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12,41 Euro Mindestlohn
„War die Mindestlohnkommission schon mal Lebensmittel einkaufen?“
Der Mindestlohn soll zum kommenden Jahr von 12 Euro auf 12,41 Euro erhöht werden. Für viele Menschen ist das ein Schlag ins Gesicht. Gefordert wird ein Anstieg auf mindestens 14 Euro.
Der gesetzliche Mindestlohn soll zum 1. Januar 2024 von 12 Euro auf 12,41 Euro erhöht werden. Ein Jahr später, also zu Beginn des Jahres 2025, soll er erneut angehoben werden, diesmal auf 12,82 Euro. Die prozentualen Erhöhungen pro Jahr liegen damit bei 3,4 beziehungsweise 3,3 Prozent. Für den Co-Vorsitzenden der Frankfurter SPD, Kolja Müller, ist die Erhöhung „ein Armutszeugnis“.
Der Mindestlohn muss auf mindestens 14 Euro ansteigen
Die Realllohnverlüste von sechs Millionen Beschäftigten und 46 000 Mindestlohn-Bezieherinnen und -Beziehern in Deutschland würden durch die „sogenannte ‚Erhöhung‘“ bei weitem nicht ausgeglichen. „Nahrungsmittel sind zwischen Mai 2022 und Mai 2023 um 15 Prozent teurer geworden, die Erhöhung des Mindestlohns entspricht 3,3 Prozent mehr Lohn“, so Kolja Müller. Gefordert wird ein Anstieg auf mindestens 14 Euro.
Fast 6 Millionen Mindestlohnbeschäftigte erleiden Reallohnverlust
Die Preissteigerungen treffen besonders die unteren Einkommensgruppen, angemessene Löhne zu zahlen und soziale Verantwortung zu übernehmen, ist vielen Unternehmen eher lästig. Deshalb sei es nun an der Zeit, dass die Politik eine Entscheidung trifft“, sagt Kolja Müller. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert die ärmliche Mindestlohnerhöhung scharf. „Für eine Anpassung lediglich im Cent-Bereich konnten wir auf keinen Fall unsere Hand reichen. Mit diesem Beschluss erleiden die fast sechs Millionen Mindestlohnbeschäftigten einen enormen Reallohnverlust“, so Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied und Mitglied der Mindestlohnkommission.
„Als würde man uns wissen lassen wollen, wie sehr man auf uns scheißt“
Auch für viele Frankfurterinnen und Frankfurter ist die Mindestlohnerhöhung in Höhe von 41 Cent „ein Schlag ins Gesicht“, wie es eine Studentin ausdrückt, die neben ihrem Studium in einem Restaurant für Mindestlohn kellnert. „Ich habe jetzt schon enorme Schwierigkeiten im Supermarkt Lebensmittel zu kaufen. Nach Miete und Fixkosten bleibt da nicht viel übrig für gesunde und ausgewogene Lebensmittel. Von Freizeitaktivitäten, Kleidung oder Essen gehen will ich gar nicht erst anfangen“, sagt sie. „Die Erhöhung um 41 Cent fühlen sich wie eine Message an. Als würde man uns wissen lassen wollen, wie sehr man auf uns scheißt“, so die Studentin.
41 Cent – oder auch der „Witz der Woche“
Auch auf Social Media schlagen die 41 Cent hohe Wellen. So schreibt ein Twitter-User: „Eigentlich ist ein Mindestlohn ganz einfach zu gestalten. Man sollte halt erstmal wenigstens von leben können. Sonst ist ja doof. Oder denke ich zu kompliziert?“. Ein anderer Nutzer nennt den Beschluss, der am Montag verabschiedet wurde, den „Witz der Woche.“ Eine weitere Nutzerin adressiert ihren Tweet direkt an die Mindestlohnkommission und fragt, ob diese denn mal Lebensmittel einkaufen oder tanken war und ob sie in den vergangenen zwölf Monaten eine Stromrechnung bezahlt hat.
Die Realllohnverlüste von sechs Millionen Beschäftigten und 46 000 Mindestlohn-Bezieherinnen und -Beziehern in Deutschland würden durch die „sogenannte ‚Erhöhung‘“ bei weitem nicht ausgeglichen. „Nahrungsmittel sind zwischen Mai 2022 und Mai 2023 um 15 Prozent teurer geworden, die Erhöhung des Mindestlohns entspricht 3,3 Prozent mehr Lohn“, so Kolja Müller. Gefordert wird ein Anstieg auf mindestens 14 Euro.
Die Preissteigerungen treffen besonders die unteren Einkommensgruppen, angemessene Löhne zu zahlen und soziale Verantwortung zu übernehmen, ist vielen Unternehmen eher lästig. Deshalb sei es nun an der Zeit, dass die Politik eine Entscheidung trifft“, sagt Kolja Müller. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert die ärmliche Mindestlohnerhöhung scharf. „Für eine Anpassung lediglich im Cent-Bereich konnten wir auf keinen Fall unsere Hand reichen. Mit diesem Beschluss erleiden die fast sechs Millionen Mindestlohnbeschäftigten einen enormen Reallohnverlust“, so Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied und Mitglied der Mindestlohnkommission.
Auch für viele Frankfurterinnen und Frankfurter ist die Mindestlohnerhöhung in Höhe von 41 Cent „ein Schlag ins Gesicht“, wie es eine Studentin ausdrückt, die neben ihrem Studium in einem Restaurant für Mindestlohn kellnert. „Ich habe jetzt schon enorme Schwierigkeiten im Supermarkt Lebensmittel zu kaufen. Nach Miete und Fixkosten bleibt da nicht viel übrig für gesunde und ausgewogene Lebensmittel. Von Freizeitaktivitäten, Kleidung oder Essen gehen will ich gar nicht erst anfangen“, sagt sie. „Die Erhöhung um 41 Cent fühlen sich wie eine Message an. Als würde man uns wissen lassen wollen, wie sehr man auf uns scheißt“, so die Studentin.
Auch auf Social Media schlagen die 41 Cent hohe Wellen. So schreibt ein Twitter-User: „Eigentlich ist ein Mindestlohn ganz einfach zu gestalten. Man sollte halt erstmal wenigstens von leben können. Sonst ist ja doof. Oder denke ich zu kompliziert?“. Ein anderer Nutzer nennt den Beschluss, der am Montag verabschiedet wurde, den „Witz der Woche.“ Eine weitere Nutzerin adressiert ihren Tweet direkt an die Mindestlohnkommission und fragt, ob diese denn mal Lebensmittel einkaufen oder tanken war und ob sie in den vergangenen zwölf Monaten eine Stromrechnung bezahlt hat.
29. Juni 2023, 15.52 Uhr
Sinem Koyuncu
Sinem Koyuncu
Jahrgang 1996, Studium der Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, seit Oktober 2021 beim Journal Frankfurt. Mehr von Sinem
Koyuncu >>
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