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Nach Absage von Filmpremiere

„Verantwortung zu groß für uns als Kinomachende“

Die Arthouse Kinos in Frankfurt haben eine Vorabaufführung des Filmes „Golda“ abgesagt. Nach Kritik haben sich die Kinoleitenden nun zu Wort gemeldet.
Update, 6. Mai: In einer Stellungnahme zur Absage der Preview des Filmes „Golda“ reagiert die Leitung der Arthouse Kinos in Frankfurt auf die zuvor geäußerte Kritik und entschuldigte sich für die Irritationen. Man stehe entschieden gegen Antisemitismus und jede andere Form von Gewalt und Hass.

Die Entscheidung, die Vorabpremiere dennoch abzusagen, „basierte auf einem Gefühl der Verantwortung für unsere Mitarbeiter*innen, aber auch für unsere Besucher*innen, denen wir ein offenes, sicheres Haus sein wollen“, heißt es weiter. „In den vergangenen Tagen hatten wir zunehmend den Eindruck, das nicht gewährleisten zu können.“

„Die Themen, die derzeit verhandelt werden müssen, bringen eine große Verantwortung mit sich. Eine Verantwortung, der wir uns stellen wollten, doch von der wir feststellen mussten, dass sie zu groß für unser Kino und uns als Kinomachende ist. Das hätten wir früher erkennen müssen und auch dafür bitten wir um Entschuldigung. Gleichzeitig wollen wir lernen und besser werden.“

Deshalb wünschen sich die Verantwortlichen, dass eine „Veranstaltung zu diesen Themen“ anderswo in Frankfurt einen Ort findet. Der Film „Golda“ werde ab Ende Mai wie geplant im Cinéma starten.

Jüdische Gemeinde Frankfurt übt Kritik an „Golda“-Absage

Erstmeldung, 3. Mai: Eigentlich sollte im Cinéma, einem der Frankfurter Arthouse Kinos, der Spielfilm „Golda – Israels eiserne Lady“ über Israels erste Ministerpräsidentin Golda Meir, gespielt von Helen Mirren, vorab gezeigt werden. Doch das Kino hat die Filmpremiere diese Woche abgesagt.

Die Idee zur Vorpremiere stammte von der Zionistischen Organisation Rhein/Main (ZO), weitere jüdische Organisationen luden mit ein zum Besuch der Vorstellung. Laut Programmvorschau sollte es eine Preview geben mit anschließendem Gespräch mit dem Zeitzeugen David Schiller am 7. Mai. Dieser sorgte offenbar für Kritik, wie der hr berichtete.

Demnach hatte David Schiller als Soldat am Jom-Kippur-Krieg zwischen Israel und arabischen Nachbarstaaten im Jahr 1973 teilgenommen. Später betätigte er sich als Autor und Berater zu den Themen Schusswaffen, Sicherheit und Terrorabwehr. Zeitzeugen oder Gesprächspartner von arabischer Seite waren für das Gespräch nach dem Film nicht vorgesehen.

Frankfurter Arthouse-Kinos sagen Preview von „Golda“ ab

Laut hr meldete sich der Kinoleiter Dimitrios Charistes bei Daniel Hofmann von der ZO und bat um Ausladung von Schiller; es hätte Kritik an seiner Person gegeben und Mitarbeiter hätten Sicherheitsbedenken geäußert. Ob es konkrete Bedrohungen gegeben habe, ist derzeit unklar. Dieser Bitte sei man „zähneknirschend“ nachgekommen, zitiert der hr Hofmann.

Dann sei für Hofmann „völlig unerwartet“ am Dienstag dieser Woche die Absage der ganzen Veranstaltung gekommen. Sie ähnele einer dem hr vorliegenden Erklärung von Christopher Bausch, Betreiber der Arthouse-Kinos Frankfurt, dessen Teil das Cinema ist. Darin hieße es, dass die Vorabaufführung „unseren eigenen Diskursvorstellungen nicht mehr gerecht“ sei. Und weiter: „Wir möchten stets einen Raum für Meinungsvielfalt, einen offenen Austausch und den kritischen Dialog bieten“. „Da wir diese Maxime unserer Diskursvorstellung für die betreffende Sonderveranstaltung nicht mehr zusichern können, müssen wir eine Veranstaltung ersatzlos absagen“, schrieb Bausch demnach weiter.

Jüdische Gemeinde Frankfurt zur Absage: „fatales und alarmierendes Zeichen“

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt zeigt sich in einer Mitteilung enttäuscht über die Absage und spricht von einem „fatalen und alarmierenden Zeichen“. Die Entscheidung des Kinos sei nicht zu rechtfertigen; in Gesprächen mit der Kinoleitung habe diese keine plausiblen Gründe nennen können und sei nicht bereit gewesen, die Entscheidung zu revidieren.

„Die Arthouse Kinos Frankfurt sind offenkundig auf externen Druck eingeknickt, anstatt Haltung zu zeigen. Gerade jetzt, wenn die Frankfurter Kulturszene am 6. Mai, dem Gedenktag Jom HaSchoa, eine große Veranstaltung gegen Antisemitismus ausrichtet, wird diese ehrenvolle Arbeit durch eine solche Absage massiv beschädigt. Auf diese Weise ist ein großer Schaden für die gesamte Stadtgesellschaft entstanden“, heißt es weiter.

Zwar habe man den Veranstaltern der abgesagten Filmvorführung angeboten, die Veranstaltung im Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum durchzuführen. „Wir alle halten es jedoch für ein falsches Zeichen, wenn wir uns in unser Gemeindezentrum zurückziehen müssen, weil die Kulturräume in der Stadt nicht mehr zu unseren gemeinsamen Werten stehen.“
 
6. Mai 2024, 09.17 Uhr
Till Geginat
 
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Till Geginat >>
 
 
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