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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Saskia Bartusiak letztes Spiel

Wie ein kitschiger Film

Von Frankfurt aus hat sie die großen Fußballbühnen der Welt erobert und ist ihrer Heimatstadt doch stets treu geblieben. Im Mai beendet Saskia Bartusiak ihre beispiellose Karriere.
Es fällt Saskia Bartusiak sichtlich schwer, in ihrer von Erfolgen gespickten Karriere nach einem sportlichen Highlight zu suchen. Die erste Weltmeisterschaft 2007, als sie kurz nach ihrem Debüt in der Nationalmannschaft schon den Titel feiern durfte. Das Eröffnungsspiel vier Jahre später in Berlin, bei dem 75 000 Zuschauer im ausverkauften Stadion das Team bei der Heim-WM feierten. Der Triumph in der Champions League mit dem 1. FFC Frankfurt. DFB-Pokalsiege und diverse deutsche Meisterschaften. Und dann der krönende Abschluss im letzten Jahr: Der Olympiasieg in Rio de Janeiro. „Das war wie in einem Drehbuch. Konnte ja keiner ahnen, dass ich in meinem letzten internationalen Spiel im Maracanã stehe und Gold hole. Das war natürlich grandios, der perfekte Abschluss“, sagt sie und fügt lachend hinzu, „Das ist wirklich wie in einem kitschigen Film.“

Ein Film, der in Frankfurt begonnen hat und nach 20 Jahren auf höchstem Niveau im Mai enden wird. Noch vier Mal wird sich Bartusiak das Trikot ihres Vereins überstreifen und das tun, was sie seit fast drei Jahrzehnten mit Spaß und Leidenschaft macht: Fußball spielen. Das Heimspiel am 14. Mai gegen Hoffenheim wird ihr letztes im Stadion am Brentanobad sein, der endgültige Abschied vom Profisport folgt eine Woche später beim SC Sand. „Nach so vielen langen Jahren freue ich mich jetzt auf etwas anderes, auf einen neuen Lebensabschnitt“, so Bartusiak und man merkt ihr an, dass sie ihre Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hat. „Ich denke, ich werde mit meiner Zeit schon etwas Sinnvolles anfangen können“, ergänzt die 34-Jährige mit einem Schmunzeln. Die ersten Pläne sind bereits fix, im April hat Bartusiak ein Praktikum beim Deutschen Fußball-Bund angefangen, in der Scouting-Abteilung. Ob aus den sechs Monaten eine langfristige Zusammenarbeit wird, kann die studierte Sportwissenschaftlerin noch nicht sagen. „Ich muss erstmal ausprobieren, ob dieses Berufsfeld etwas für mich ist.“

Eine Zukunft beim DFB würde zu einer Konstante in ihrem Leben passen: Frankfurt. Bartusiak hebt sich ab von den Wandervögeln im Profisport, verbrachte ihre ganze Karriere in ihrer Heimatstadt. In Eschersheim begann sie als kleines Mädchen mit dem Fußballspielen, kickte mit den Jungs aus der Nachbarschaft. Nach einer mehrjährigen Pause, in der sie lieber Tennis spielte, wechselte sie als Teenager zum damaligen Bundesligisten FSV Frankfurt. Mit nur 15 Jahren debütierte sie in der ersten Mannschaft, später folgte der Schritt zum renommierten 1. FFC Frankfurt. An Angeboten hat es der Defensivspezialistin nicht gemangelt, doch sie entschied sich stets, zu bleiben. „Ich bin hier aufgewachsen, fühle mich hier einfach wohl und bin ein Familienmensch“, erzählt sie und gerät ins Schwärmen: „Frankfurt hat ganz tolle Ecken und hat eine ideale Größe, man kommt sehr schnell von einem Punkt zum nächsten.“ Im Niddapark dreht sie ihre Jogging-Runden, ist gerne am Main und im Nordend oder fährt raus in den Taunus und den Opel-Zoo. An der Goethe-Universität studierte sie. „Frankfurt bietet einfach eine ganze Menge.

Ich freue mich darüber, dass ich meine gesamte Karriere hier verbracht habe, die ja gar nicht so schlecht verlaufen ist“, sagt sie in aller Bescheidenheit angesichts ihrer Erfolge. Doch nicht alles lief rosig, Bartusiak musste auch Rückschläge verkraften. Etwa bei der Heim-WM 2011, als die Träume der Mannschaft früh zerplatzten. Bereits im Viertelfinale unterlagen die Titelfavoriten dem japanischen Überraschungsteam. „Im Rückblick überwiegt das Positive. Ich bin froh, die Erfahrung gemacht zu haben“, sagt sie ganz entspannt. Eine Spielerin, die mit ihrer Karriere völlig im Reinen ist. „Alles in meiner Karriere sollte so sein, wie es halt war. Ich möchte nichts missen“. Auch nicht die Zeit ihrer schweren Verletzung 2014. Mit einem Kreuzbandriss im linken Knie musste die Verteidigerin monatelang pausieren, verpasste fast eine gesamte Saison. Doch sie kämpfte sich wieder heran, wurde dank ihrer Erfahrung und Führungsqualitäten im gleichen Jahr zur Spielführerin der Nationalmannschaft ernannt.

Ihre Karriere spiegelt auch die Entwicklung im Frauenfußball wider. Als Bartusiak anfing, gab es keine Athletiktrainer für die Mannschaft, trainiert wurde häufig neben dem Job der Spielerinnen. „Es ist in vielen Bereichen einfach professioneller geworden, auch finanziell gesehen“, so Bartusiak. Erst in den letzten Jahren konnte die Frankfurterin ihren Sport professionell ausüben. Dass sie so lange dabei bleibt, hatte sie nicht geplant. „Wenn man jung ist und eine Karriere beginnt, denkst du gar nicht darüber nach. Du hast eher kurzfristige Steps vor Augen und machst das, weil du mit Leidenschaft dabei bist“. Zusätzliche Motivation gab es von einem Trainer aus ihrer Jugendzeit: „Saskia, wenn du auf dem Boden bleibst, dann kann aus dir vielleicht mal eine Große werden“, gab er ihr mit auf den Weg. Er sollte Recht behalten.
 
11. Mai 2017, 10.20 Uhr
Nicole Nadine Seliger
 
 
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