarbeit zwischen zwei Büros – Jahn Architecture, geleitet von Helmut Jahn, und Magnus Kaminiarz & Cie, geleitet von Magnus Kaminiarz. Wir haben gemeinsam erfolgreich an dem Wettbewerb teilgenommen und anschließend die vertiefende Planung durchgeführt. In der Wettbewerbsphase hat die Stadt Frankfurt angeboten, 50 Quadratmeter mehr Bruttogrundrissfläche je Geschoss zu erlauben, wenn 20 Prozent der Fassadenfläche eine Begrünung erhält. Da ohne diese weitere Fläche der Grundriss des Turms sehr klein war, haben diese 50 Quadratmeter zu einem Turm mit wesentlich besseren Proportionen und städtebaulicher Wirkung geführt.
Wie sind Sie bei der Planung der Begrünung vorgegangen?
Wir haben viele Varianten für die Begrünung untersucht, und uns letztendlich aus folgenden Gründen für eine vertikale Begrünung entschieden. Im Vergleich zu einer horizontalen Begrünung ist eine vertikale Variante von den Wohnungen aus wesentlich sichtbarer. Außerdem geht hiermit keine wertvolle Balkonfläche verloren. Die nötige Bewässerung, die Entwässerung, und die Elektronik zur Steuerung der Bewässerung können sehr einfach vertikal im Hohlraum der Wandkonstruktion geführt werden. Die Wartung kann über die Fassadenbefahranlage erfolgen, so dass ein Zugang durch die Wohnungen nicht erforderlich ist.
Cook: Vertikale Begrünung bot mehr Vorteile als horizontale beim Eden Tower
Die Begrünung wird als vertikaler Garten bezeichnet. Wie sind die Pflanzen am Gebäude verankert?
Die Pflanzen sind in Taschen aus Textil installiert. Die Wurzeln der Pflanzen binden sich in der mit Mineralwolle gefüllten Taschen. Es wird kein typisches Erdreich angewandt.
Welche Hürden gibt es bei der Begrünung von Gebäuden aus Ihrer Sicht?
Im Vergleich mit einer Begrünung auf Mutterboden sind die Erst- und Wartungskosten hoch. Im Fall von Eden sind diese Kosten durch die zusätzliche 50 Quadratmeter Bruttogrundrissfläche abgedeckt. Man muss auch darauf achten, dass nicht nur brennbare Pflanzen zur Ausführung kommen. Die Planung muss mit der Feuerwehr abgestimmt werden.
Steve Cook im Eden Tower © Jasmin Schülke
Welche Vorteile hat eine Gebäudebegrünung?
Die Begrünung hat vor allem eine wohltuende Wirkung auf die Wohnungseigentümer – sie fühlen sich mit der Natur verbunden, und nicht wie in vielen Hochhäuser einfach von der Natur völlig abgetrennt. Eine Begrünung von Gebäudefassaden reduziert den Wärmeinsel-Effekt von Städten – die direkte Sonneneinstrahlung auf die Fassade wird reduziert. Die Pflanzen und ihre nassen Taschen erzeugen ein „evaporative cooling“, dessen Effekt von Menschen auf den Balkonen stark wahrgenommen wird.
Gebäudebegrünung als Verbindung von den Wohnenden mit der Natur
Sind die Nebenkosten durch die Begrünung nicht sehr hoch? Und wie sieht es mit dem Wasserverbrauch aus?
Die Nebenkosten sind höher als in einem Turm ohne Begrünung, aber nicht so viel höher, dass sie nicht tragbar sind. Wenn man etwas mehr als nur die Wiederholung der Vergangenheit anstrebt, sind vertretbare Mehrkosten zu erwarten. Der Wasserbedarf der Pflanzen wird zum Teil durch aufgefangenes Regenwasser abgedeckt.
Welche begrünten Gebäude inspirieren Sie?
Bosco Vertikale in Mailand hat in Europa und weltweit einen starken Impakt gehabt. Das Gebäude war oft in der Presse zu sehen und wird von vielen Architekten als zukunftsweisend betrachtet.
In Singapore sind begrünte Gebäude nichts Neues, dort hat man den Nutzen begriffen. Warum hinken wir in Europa noch hinterher?
Das Klima in Singapore ist wesentlich milder als in Deutschland, so dass die Ausführung leichter und preiswerter ist. Begrünte Wohnungen haben auch eine Nachfrage kreiert, und Immobilienfirmen sind dann dieser Nachfrage entgegengekommen.
Info
Steve Cook ist Architekt und Executive Vice President von Jahn Architecture, Chicago. Der Eden Tower im Frankfurter Europaviertel zählt laut dem belgischen Immobilienentwickler Immobel zu den höchsten begrünten Wohntürmen Europas. Rund 200 000 Pflanzen, in vertikalen Strängen angelegt, bedecken rund 20 Prozent der Fassade des hundert Meter hohen Wohnturms.
Der Entwurf für den Eden Tower stammt von einer Zusammenarbeit zwischen zwei Büros – Jahn Architecture, geleitet von Helmut Jahn, und Magnus Kaminiarz & Cie, geleitet von Magnus Kaminiarz. Wir haben gemeinsam erfolgreich an dem Wettbewerb teilgenommen und anschließend die vertiefende Planung durchgeführt. In der Wettbewerbsphase hat die Stadt Frankfurt angeboten, 50 Quadratmeter mehr Bruttogrundrissfläche je Geschoss zu erlauben, wenn 20 Prozent der Fassadenfläche eine Begrünung erhält. Da ohne diese weitere Fläche der Grundriss des Turms sehr klein war, haben diese 50 Quadratmeter zu einem Turm mit wesentlich besseren Proportionen und städtebaulicher Wirkung geführt.
Wie sind Sie bei der Planung der Begrünung vorgegangen?
Wir haben viele Varianten für die Begrünung untersucht, und uns letztendlich aus folgenden Gründen für eine vertikale Begrünung entschieden. Im Vergleich zu einer horizontalen Begrünung ist eine vertikale Variante von den Wohnungen aus wesentlich sichtbarer. Außerdem geht hiermit keine wertvolle Balkonfläche verloren. Die nötige Bewässerung, die Entwässerung, und die Elektronik zur Steuerung der Bewässerung können sehr einfach vertikal im Hohlraum der Wandkonstruktion geführt werden. Die Wartung kann über die Fassadenbefahranlage erfolgen, so dass ein Zugang durch die Wohnungen nicht erforderlich ist.
Die Begrünung wird als vertikaler Garten bezeichnet. Wie sind die Pflanzen am Gebäude verankert?
Die Pflanzen sind in Taschen aus Textil installiert. Die Wurzeln der Pflanzen binden sich in der mit Mineralwolle gefüllten Taschen. Es wird kein typisches Erdreich angewandt.
Welche Hürden gibt es bei der Begrünung von Gebäuden aus Ihrer Sicht?
Im Vergleich mit einer Begrünung auf Mutterboden sind die Erst- und Wartungskosten hoch. Im Fall von Eden sind diese Kosten durch die zusätzliche 50 Quadratmeter Bruttogrundrissfläche abgedeckt. Man muss auch darauf achten, dass nicht nur brennbare Pflanzen zur Ausführung kommen. Die Planung muss mit der Feuerwehr abgestimmt werden.
Steve Cook im Eden Tower © Jasmin Schülke
Welche Vorteile hat eine Gebäudebegrünung?
Die Begrünung hat vor allem eine wohltuende Wirkung auf die Wohnungseigentümer – sie fühlen sich mit der Natur verbunden, und nicht wie in vielen Hochhäuser einfach von der Natur völlig abgetrennt. Eine Begrünung von Gebäudefassaden reduziert den Wärmeinsel-Effekt von Städten – die direkte Sonneneinstrahlung auf die Fassade wird reduziert. Die Pflanzen und ihre nassen Taschen erzeugen ein „evaporative cooling“, dessen Effekt von Menschen auf den Balkonen stark wahrgenommen wird.
Sind die Nebenkosten durch die Begrünung nicht sehr hoch? Und wie sieht es mit dem Wasserverbrauch aus?
Die Nebenkosten sind höher als in einem Turm ohne Begrünung, aber nicht so viel höher, dass sie nicht tragbar sind. Wenn man etwas mehr als nur die Wiederholung der Vergangenheit anstrebt, sind vertretbare Mehrkosten zu erwarten. Der Wasserbedarf der Pflanzen wird zum Teil durch aufgefangenes Regenwasser abgedeckt.
Welche begrünten Gebäude inspirieren Sie?
Bosco Vertikale in Mailand hat in Europa und weltweit einen starken Impakt gehabt. Das Gebäude war oft in der Presse zu sehen und wird von vielen Architekten als zukunftsweisend betrachtet.
In Singapore sind begrünte Gebäude nichts Neues, dort hat man den Nutzen begriffen. Warum hinken wir in Europa noch hinterher?
Das Klima in Singapore ist wesentlich milder als in Deutschland, so dass die Ausführung leichter und preiswerter ist. Begrünte Wohnungen haben auch eine Nachfrage kreiert, und Immobilienfirmen sind dann dieser Nachfrage entgegengekommen.
Steve Cook ist Architekt und Executive Vice President von Jahn Architecture, Chicago. Der Eden Tower im Frankfurter Europaviertel zählt laut dem belgischen Immobilienentwickler Immobel zu den höchsten begrünten Wohntürmen Europas. Rund 200 000 Pflanzen, in vertikalen Strängen angelegt, bedecken rund 20 Prozent der Fassade des hundert Meter hohen Wohnturms.
29. September 2023, 11.26 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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