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Goethe-Institut Frankfurt

„Gute Sprachkenntnisse befähigen zum Mitreden“

Uwe Mohr, Leiter des Goethe-Instituts Frankfurt, spricht im Interview über gelungene Integration, den Netzwerker Goethe und warum das Erlernen der deutschen Sprache so wichtig ist.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Mohr, viele Menschen verbinden mit den Goethe-Instituten die Aktivitäten im Ausland. In Deutschland gibt es zwölf Institute, eins davon sitzt in Frankfurt. Was ist die Aufgabe dieser Institute?
Uwe Mohr: Ja, es ist in der Tat so, dass das Goethe-Institut aufgrund seines hohen Standings und der langjährigen Arbeit und Einbindung in die Kulturszenen im Ausland oft bekannter ist als in Deutschland.

Die Hauptaufgabe der Goethe-Institute in Deutschland ist die Organisation von hochwertigen Sprachkursen auf allen Niveaus und für unterschiedlichste Bedürfnisse sowie die Durchführung der weltweit anerkannten Goethe-Prüfungen, die auch für Einbürgerung, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis sowie andere behördliche und berufliche Zwecke besonders wichtig sind. Daneben möchten wir Zuwanderern nach Deutschland die Integration in die deutsche Gesellschaft erleichtern und sie bei ihrem Ankommen in Deutschland begleiten.

Welche Rolle spielt Ihrer Ansicht nach das Erlernen der deutschen Sprache für eine gelungene Integration?
Das Erlernen der deutschen Sprache ist absolut essenziell und unverzichtbar für eine gelungene Integration. So befähigen gute Sprachkenntnisse die Newcomer in der Stadt zum Mitreden, zur kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe, und erlauben es, ein gleichwertiges Mitglied in der Frankfurter Stadtgesellschaft zu werden, nicht nur hier zu arbeiten, sondern ein erfülltes Leben zu führen.

Erst durch den Erwerb der Sprache kann man wirklich ankommen und kann eine Integration von selbstbewussten Mitbürgerinnen und Mitbürgern gut gelingen. Und das ist es, was eine so multikulturelle, internationale Stadt wie Frankfurt braucht: aktive, selbstbewusste und gleichberechtigte neue Mitbürgerinnen und Mitbürger, die die Stadt mit ihren kulturellen Erfahrungen, Ideen und Talenten voranbringen und bereichern.

„Wo sonst sollte ein Goethe-Institut in Deutschland stehen, wenn nicht in Frankfurt?“

In vielen Firmen wird englisch gesprochen. Reicht das nicht?
Es stimmt zwar, dass in vielen internationalen Firmen und Organisationen Englisch die meistgenutzte Arbeitssprache ist oder zumindest in Teilen verwendet wird. Unserer Erfahrung nach wird aber auch in diesen Unternehmen, vor allem im lokalen Kontext, Deutsch auf höherem Niveau benötigt. Besonders aber für die Eingewöhnung in das deutsche Alltagsleben ist es wichtig.

Im Café, in der Bäckerei, beim Besuch von Kulturveranstaltungen, beim Aufbauen von Freundschaften oder beim „Date“ bildet die deutsche Sprache eine Brücke auf zwischenmenschlicher und Verständigungsebene. Die Sprache hilft so entscheidend beim „Funktionieren“ im Alltag und verbessert die Lebensqualität und die Entfaltungsmöglichkeiten in allen Lebensbereichen.

Frankfurt ist die internationalste Stadt Deutschlands. Menschen aus rund 177 Nationen leben hier. Wie finden die Menschen zum Goethe-Institut, und wer kommt zu Ihnen?
Ja, wo sonst sollte ein Goethe-Institut in Deutschland stehen, wenn nicht in Frankfurt? Frankfurt als Verkehrsknotenpunkt sowie Banken- und Finanzzentrum im Herzen Europas ist ein hervorragender Standort für das Goethe-Institut. Die zentrale Lage in Europa und die multiethnische und außergewöhnlich internationale Zusammensetzung der Stadt bieten großartiges Potenzial für unsere Arbeit.

Wichtig für uns ist natürlich, dass wir „gefunden“ werden. Deshalb freuen wir uns so über die neue zentrale Lage in der Bleichstraße direkt an der Konstablerwache und hoffen, demnächst noch mehr Besucher bei uns begrüßen zu können. Unsere Kursteilnehmenden sind meist zwischen 25 und 40 Jahren, young professionals aus den Banken, Kanzleien, internationalen Firmen und Organisationen im Frankfurter Raum. Hinzu kommen junge Menschen aus aller Welt, die ihre Heimat verlassen, um in Deutschland zu studieren.

Goethe – nicht nur Dichter und Denker, sondern auch Netzwerker

Namensgeber ist der wichtigste Schriftsteller unserer Stadt. Wie lebt das Erbe Goethes heute in den Instituten weiter?
Johann Wolfgang von Goethe als bedeutender deutscher Dichter und Denker ist natürlich eine hervorragende Inspiration und ein Referenzpunkt für jeden, der sich mit der Förderung der deutschen Sprache und Kultur beschäftigt. Aber Goethe war ja viel mehr als nur ein Dichter: ein Universalgenie, ein Weltbürger, neugierig, interessiert an vielen Wissensgebieten, Jurist, Politiker, Reisender und im heutigen Sinne ein begnadeter „Netzwerker“, der mit den wichtigen Leuten seiner Zeit im Austausch stand.

Und genauso möchten wir sein im Goethe-Institut: weltläufig, tolerant, offen für Neues und uns darum bemühen, Brücken zu bauen und für Verständigung zu werben zwischen unterschiedlichen Kulturen und Milieus. Denn das ist es, was besonders notwendig ist in einer Zeit zunehmender Polarisierung und Vereinfachungen, mit fake news und wachsender Intoleranz, und allen in ihrer „bubble“. In diesem Sinne ist Goethe ein idealer Namensgeber und kann mit seinem Leben als Orientierungspunkt für uns dienen.

Goethe-Institut leistet wichtige Integrationsarbeit

Ein Teil Ihrer Arbeit ist die Integrationsarbeit. Was sind aus Ihrer Sicht die Parameter für eine gelungene Integration?
Ziel einer gelungenen Integration muss es sein, dass die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger ein selbstbestimmtes Leben in der Mitte unserer Gesellschaft führen können, bei der Arbeit, in ihrem Privatleben und in der Freizeit. Dazu müssen sie sprachlich und interkulturell unterstützt werden, damit sie als gleichwertige und selbstbewusste Akteure auftreten können. Natürlich müssen erst einmal Sprachkenntnisse vermittelt werden.

Daneben muss aber wirkliches „Ankommen“ durch die Vermittlung interkultureller Kenntnisse unterstützt werden, und es muss gewährleistet werden, dass sie fairen und schnellen Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt haben. Damit dies gelingen kann, müssen viele Akteure zusammenarbeiten: Politik, Stadtverwaltungen, Arbeitsämter, Bildungsträger.

Es gibt schon viele gute Beispiele gelungener Integration, gerade auch in Frankfurt, und Organisationen, städtische Stellen und unterschiedlichste andere Akteure, die hervorragende Arbeit in diesem Bereich leisten und mit denen wir gerne und gut zusammenarbeiten. Aber natürlich kann man es immer noch verbessern. Und wir alle können dazu beitragen, indem wir die „Willkommenskultur“ mit Leben erfüllen, d.h. freundlich, neugierig und hilfsbereit auf unsere neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger zugehen.

„Multikulturalität ist eine große Chance für uns alle“

Wie schneiden wir denn bei der Willkommenskultur ab?
Na ja …, es gibt viele internationale Umfragen zum Thema in internationalen Newcomer-Netzwerken und auf Expat-Portalen, und leider schneiden wir da oft ziemlich schlecht ab und landen auf den unteren Plätzen im Ranking der besten Locations für Zuwanderer. Meine persönliche Meinung ist, dass uns da vielleicht auch ein bisschen Unrecht getan wird und dass es in Deutschland nicht so schlecht ist, wie es in den Rankings aussieht.

Wie funktioniert die Unterstützung vonseiten der Politik? Was würden Sie sich wünschen?
Die Integration ist ein sehr komplexes und schwieriges Thema. Ich bin auch nicht für Politiker-Bashing und habe großen Respekt vor denjenigen, die sich in der Politik, national und lokal, engagieren. Dennoch müsste natürlich versucht werden, das Ankommen und die Integration dadurch zu vereinfachen und attraktiver zu machen, dass es deutlich schneller geht und alle beteiligten Stellen noch effizienter zusammenarbeiten und besonders schnell den Zugang zur Arbeitswelt ermöglichen.

So wird zwar in jeder Talk Show über den Fachkräftemangel lamentiert, aber das sogenannte „beschleunigte Fachkräfteverfahren“ ist leider immer noch nicht wirklich sooo schnell und weiterhin kompliziert, sodass man auf allen Seiten auch schon mal die Lust verliert. Und im öffentlichen Diskurs ist es – als Gegenstimme zu den Polarisierern mit den einfachen Antworten – immer wieder wichtig zu betonen, welch großartige kulturelle Bereicherung die Zuwanderung in den letzten 50 Jahren für uns alle bedeutet hat. Die Multikulturalität ist eine große Chance für uns alle, die Welt besser zu verstehen und von anderen Kulturen zu lernen und inspiriert zu werden.

Info
Das Frankfurter Goethe-Institut wurde im Jahr 1983 gegründet. Seit diesem Sommer befindet es sich in neuen Räumen in der Bleichstraße 1 (direkt an der Konstablerwache). Hier arbeiten 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 30 Honorarlehrkräfte. Pro Jahr werden ca. 160 Sprachkurse mit 1800 Kursteilnehmenden und 6000 Prüfungen angeboten. Weitere Informationen finden Sie hier.
 
28. August 2024, 11.55 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
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