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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

1. FFC Frankfurt-FF USV Jena 4:2

Immer schön demütig bleiben

Nach der Niederlage in München, der Länderspielpause und dem weiterkommen im Pokal sah es zur Pause de Spiels gegen den FF USV Jena nach einer Niederlage aus. Im Endspurt schaffte der 1. FFC Frankfurt noch einen 4:2-Sieg.
Wer es wegen der Proteste rund um die IAA nicht pünktlich ins Stadion am Brentanobad geschafft hatte, sah beim Eintreffen einen 1. FFC Frankfurt, der scheinbar auf einen überfallartigen Angriffsmodus gesetzt hatte, um dem FF USV Jena klar zu machen, wer hier die Herrinnen im Haus sind. Um so überraschender erfuhren die Nachzüglerinnen dann, dass die Gäste seit der dritten Minute mit 1:0 durch ein Tor von Julia Arnold führte. Die Abwehr des FFC präsentierte sich wenig sortiert und auch Trainer Niko Arnautis monierte in der Pressekonferenz nach dem Spiel eben diesen Mangel. „Wir haben den Eckball gar nicht verteidigt“, machte er keinen Hehl daraus, dass dies so absolut nicht gehe. Zwei Meter vorm Tor darf keine Gegenspielerin so frei aufs Tor köpfen. „Das haben wir sehr schlecht verteidigt.“ Derart kalt erwischt, versuchten die Frankfurterinnen das schnell abzuschütteln, gingen aggressiv zu Werke, aber auch Jena zeigte sich bissig. „Wir hatten uns vorgenommen, den FFC zu ärgern“, gab USV-Trainer Chris Heck zum Besten. „Den Eckball haben wir gestern noch einstudiert.“

Reuteler oder Freigang drangen immer wieder vom Flügel in den Strafraum ein, Feiersinger und Dunst spielten einige gute, ansehnliche Pässe, allerdings gab es auch bei solche technisch versierten Spielerinnen unverständliche Ballverluste. Immerhin stimmte die Moral was sich in schnellen Rückeroberungen niederschlug. Nur wenn man den Ball danach mit einem fahrigen Zuspiel gleich wieder verlor, war das vergebene Liebesmühe. Statt selber zu Zählbarem zu kommen, fing sich Arnautis Team in der 25. Minute noch einen Konter ein und lag durch den schönen Treffer von Christin Meyer 0:2 gegen den Tabellenletzten zurück. Aber von Frust keine Spur, der FFC ergab sich nicht dem Schicksal. Freigang wurde, von Reuteler freigespielt, abgeblockt, der Ball kam zur Schweizer Stürmerin zurück, die in der 30. Minute aus spitzem Winkel auf 1:2 verkürzte. „Der Anschlusstreffer vor der Pause war wichtig“, erklärte der Heimtrainer. Allerdings hatten die Jenaerinnen tatsächlich Chancen, in den ersten 45 Minuten auf 4:1 davon zu ziehen. Glück gehabt.

Beim Pausentee schwor Arnautis seine Elf darauf ein, dass es noch möglich sei, das Spiel zu drehen. Die erste Möglichkeit hatte wieder Jena, das eindrucksvoll den Beweis antrat, dass es keine leichten Spiele mehr gibt in der Frauenfußball-Bundesliga, da alle Mannschaften viel näher zusammengerückt sind, Wolfsburg vielleicht einmal ausgenommen. Selbst die selbst erklärten Meisterschaftskandidatinnen des FC Bayern ließ gegen Bayer Leverkusen zu Hause Federn. Technischen Kabinettstückchen wie Tunneln und Austanzen der Gegnerinnen standen klassische Stockfehler und reichlich Missverständnisse bei blind gespielten Pässe entgegen. Dumm halt, wenn die Mitspielerin überraschende Ideen nicht intuitiv erahnen. So lief so einiges ins Leere. Gut nur, dass Tanja Pawollek Neuzugang Barbara Dunst die Möglichkeit eröffnete, mit einem trockenen Fernschuss in der 60. Minute den Ausgleich zu erzielen. Es geht doch. Endlich war der 1. FFC im Spiel, auch weil der FF USV Jena jetzt nachließ. „Bis dahin hatten wir gut dagegen gehalten, dafür muss ich meiner Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen“, analysierte Chris Heck. Mit Shekiera Martinez wechselte Arnautis neun Minuten später einen ständigen Unruheherd ein, um die USV-Abwehr zu beschäftigen. Ein Pawollek-Freistoß strich knapp vorbei, Freigang erwischte bei einem Flugkopfball die Kugel nicht richtig. Das 3:2 markierte Hechler mit einem satten Fernschuss, vier Minuten später erhöhte Martinez noch auf 4:2.

Auch Arnautis machte seinen Spielerinnen ein Kompliment. „Man kann nicht immer aus einem 1:2 ein 4:2 machen“, unterstrich er und gab dennoch die Losung aus: Immer schön demütig bleiben. „Letztes Jahr hatten wir nach drei Spielen null Punkte, jetzt sind es sechs. Da kann man auch mal glücklich und zufrieden sein.“ Noch eine Randnotiz. Wenn man sich bald mit der Eintracht konkret über die Darstellung des Frauenteams – dann mit dem Adler auf der Brust – auseinandersetzt, sollte man unbedingt auch über eine neue Einlaufmusik nachdenken. Dieses Metal-Geholze passt einfach nicht zum Auftritt der jungen Frauen. Vielleicht sollte man einfach mal eine kreative Musikerin suchen, die etwas komponiert, das zum Image passt.
 
16. September 2019, 12.46 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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