Partner
Klassik-Tipp
Das Ensemble Modern im Museum Judengasse
Was ist eigentlich „jüdische Musik“? Drei Komponisten und Mitglieder des Ensemble Modern stellen sich im Museum Judengasse dieser Frage und präsentieren drei unterschiedliche Antworten.
Dieses Kammermusikkonzert ist in seiner Ausrichtung mehr als außergewöhnlich und unbedingt empfehlenswert. Zum einen widmet es sich mit seiner Auswahl an Kompositionen einem jüdischen, im Holocaust ermordeten Komponisten, nämlich Erwin Schulhoff. Zum anderen wird eine Uraufführung von Dana Barak vorgestellt, die sich selbst als Vertreterin einer modernen jüdischen Musiktradition versteht. Und dann erklingt auch ein Werk des aus Jerusalem stammenden Amit Gilutz, der mit seinen Klangcollagen die israelische Gesellschaft eher kritisch beleuchtet, teilweise sogar aus propalästinensischer Perspektive.
Der Schwerpunkt liegt auf dem Werk des zu Unrecht vergessenen Erwin Schulhoff. Er wurde 1894 als Kind einer deutsch-jüdischen Familie in Prag geboren und war damit ein echtes Mulitkulti-Kind. Als Zehnjähriger kam er auf Dvořáks Empfehlung an das Prager Konservatorium und war vom Kosmos der damaligen Komponisten-Szene begeistert. Nach dem Ersten Weltkrieg fand er seine eigene Sprache, die von verschiedenen Einflüssen und Stilen zeugt – so, wie auch der kulturelle Mix seiner Kindheit. Sein Werk „Die Wolkenpumpe“ aus dem Jahr 1922 zeigt den Einfluss des Dadaismus. Dieser wunderbare, artifizielle Blödsinn kommt auch in seiner Komposition „Bassnachtigall“ heraus, die, man ahnt es bereits, für ein Instrument geschrieben ist, das alles andere hell wie eine Nachtigall klingt, nämlich für das Kontrafagott.
Ein ähnlicher Witz ist in der deutschen Erstaufführung „walking man after Giacometti’s Walking Man“ von Amit Gilutz erkennbar, mit dem er auf die gleichnamige Kunstfigur des Schweizer Künstlers Giacometti anspielt. Einen anderen Akzent setzt die jüdische Komponistin Dana Barak, die in ihren Werken traditionelle hebräische Motive integriert und sich damit bewusst in eine jüdische Musiktradition einreiht. Das Konzert wird moderiert von Schülerinnen und Schülern der Spurensuche-AG der Wöhlerschule, die mit viel Engagement von D. Guillemarre und P. Alke geleitet wird.
Info
Mitglieder des Ensemble Modern, Neue Musik, Ffm: Museum Judengasse, Battonnstraße 47, 13.5., 18 und 20 Uhr, Eintritt frei, anmelden unter theresa.gehring@freunde-jmf.de
Der Schwerpunkt liegt auf dem Werk des zu Unrecht vergessenen Erwin Schulhoff. Er wurde 1894 als Kind einer deutsch-jüdischen Familie in Prag geboren und war damit ein echtes Mulitkulti-Kind. Als Zehnjähriger kam er auf Dvořáks Empfehlung an das Prager Konservatorium und war vom Kosmos der damaligen Komponisten-Szene begeistert. Nach dem Ersten Weltkrieg fand er seine eigene Sprache, die von verschiedenen Einflüssen und Stilen zeugt – so, wie auch der kulturelle Mix seiner Kindheit. Sein Werk „Die Wolkenpumpe“ aus dem Jahr 1922 zeigt den Einfluss des Dadaismus. Dieser wunderbare, artifizielle Blödsinn kommt auch in seiner Komposition „Bassnachtigall“ heraus, die, man ahnt es bereits, für ein Instrument geschrieben ist, das alles andere hell wie eine Nachtigall klingt, nämlich für das Kontrafagott.
Ein ähnlicher Witz ist in der deutschen Erstaufführung „walking man after Giacometti’s Walking Man“ von Amit Gilutz erkennbar, mit dem er auf die gleichnamige Kunstfigur des Schweizer Künstlers Giacometti anspielt. Einen anderen Akzent setzt die jüdische Komponistin Dana Barak, die in ihren Werken traditionelle hebräische Motive integriert und sich damit bewusst in eine jüdische Musiktradition einreiht. Das Konzert wird moderiert von Schülerinnen und Schülern der Spurensuche-AG der Wöhlerschule, die mit viel Engagement von D. Guillemarre und P. Alke geleitet wird.
Mitglieder des Ensemble Modern, Neue Musik, Ffm: Museum Judengasse, Battonnstraße 47, 13.5., 18 und 20 Uhr, Eintritt frei, anmelden unter theresa.gehring@freunde-jmf.de
10. Mai 2024, 09.07 Uhr
Sandra Müller-Berg
Sandra Müller-Berg
Sandra Müller-Berg hat Geisteswissenschaften studiert; es folgte die Promotion an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Sie arbeitete bei diversen Kulturorganisationen und war Assistentin am Lehrstuhl Musikwissenschaft und Lehrbeauftragte für Musikwissenschaft. Seit Juni ist sie freie Redakteurin für klassische Musik im JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Sandra
Müller-Berg >>
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Art Talk in Frankfurt
Kritik am Überkonsum in der Milchsackfabrik
Die Ausstellung „Reserve of Dead White“ beschäftigt sich in der Frankfurter Milchsackfabrik mit globalen Produktionskreisläufen, den Folgen dieser Produktionsweise auf Gesellschaft und Umwelt.
Text: Kevin Knöss / Foto: “The Black Sea” 2024 Charcoal on canvas 360x240cm Courtesy: ©KfW Stiftung, Photo: Jens Gerber
KulturMeistgelesen
- Frankfurter Buchmesse 2024Mafia-Enthüllungsjournalist, BookTok und die Games-Branche
- Gitarrist der Rodgau MonotonesAli Neander veröffentlicht neues Album zuerst auf CD
- Martin Parr im Fotografie Forum FrankfurtLebendige Fotografie in schwarzweiß
- Alte Oper FrankfurtAmazônia: Konzert trifft Fotokunst
- Fantasy Filmfest in FrankfurtSpukreiche Zeit im Kino Harmonie
30. September 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen