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Foto: Seit 50 Jahren bemalt Monika Maurer jetzt schon Bembel © Laura Oehl
Foto: Seit 50 Jahren bemalt Monika Maurer jetzt schon Bembel © Laura Oehl

50 Jahre Bembel aus Sachsenhausen

„Eintracht Frankfurt ist mein ältester Kunde“

Seit 50 Jahren bemalt Monika Maurer Bembel in Frankfurt Sachsenhausen – unter anderem für Eintracht Frankfurt. Mit dem JOURNAL sprach sie über ihre Kundschaft und die großen Veränderungen im Einzelhandel.
Durch ihre Hände wandert ein Rohling nach dem anderen. Sicher sitzt der Pinsel in der Hand, gezielt wird Strich für Strich Farbe auf jeden Bembel gebracht, bevor er anschließend in die Brennerei geht. 650 Stück lautet bei unserem Besuch die Bestellung. Der Auftraggeber: die Eintracht. „Mein ältester Kunde“, erklärt Monika Maurer und schwärmt fast ein wenig dabei, während sie in Gedanken die Jahre zurückgeht.

Und das sind einige, denn ihre urige Töpferei in der Wallstraße im Brückenviertel in Sachsenhausen gibt es bereits seit 1974. 2024 feiert sie 50-jähriges Bestehen. Ein halbes Jahrhundert, das sie bereits dem Bemalen von Bembeln, Bechern, Deckelchen und Schalen gewidmet hat.

Neben Bembeln auch Weihnachtskugeln à la Frankfurt

Ob ihr dabei nie langweilig wird? Maurer verneint, ohne zu zögern. Es gebe zwar viel Routine, aber durch besondere Bestellungen und Einzelstücke auch immer wieder Neues, persönliche Highlights und durchaus auch noch Herausforderungen. Darüber hinaus wachse auch das Sortiment. „Neue Ideen kommen immer wieder, wir probieren neue Motive aus, und wenn etwas gut ankommt, bleibt es.“ So einfach ist das.

Und so sind inzwischen rote Ornamente wie etwa kleine Äpfel neben dem klassischen Blau auf einigen ihrer Produkte. Und es gibt Weihnachtskugeln, die – natürlich – echt frankfurterisch bemalt werden und gerade zuletzt in der Weihnachtszeit begehrt waren. „Die Leute fragen inzwischen schon ab Oktober danach“, freut sich Maurer.

Erst Musik und Theater, dann Töpfern

Zum Töpfern gekommen ist die 78-Jährige eher auf Umwegen. Sie stammt aus einer Konditorenfamilie, ist selbst aber gelernte Musikerin. Nach dem Gitarren- und Flöten-Studium unterrichtete sie am Konservatorium und spielte an vielen Theatern. „Das hat mir immer viel Spaß gemacht“, erinnert sie sich.

Ihr Mann, gelernter Regieassistent, habe sich irgendwann umorientiert. „Er hat gesagt, er will was mit den Händen machen, und dann hat er töpfern gelernt“, erzählt Maurer. Als er dann jemanden brauchte, der die Sachen bemalt, war Maurer zur Stelle. Glück für ihn, dass seine Frau von Natur aus ein ruhiges Händchen hat.

Da sitzt die gelernte Musikerin also an ihrem festen Platz am Fenster, die Wallstraße im Blick. Von dort aus hat sie über all die Jahre auch die Veränderungen in der Straße und auch generell im Viertel beobachtet. „Es hat sich viel getan. Früher reihte sich hier eine Apfelweinwirtschaft an die andere, es gab Straßenfeste, alles dicht gedrängt, hier war immer was los. Heute ist vieles anders, es mischen sich Shisha-Bars und Party-Lokale dazwischen, und natürlich wird weniger in den Läden vor Ort eingekauft.“

Gestiegene Energiepreise in Frankfurt: „Durchhalten ist die Parole“

Es sind aktuell keine leichten Zeiten für den Einzelhandel. Das belegen zahlreiche Ladenschließungen, die vermeldet werden und, als Abbild davon, die leerstehenden Flächen im Stadtgebiet. Die Belastungen würden immer größer, bestätigt auch Maurer. Sei es durch den Online-Handel, aber auch durch Steuern, gestiegene Energiepreise, die Liste ist lang. „Durchhalten ist die Parole“, sagt sie daraufhin, und es ist auch ihre Antwort auf die Frage, wie sie all die Jahre habe bestehen können.

Früh verwitwet, mit zwei Kindern und der Töpferei in Eigenregie habe auch sie das erst einmal lernen müssen. „Nicht aufgeben, die schlechten Zeiten durchhalten und dabei den Humor nicht verlieren“, ergänzt sie. Darüber hinaus habe sie schon immer Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gelegt und mit guten Leuten zusammengearbeitet.

Töpfern in Sachsenhausen – 250 Bembel für die NFL

So ist nicht nur die Eintracht ihr Kunde geblieben, auch weit über die Stadtgrenzen hinaus sind ihre Bembel zu finden. Die Kundschaft ist international und auch international bekannt. Für die NFL habe sie im Spätsommer 2023 auch etwa 250 Bembel bemalt. „Ich bin eben noch eine Nische“, sagt Maurer.

Inzwischen ist ihr Sohn mit im Betrieb, er pflegt unter anderem auch den Online-Shop der Töpferei, durch den noch mehr Menschen erreicht werden. Sie wolle sich zwar nicht davor verschließen, doch „das sollen andere machen. Ich muss nicht mehr alles können“, sagt sie und lacht. Aber wie sieht sie generell aus, die Zukunft? Ihr Sohn will weitermachen; doch ans Aufhören denkt die 78-Jährige bis dato nicht. „Solange ich noch kann, werde ich hier weiter mitarbeiten. Ich liebe das Töpfern, habe mein Hobby, die Musik, was soll ich schon zu Hause?“
 
3. März 2024, 10.20 Uhr
Sina Eichhorn
 
Sina Eichhorn
Geboren 1994 in Gelnhausen. Nach einem Studium der Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen seit Oktober 2018 beim Journal Frankfurt. Zunächst als Redakteurin, seit 2021 Chefin vom Dienst. – Mehr von Sina Eichhorn >>
 
 
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